Südtiroler Landesregierung
Skiverbindung Kaunertal-Langtaufers erneut abgelehnt

Keine grenzüberschreitende Skiverbindung: Das Vorhaben, Langtaufers in der Gemeinde Graun mit dem Kaunertaler Gletscher "skitechnisch" zu verbinden, wird bereits seit Jahrzehnten diskutiert. | Foto: Julian Wiederin
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  • Keine grenzüberschreitende Skiverbindung: Das Vorhaben, Langtaufers in der Gemeinde Graun mit dem Kaunertaler Gletscher "skitechnisch" zu verbinden, wird bereits seit Jahrzehnten diskutiert.
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KAUNERTAL, LANGTAUFERS. Nach eingehenden Überprüfungen hat die Südtiroler Landesregierung am 15. April die grenzüberschreitende skitechnische Verbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt. WWF fordert Tourismuswende auch in Nordtirol mit echtem Gletscherschutz und konkreten Ausbaugrenzen

Vorhaben erneut abgelehnt

Die Landesregierung hat sich am 15. April erneut mit dem Vorschlag für einen "ergänzenden Eingriff in der Skizone 'Langtaufers' in der Gemeinde Graun in Vinschgau für die skitechnische Verbindung mit der Zone Kaunertal" befasst und das Vorhaben abgelehnt.
Bevor die Landesrätin für Raumentwicklung Maria Hochgruber Kuenzer den Beschluss auf die Tagesordnung der Landesregierungssitzung gesetzt hatte, waren zahlreiche Gutachten und Überprüfungen der Auswirkungen des Vorhabens eingeholt worden.

Kaunertal-Langtaufers: Nein zu Skiverbindung

Gutachten von Umweltbeirat und sozio-ökonomischer Kommission

Der Umweltbeirat des Landes hielt fest, dass das Melagtal, ein Seitental des Langtauferer Tals, in dem die Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Tal auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern, es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen. Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasste den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten. "Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten", beschreibt Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung.
Darüber hinaus hatte die Landesregierung ein sozio-ökonomisches Gutachten an Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben. Doch auch diese Überprüfung erkannte nicht eindeutig positive Auswirkungen für die Region Obervinschgau: Die Vollständigkeit dieses Gutachtens wurde für diese Bewertung für die Landesregierung von der Anwaltschaft des Landes bestätigt.
Für Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist es "völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann."

Melagtal in Langtaufers: Die Südtiroler Landesregierung hat am 15. April die skitechnische Verbindung mit dem Kaunertal abgelehnt.  | Foto: LPA/Landesplanung
  • Melagtal in Langtaufers: Die Südtiroler Landesregierung hat am 15. April die skitechnische Verbindung mit dem Kaunertal abgelehnt.
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WWF fordert flächendeckenden Gletscherschutz in Tirol

Die Naturschutzorganisation WWF Österreich begrüßt die Absage des naturzerstörerischen Infrastrukturprojekts. „Auch auf Nordtiroler Seite muss die Politik die Zeichen der Zeit erkennen und ursprüngliche Naturlandschaften konsequent vor Verbauung schützen“, sagt Josef Schrank, Landschaftsökologe vom WWF Österreich. Denn so wie bei der geplanten Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal hat das Land Tirol im Kaunertal unberührte Gletscherflächen der Verbauung und dauerhaften Zerstörung Preis gegeben. „Der umfassende Gletscherschutz wurde auf Druck der Seilbahnlobby ausgehebelt. Die Landesregierung muss diesen Irrweg rasch verlassen, damit unsere Gletscherlandschaften wieder ohne Ausnahme geschützt werden“, fordert Josef Schrank. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik den Erhalt von Natur und Landschaft für die Allgemeinheit vor die betriebswirtschaftlichen Interessen von einigen wenigen Seilbahnunternehmen stellt. Wir brauchen echte Ausbaugrenzen für die völlig aus dem Ruder gelaufene skitechnische Erschließung.“
Das Bauprojekt Langtaufers-Kaunertal wurde seit Jahren von österreichischen Touristikern stark forciert, aber vom Alpenverein Südtirol, mehreren Umweltverbänden sowie von großen Teilen der lokalen Bevölkerung und Politik abgelehnt und bekämpft. Mit dem Melagtal wäre ein weitgehend naturbelassenes Seitental des Langtauferer Tals skitechnisch verbaut worden und eine neue Verbindung in das Kaunertaler Gletscherskigebiet entstanden.

Touristische Trendwende nötig

Auf Nordtiroler Seite wurde 2005 eine rund 300 Hektar große unberührte Gletscherfläche des Gepatschferners durch das Tiroler Raumordnungsprogramm zum „Schutz der Gletscher“ sogar vom Gletscherschutz ausgenommen und damit eine Verbauung grundsätzlich erst ermöglicht. „Die Tiroler Landesregierung muss dringend eine Trendwende einleiten und auf einen naturverträglichen und nachhaltigen Tourismus setzen“, fordert WWF-Experte Josef Schrank. „Intakte, ursprüngliche Landschaften sind die Grundlage des alpinen Tourismus. Daher müssen die Konzepte der Zukunft wieder mehr mit der Natur arbeiten anstatt gegen sie.“

Falkner: "Schauen uns Beschluss der Landesregierung genau an"


Wegweisende Entscheidung im Sinne der Umwelt

Der Alpenverein Südtirol, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der Heimatpflegeverband Südtirol und die Umweltschutzgruppe Vinschgau setzen sich bereits seit Jahren dafür ein die noch intakten Bereiche des Südtiroler Hochgebirges im Sinne der Alpenkonvention als Ruhezonen zu bewahren, auf intensivtouristische Erschließungen im Melagtal zu verzichten und auf umweltverträgliche Alternativen in Langtaufers zu setzen. "In der Sitzung der Landesregierung wurde die geplante Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt. Das ist eine sehr gute Nachricht für Langtaufers und ein Gewinn für alle: Für die Bevölkerung und für einen intakten hochalpinen Lebensraum", heißt es in einer Aussendung.
Daher begrüßen die genannten Vereine und Verbände die wegweisende Entscheidung im Sinne der Umwelt durch Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und die Landesregierung ausdrücklich.

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