Schnannerbach: Innovativer Murenschutz

Die beiden Techniker Mathais Luxner (re.) und Engelbert Gstrein haben den innovativen Murenschutz entwickelt.
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PETTNEU/IMST (otko). Rund 1,1 Millionen Euro werden derzeit am Schnannerbach verbaut. Bereits im Oktober 2014 wurde mit den Arbeiten begonnen und im Frühjahr 2016 erfolgt die Fertigstellung. Finanziert werden die Schutzmaßnahmen von Bund, Land und der Gemeinde Pettneu.
Derzeit wird von den Mitarbeitern der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) am Mittellauf des Schnannerbaches eine Weltneuheit für den Murenschutz umgesetzt. Erste Sperren im Mittellauf des Schnannerbaches wurden vor knapp 80 Jahren errichtet. Nach den Murkatastrophen 1968 und 1990 wurden weitere Schutzmaßnahmen umgesetzt. Seither gab es immer wieder Ereignisse verschiedenster Größe. Vorallem das Hochwasser im August 2005 zeigte auf, dass es bei den Schutzmaßnahmen Adaptierungsbedraf gibt. "Die Auslässe – Dolen genannt – bei der Geschiebesperre waren zu groß und das ganze feine Murenmaterial ist durchgegangen und hat zu einer Verlandung im Mündungsberiech der Rosanna geführt. Diese Aufschotterung stellt aber eine Gefahr für den Siedlungsbereich dar", erklärt Mathias Luxner das Problem. Die WLV beauftragte nun Luxner zusammen mit Engelbert Gstrein eine Lösung für das Problem zu finden.

Mobile Lösung

Der Maschinenbauer Luxner, dessen Imster Büro auf Leichtbau spezialisiert ist, arbeitet eigentlich für alle großen Flugzeugbauer, hatte dann im Schlaf die passende Idee. Mit einem sogenannten "Schlauwehrsystem" werden die Dolen binnen vier Minuten zur Gänze verschlossen. Dabei wird im Notfall Wasser aus einem oberhalb der Sperre befindlichen Tank mit 30 Kubikmeter Fassungsvermögen in einen aus Gummi ähnlichen "Ballon" gepumpt, welcher das Durchdringen der Wassermassen und des feinen Murenmaterial verhindert. "Der Gummi ist stabiler als Stahl, der in nur wenigen Jahren vom Wasser abgeschliffen werden kann. Der hier verwendete Gummi kommt auch bei Förderbändern im Schotterabbau- und Tunnelbau zum Einsatz und hält pro Meter 70 Tonen Gewicht aus", weiß Luxner.
Jede der sechs Meter breiten und 1,2 Meter hohen Dolen kann einzeln verschlossen und wieder geöffnet werden. Dadurch wird es auch möglich das Geschiebe zurückzuhalten und das Bachbett zu spülen. Mittels Videoüberwachung, Sensoren und Fernsteuerung des "Schlauchwehrsystems" kann bei einem Notfall binnen Minuten vor Ort oder mittels iPad gehandelt werden. Die mobilen Schlauchwehre am Schnannerbach sollen 30 Jahre halten.

Große Kostenersparnis

"Bisher werden sogenannte Schlauchwehren nur bei Kraftwerken benutzt. Erstmals wird hier für den Murenschutz ein solches System probiert", erklärt Gstrein, dessen Büro für die Planung der Pumpen, der Leitungen und des Tanks verantwortlich ist. "Die Herausforderung bei dem System war die bestehende Mauer nicht zu verändern. Die WLV war bereit hier neue Wege zu gehen und mit dieser aktiven Bewirtschaftung eines Geschiebebeckens sollen in Zukunft teure und zeitintensive Räumungen und Deponierungen vermieden werden", zeigt sich Luxner überzeugt. Die beiden Techniker hoffen auf weitere Aufträge und stellen in kürze ihr Projekt bei einer Konferenz in der Schweiz vor. "Im Herbst bzw. Frühjahr sollen erste Tests erfolgen. Bisher ist das System nur am Computer simuliert worden", so Luxner.

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