Covid-19
Sozial- und Gesundheitssprengel: "Neue Situation erfordert anderes Arbeiten!"

In den Wohn- und Pflegeheimen im Bezirk gilt Besuchsverbot. Auch der mobile Dienst der Gesundheits- und Sozialsprengel bzw. Sozialen Dienste musste eingeschränkt werden. | Foto: Siegele
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  • In den Wohn- und Pflegeheimen im Bezirk gilt Besuchsverbot. Auch der mobile Dienst der Gesundheits- und Sozialsprengel bzw. Sozialen Dienste musste eingeschränkt werden.
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BEZIRK LANDECK (sica). Die Arbeitsweise in den fünf Sozial- und Gesundheitssprengeln bzw. Sozialen Diensten musste in den letzten Wochen komplett umgestellt und stark eingeschränkt werden. Die Geschäftsführer sprachen mit den BEZIRKSBLÄTTERN über die herausfordernde Ausnahmesituation.

Bisher kein Corona-Fall

In allen Sprengeln wurde berichtet, dass es noch zu keiner Covid-19 Infizierung bei Klienten, Heimbewohnern oder Mitarbeitern gekommen sei. Bei geringsten Symptomen wird das Personal aus dem Dienst genommen, getestet und unter häusliche Quarantäne gestellt, bis die Ergebnisse vorliegen. Die Test verliefen bis jetzt alle negativ und personaltechnisch sei man trotz diesen zwischdnzeitlichen, merhtägigen Ausfällen sehr gut gerüstet. Es findet zudem eine enge Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde der BH Landeck statt, welche bei Rückfragen jederzeit erreichbar sei. 
Die Geschäftsführer Christoph Heumader (Soziale Dienste St. Josef Grins), Kathrin Hörschläger (Soziale Dienste Stanzertal), Anton Pircher (Sozial- und Gesundheitssprengel Landeck-Zams-Fließ-Schönwies), Andrea Erisöz-Gastl (Sozial- und Gesundheitssprengel Obergricht) und Simone Lutz (Sozialsprengel Pfunds-Nauders-Spiss) sind sich einig: Als oberstes Gebot gilt, die Heimbewohner und Klienten als Hochrisikogruppe durch verschärfte Hygienemaßnahmen und eingeschränkte Arbeitsweise bestmöglich zu schützen. Dafür wird auch viel Verständnis von den Klienten und Heimbewohnern gezeigt.

Mobile Dienste auf Minimalbetrieb heruntergefahren

Im ganzen Bezirk wurde die mobile Arbeit der sozialen Dienste auf Notbetrieb heruntergefahren. Mit Schutzbekleidung werden derzeit nur noch Klienten besucht, die eine medizinische Betreuung benötigen oder in dringenden Fällen Heimhilfe brauchen. "Viele Klienten des mobilen Dienstes fallen ohnedies zurzeit weg, da die Angehörigen momentan zu Hause sind und der dadurch nicht notwendige Kontakt zu Personen von Außen vermieden werden will.", berichtet Anton Pircher. 
Zusätzlich zu erweiterten Maßnahmen wie Schutzbekleidung wird im Sozialsprengel Pfunds-Nauders-Spiss gezielt geschaut, wer wann eingesetzt wird. "Zu Beginn haben wir darauf geachtet, dass vor allem Frauen mit kleinen Kindern vorab zuhause bleiben, da sie durch den Schulalltag viel Kontakt zu anderen Kindern hatten und mögliche Überträger sind.", so Simone Lutz. 
Generell sei es ein entschleunigtes Arbeiten, so bezeichnet Andrea Erisöz-Gastl die momentane Lage. "Die neue Situation erfordert anderes Arbeiten!" Sie weist aber auch auf die Unsicherheit, die Mitarbeiter verspüren hin: "Wir hoffen, dass wir mit Kurzarbeit diese auch für den Sprengel wirtschaftlich schwierige Situation übertauchen können." Als Dienst an vorderster Front spielen die Mitarbeiter mobiler Pflege auch eine tragende Rolle dabei, Krankenhäuser zu entlasten. "Unsere Aufgabe ist es, in dieser Krisensituation Klienten so lange wie möglich medizinisch zu Hause zu betreuen und einen Krankenhausaufenthalt weitgehend zu vermeiden!", betonte Simone Lutz. "Man fühlt sich trotz dieser wichtigen Funktion allerdings von der Regierung ein bisschen vergessen.", bedauerte Erisöz-Gastl.

Lösungen in Quarantänegebieten mit Sonderregelungen

Für die Gemeinden im Paznaun, St. Anton am Arlberg und St. Christoph gilt eine Sonderregelung der vom Land Tirol verordneten Verkehrsbeschränkung, was die mobilen Mitarbeiter vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Im Stanzertal sind die mobilen Dienste berechtigt, im Quarantänegebiet ihren Dienst zu verrichten. "Die Besprechungen mit dem mobilen Dienst erfolgt telefonisch", erklärt Kathrin Hörschläger. "Zur Dokumentation der Arbeit haben wir ausreichend DSVGO konforme, digitale Programme, was die Vermeidung sozialer Kontakte vereinfacht." 
Im Paznaun decken momentan die im Tal wohnhaften Mitarbeiter den Bedarf an mobilen Diensten ab. "Schutzbekleidung oder benötigte Materialien werden zum Checkpoint am Taleingang gebracht und dort übernommen.", so Christoph Heumader. 

In den Wohn- und Pflegeheimen im Bezirk gilt Besuchsverbot. Auch der mobile Dienst der Gesundheits- und Sozialsprengel bzw. Sozialen Dienste musste eingeschränkt werden. | Foto: Siegele
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Sondersituation in Wohnheimen

Aufgrund der Nähe zu "Corona-Hotspots" und der Tatsache, dass die Gemeinden des Paznauns zum Heimverband der Sozialen Dienste St. Josef in Grins gehören, wurde dort bereits vor der Landesverordnung gehandelt. "Die Besuchsmöglichkeiten und der Zutritt für Ehrenamtliche und andere Personen von Außen wurden schon frühzeitig eingestellt und der stationäre Dienst abgeschottet.", betonte Heumader.
Die herausfordernde Situation, Menschenansammlungen in einer Wohngemeinschaft wie einem Altersheim zu vermeiden, wird im Wohn- und Pflegeheim Stanzertal durch die strikte Trennung der einzelnen Wohnbereiche umgesetzt. "Wir haben drei Bereiche im Heim, welche auch nicht überschritten werden dürfen. Weiters wurden natürlich alle Gruppenaktivitäten aus dem Programm genommen.", erklärte Hörschläger.
In Landeck steht eine vermeintlich zusätzliche Herausforderung im Raum: Der Pflegedienstleiter David Mussak ist in See wohnhaft und befindet sich somit zurzeit in Quarantäne mit Sonderregelung. "Durch unsere Struktur mit vier Bereichsleitern können wir seinen Ausfall für einige Zeit überbrücken und für einige Zeit seine Funktionen übernehmen.", informierte Anton Pircher. 

Das Wohn- und Pflegeheim St. Josef in Grins schottete bereits vor der Landesverordnung das Heim vor Personen von Außen augfrund des Bezugs zum Paznaun ab. | Foto: Kolp
  • Das Wohn- und Pflegeheim St. Josef in Grins schottete bereits vor der Landesverordnung das Heim vor Personen von Außen augfrund des Bezugs zum Paznaun ab.
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Verständnis von Klienten und Heimbewohnern

Die Geschäftsführer berichteten unisono, dass das Verständnis der Klienten für eingeschränkte mobile Dienste in Schutzbekleidung, sowie der Heimbewohner für das Besuchsverbot sehr groß sei. "Trotzdem herrscht natürlich eine andere Stimmung im Heim.", erzählt Christoph Heumader.
Man sei bemüht, den Alltag so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, um beispielsweise fehlende Besuche zu kompensieren. Eine kreative Alternative wurde im Stanzertal gefunden: "Wir konnten ein weiteres Handy organisieren und versuchen nun, mittels Videotelefonie die Angehörigen auf eine andere Art in das Wohnheim zu holen.", so Kathrin Hörschläger. 

Zeichen von Solidarität

Im Obergricht arbeitet man mit Schutzmasken, welche von der Bevölkerung gespendet wurden, berichtet Andrea Erisöz-Gastl. Auch bei den Sozialen Diensten St. Josef Grins finden Handschuhe und Desinfektionsmittel Verwendung, die von Beherbergungsbetriebe in Ischgl gespendet wurden.
Viele solche Dienste zeigen in den vergangenen Tagen einen besonderen Zusammenhalt und Solidarität. 

Großes Dankeschön

Es gilt momentan, jeden Tag als solchen abzuarbeiten und täglich neu zu analysieren und zu entscheiden. Im Gespräch betonte alle Geschäftsführer, dass sie allen Mitarbeitern für ihre tolle Arbeit und das hohe Verantwortungsbewusstsein und den Klienten, Bewohnern und Angehörigen für ihr Verständnis für die eingeschränkten Möglichkeiten herzlichst danken. 
Auch beim Gesundheits- und Sozialsprengel und den sozialen Diensten gilt: Sie sind für uns da - bleiben wir deshalb für sie daheim!

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