Das Kopftuch, das kurz Probleme zudeckt...

Vom Kopftuchverbot zur Feindschaft gegen Schleier und Ordensgewand ist ein kleiner Schritt. Das säkulare Österreich wird ausgerechnet von einem Jungpolitiker mit christlichen Wurzeln voran getrieben... | Foto: katholisch.at
  • Vom Kopftuchverbot zur Feindschaft gegen Schleier und Ordensgewand ist ein kleiner Schritt. Das säkulare Österreich wird ausgerechnet von einem Jungpolitiker mit christlichen Wurzeln voran getrieben...
  • Foto: katholisch.at
  • hochgeladen von Martin Frank Riederer OPraem

oder wann meine Mutter das Kopftuch trug---

Damit auch jeder mitreden kann hat der Herr Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres Sebastian Kurz das Kopftuch ein weiteres Mal in die Debatte geworfen. Der Minister ist dagegen. Einem Berater folgend soll das Kopftuch bald aus dem Schulbereich verbannt werden. „Weil es dort um Vorbildwirkung und Einflussnahme auf junge Menschen geht. Österreich ist zwar ein religionsfreundlicher, aber auch ein säkularer Staat“, so Kurz.

Das Kopftuch meiner Mutter

Meine Jugendjahre liegen nun etwas über 40 Jahre hinter mir. In dieser Zeit gehörte das Kopftuch noch zu den Standard-Bekleidungsstücken erwachsener Frauen in unseren Breitengraden. Wenn meine Mutter uns weckte waren ihre Haare mit einem Kopftuch zurück gebunden, denn da hatte sie gerade den frisch eingeheizten Küchenherd mit Sidol und Zeitungspapier auf Hochglanz geputzt. Das Kopftuch hielt ihre Haare schützend zurück vor der langsam erhitzenden Herdplatte. Wenn uns Mutter auf dem Schulweg begleitete war sehr oft das Kopftuch angesagt. Es schützte vor unangenehmem Wind oder war manchmal einfach nur praktisch verdeckend, wenn die Dauerwelle nicht mehr so hielt und der Friseurtermin längst fällig war. Mutters Kopftuch schützte sie im Winter vor Kälte und durfte auch beim Gottesdienst getragen werden (im Gegensatz zum Hut der Männer). Multifunktional konnte das Kopftuch auch als Schal dienen und half uns Kindern bei Halsschmerzen als wärmendes Heilmittel.

Populistischer Theaterdonner statt Integrationspolitik

Zugegeben, das kann der Herr Bundesminister alles nicht wissen. Vielleicht ist er darum auf der primitiv-populistischen Thematisierung des Kopftuchs bei Muslimen ausgerutscht. Wir reden hier – wohlgemerkt – nicht von den vorhangartigen Verpackungsmaterialien der Burka, sondern von dem Kopftuch muslimischer Frauen. Dieses Stück Stoff zum Thema zu machen, angesichts der Gesamtsituation der Welt und der leidvollen Wirklichkeit vieler Flüchtlinge in Europa ist entweder geschickte Vorwahlkampftaktik oder einfach Dummheit. In jedem Fall ist´s ein Fehlgriff und ein Zeichen von Unfähigkeit tatsächlich zu integrieren. Caritas-Direktor Schärmer hat es in einem Facebook-Statement auf den Punkt gebracht: „Wir haben wahrhaft größere Herausforderungen zu meistern als über Kopfbedeckungen zu streiten...Pflege, Bildungsstandort, leistbares Wohnen, Beschäftigung, Klimaschutz, Gemeinwohl, Förderung des Zusammenhalts....usw.
Wenn die populistische Streiterei und damit das gigantische 'Ablenkungsmanöver' weitergeht, dann haben wir wirklich einen 'Dachschaden' in der heimischen Politik.“
Dem wäre nichts hinzuzufügen…wenn, wenn nicht schon die Diskussion in die nächste Runde ginge…

Die logische Weiterentwicklung

Vermutlich stehen demnächst die Schleier unserer Ordensschwestern zur Diskussion und mein Ordensgewand ist auch ein Ärgernis für den säkularen Staat… Wie weit die losgetretene Hetzerei und die galoppierende Dummheit noch gehen wird? Beunruhigend wie mit dem Kopftuch die Wirklichkeiten zugedeckt werden (wie die ausgediente Dauerwelle meiner Mutter). So simplifiziert man große Aufgaben zu Gassenhauern und steigert die Stimmung im Land... Wie billig man doch manchmal regieren kann… Teuer bezahlen dürfen´s dann andere!

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

33 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.