Zukunft der Pflege liegt in der Vernetzung der stationären und ambulanten Dienste

Beim Euregio-Pflegesymposium in Innsbruck: Von links LR Bernhard Tilg mit den drei Präsidenten der  Altenheime-Dachorganisationen von Tirol, Trentino und Südtirol, Karl Thurnbichler, Antonio Giacomelli und Norbert Bertignoll. | Foto: Land Tirol/Schwarz
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  • Beim Euregio-Pflegesymposium in Innsbruck: Von links LR Bernhard Tilg mit den drei Präsidenten der Altenheime-Dachorganisationen von Tirol, Trentino und Südtirol, Karl Thurnbichler, Antonio Giacomelli und Norbert Bertignoll.
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GRINS/TIROL. Die Pflege steht in den kommenden Jahren vor großen organisatorischen und finanziellen Herausforderungen. Bei steigendem Pflege- und Finanzierungsbedarf gilt die Vernetzung von ambulanten und stationären Diensten als ausschlaggebend für die Zukunft der Pflege. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino hat erstmals eine vergleichende Studie zur Optimierung der Pflegedienste durch Vernetzung ausgearbeitet, die heute Mittwoch im Rahmen des 4. Euregio-Pflegesymposiums in Innsbruck vorgestellt wurde. Über 90 Prozent der Heimbewohner und Angehörigen sind mit Information und Qualität der Beratung zufrieden. „Unsere Europaregion-Studie bestätigt zugleich die hohe Bereitschaft aller Akteure, die Zusammenarbeit zum Wohle der betreuten Menschen zu verstärken. Dies steigert die Qualität der Betreuung und hilft Kosten sparen“, so der für Pflege zuständige Landesrat Bernhard Tilg.

Bevölkerung wird immer älter

Die Bevölkerung in Tirol, Südtirol und dem Trentino wird immer älter. Allein in Tirol wird in den kommenden zehn Jahren der Anstieg der Bevölkerung über 75 Jahre 39,8 Prozent betragen, von rund 52.000 Personen 2012 auf rund 72.800 Personen 2022. Die Pflege wird damit sowohl in den Altersheimen der drei Länder Tirol (86), Südtirol (75) und Trentino (45) als auch im ambulanten Bereich vor enorme organisatorische und finanzielle Herausforderungen gestellt.
Die Studie der Europaregion ermittelt auf Grundlage von Interviews, Workshops und Gesprächen mit der öffentlichen Verwaltung, den Leistungserbringern und den Leistungsempfängern, wo in Sachen Pflege bereits welche Netzwerke in welchen Bereichen in den drei Ländern vorkommen und wo die Potentiale der Vernetzung liegen. Bestätigt wurde, dass der Aufbau und die Fortführung von Vernetzungstätigkeit unter den Akteuren gewünscht werden. Dabei helfen gemeinsame Arbeitsgruppen von ambulanten und stationären Diensten zur Überwindung von organisatorischen Grenzen. Die Akteure fordern, dass die Netzwerkarbeit bereits im Rahmen der Pflegeausbildung Platz findet. Von zentraler Bedeutung ist ein gutes Netzwerk von ambulanten und stationären Diensten auch bei der Etablierung innovativer Pflegeformen wie dem betreuten Wohnen.

Vorbild: Oberländer Sozialsprengel und Pflegeheim Grins

Besonders anschaulich wurden die Vorteile der Vernetzung am Beispiel der vorbildhaften Zusammenarbeit zwischen den drei Säulen der Seniorenbetreuung des Sozial- und Gesundheitssprengels St. Josef in Grins: „Die ambulanten und stationären Dienste der Region arbeiten intensiv mit den Sozial-und Pflegevereinen zusammen und ermöglichen dadurch einen optimalen und langfristig geplanten Zugang zu Betreuungsdiensten. Dies ist vorbildhaft für die gesamte Europaregion“, so LR Tilg.
Gottlieb Sailer, Geschäftsführer des Sozial- und Gesundheitssprengels St. Josef betont die wertvolle ehrenamtliche Arbeit der Sozial- und Pflegevereine in den Sprengelgemeinden. „Die Sozial- und Pflegevereine der Region, zusammen mit den Hausärzten, sind unsere sozialen Brandmelder, sie melden uns wo Hilfe und Betreuung notwendig ist“, so Sailer.

Der Blick des Betreuten: gute Information, einheitliche Ansprechpartner

Ein besonders innovativer Ansatz der Europaregion-Studie liegt in der Einbindung der Betreuten und der Angehörigen, deren Erfahrungen wertvolle Grundlagen für die Ausrichtung der Vernetzung von ambulanten und stationären Diensten liefern. Im Rahmen von 473 telefonischen Interviews haben über 90 Prozent der Befragten angegeben, dass sie mit Information und Qualität der Beratung zu den Pflegedienstleistungen zufrieden waren. Wichtigste Auskunftsquelle für die Frage, wo man die gewünschte Information erhält (Altersheim, Sozialsprengel) sind Hausarzt, Bekannte und das Krankenhaus. Auch mit dem Zeitlauf zeigten sich die Betreuten in hohem Maß zufrieden. Über 85 Prozent haben die Auskunft in nach eigenem Empfinden angemessener Zeit erhalten.
Die Studie und die Videos zu den Vorbildstrukturen sind auf www.europaregion.info/de/pflegestudie.asp abrufbar.
Die Studie wurde vom EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gemeinsam mit den Projektpartnern Land Tirol, Autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trient sowie dem Verband der Seniorenwohnheime Südtirols (VdS), dem Trentiner Landesverband der öffentlichen Fürsorgeeinrichtungen (U.P.I.P.A) und der ARGE Tiroler Altenwohnheime in Auftrag gegeben.

Beim Euregio-Pflegesymposium in Innsbruck: Von links LR Bernhard Tilg mit den drei Präsidenten der  Altenheime-Dachorganisationen von Tirol, Trentino und Südtirol, Karl Thurnbichler, Antonio Giacomelli und Norbert Bertignoll. | Foto: Land Tirol/Schwarz
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