Urkundenübergabe
UNESCO: Rieselbewässerung als immaterielles Kulturgut – mit VIDEO

- Urkundenübergabe an die "Waaler": BH Markus Maaß, Kurt Tschiderer, Obmann Stefan Nothdurfter, Gabriele Detschmann (UNESCO), Vizebgm. Ferdinand Beer (Stanz) und BH Raimund Waldner (v.l.).
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LANDECK/IMST (otko). Neun Waalgenossenschaften aus dem Oberland freuen sich über die Eintragung ins nationale UNESCO-Verzeichnis. In der BH Landeck wurden nun die Urkunden übergeben.
Aufnahme in nationales UNESCO-Verzeichnis
Groß war die Freude im vergangenen Herbst bei den Obmännern der Waalgenossenschaften und bei den Gemeindevertretern. Grund war nämlich die Aufnahme der "Rieselbewässerung im Tiroler Oberland" in das österreichische UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Neun Waalgenossenschaften aus dem Bezirk Landeck und dem Bezirk Imst waren in dieses Vorhaben eingebunden.
Vergangenen Mittwoch erfolgte nun mit einem Festakt auf der BH Landeck die feierliche Urkundenübergabe an die Vertreter der Bewässerungsgemeinschaften und Gemeinden.
Jahrhundertealte Bewässerungsmethode
Bei der Einreichung handelt es sich um eine jahrhundertealte Bewässerungsmethode der inneralpinen Trockengebiete. Über eine Einkehr wird Wasser von einem Bach in den Hauptwaal (Kanal) geleitet, in dem es bei geringer Neigung zu den zu bewässernden Grundstücken fließt. Die einfache aber effiziente Methode der Bewässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen wird heute von neun Genossenschaften in acht Gemeinden des Tiroler Oberlandes praktiziert. Die neun Genossenschaften bzw. Interessentschaften setzten sich aus der Waalinteressentschaft Frauns (Ried i.O.), der Bewässerungsinteressentschaft Feld-Leiten (Prutz), der Bewässerungsgenossenschaft Tulle (Prutz), der Fillwaalgenossenschaft Grins, der Bewässerungsgenossenschaft Neuer Bach (Stanz), der Wassergenossenschaft Perjen (Landeck), Stöffl Waal (Imst), Krabach (Krabichl-) Waal (Tarrenz/Obertarrenz) und die Bewässerungsgenossenschaft Haiming/ Silz-West zusammen.
Wertschätzung ist gestiegen
Treibende Kräfte hinter der Einreichung waren der Pettneuer Alt-Bgm. Kurt Tschiderer und Stefan Nothdurfter aus Stanz, Obmann der Bewässerungsgenossenschaft Neuer Bach. Christian Leibundgut, Professor für Hydrologie an der Universität Freiburg, hat sich seit 30 Jahren dem Erforschen von Europas natürlichen Bewässerungssystemen verschrieben. Dieser hat Nothdurfter überzeugt, dass man sich um eine nationale und internationale Anerkennung bemühen soll. Von der Waalgruppe wurden Werner Holzner und Burghard Fiechtner als Berater hinzugezogen.
"Für uns ist es eine große Ehre, dass die Rieselbewässerung im Tiroler Oberland in das nationale UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Liebe Waalhirten und Waalmeister macht weiter so. Gerade die Genossenschafter leisten einen wertvollen Beitrag für die Erhaltung der Kulturlandschaft", betonte Kurt Tschiderer. Mit der Wahrnehmung steige auch die Wertschätzung. Seitens des ORF gäbe es Interesse für eine 50-minütige Dokumentation über die Rieselbewässerung.
Für die Waaler sprach stellvertretend Stefan Nothurfter: "Diesen Festtag gibt es nur, weil Leute Strapazen auf sich nehmen, um dieses jahrhundertealte System aufrecht zu erhalten. Die Bedingungen werden aber nicht leichter, da immer weniger Landwirte mehr leisten müssen." Das Erbe sei eine Belastung und Aufgabe zugleich. In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Gemeinden und das Land Tirol für weiterhin eine tatkräftige Unterstützung
Kulturgut weiter bewahren
"Für den Bezirk Landeck ist diese Auszeichnung bedeutet. Wir leben in einer alpinen Trockenzone und über die Jahrhunderte war das Bewässern immer ein Thema. Daher muss das alte Kulturgut gepflegt, bewahrt und geschätzt werden", betonte der Landecker BH Markus Maaß.
Auch für den Imster BH Raimund Waldner war es ein ganz besonderer Tag für das Tiroler Oberland. "Wir können stolz darauf sein, dass diese Bewässerungsysteme in Stand gehalten werden. Gerade die trockenen Sommer im Jahr 2003 und 2018 haben gezeigt, wie wichtig diese Anlagen sind. Mit einfachen Mitteln haben die Bauern auf ihre Existenzsicherung geschaut." Daher gelte die Wertschätzung den Menschen, die diese Bewässerungssysteme in der Vergangenheit ausgeklügelt und gebaut haben. Eine Anregung deponierte BH Waldner in diesem Zusammenhang auch noch: "Die Anlagen und die schöne Landschaft sollten ähnlich wie die Waalwege rund um Meran für den Sommertourismus noch besser beworben werden."
Dr. Gabriele Detschmann, UNESCO Fachbereich Immaterielles Kulturerbe, zeigte sich angesichts der weltweiten Wasserknappheit sehr dankbar für die Einreichung. "Aufgrund der Technikgläubigkeit in Europa fehlt oft das Bewusstsein, diese alten Techniken über Generationen zu erhalten." Ihre Unterstützung sagte sie auch für die internationale Bewerbung zu. Bisher gäbe es nur drei Eintragungen aus Algerien, Peru und Spanien in diese repräsentative Liste.
Auch die Vertreter der Landwirtschaftskammer, Direktor Ferdinand Grüner und Bezirksstellenleiter Peter Frank, sowie regioL-Geschäftsführer Gerald Jochum gratulierten.
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