Wölfe kehren zurück. Zurück zur Vernunft oder die Chance im Neuen

Bezüglich der Wolfsthematik im Bezirk Landeck meldete sich der Bezirkssprecher der Grünen, Wolfgang Egg, zu Wort.
6Bilder
  • Bezüglich der Wolfsthematik im Bezirk Landeck meldete sich der Bezirkssprecher der Grünen, Wolfgang Egg, zu Wort.
  • hochgeladen von Daniel Schwarz

BEZIRK LANDECK. Bezüglich der Wolfsthematik im Bezirk Landeck meldete sich der Bezirkssprecher der Grünen, Wolfgang Egg, zu Wort:

Als langjähriger Vertreter der Grünen im Bezirk Landeck leben bei der Rückkehr der Wölfe zwei Seelen in meiner Brust. Einerseits freue ich mich über die Rückkehr der Wölfe in unser Gebiet, andererseits erkenne ich die Probleme, die damit auf uns und unsere Bauern auf der Alm und auf Weiden zukommen.

Aber dass die Almwirtschaft durch einige Wölfe zusammenbricht, die Jagd uninteressant wird und die Tiere nach Menschenblut lechzen, finde ich mehr als stark übertrieben. Wichtig ist, dass die Wölfe ihre Scheu nicht verlieren. Jedenfalls bieten unsere Wälder genug Lebensraum für einige Wölfe. Und da die Tiere streng ihr riesiges Revier verteidigen, ist ein starkes Anwachsen der Wolfspopulation unmöglich.

Der Jäger kann sogar profitieren, denn Rehe verlieren ihren bisher sicheren Einstand im dichten Jungwald und suchen vermehrt Wiesen und Lichtungen auf, wo sie den Wolf frühzeitig erspähen können. Wo der Wolf jagt, wächst der Wald. Außerdem ist der Wolf Opportunist, er sucht die leichteste Beute, also schwache und kranke Tiere, in der Regel Rehe. Für Füchse ist der Wolf keine gute Nachricht, sondern ein Feind. Das kann sich günstig auf Hasen und Wildhühner auswirken.

Die Tiroler Landesregierung hat kurz vor dem Sommer die Steuerungsgruppe Herdenschutz und große Beutegreifer zum Schutz der Alm- und Weidewirtschaft eingerichtet. Ihre zentrale Aufgabe ist es, sinnvolle und wirksame Herdenschutzmaßnahmen wie Behirtung, leicht handhabbare Elektrozäune oder Herdenschutzhunde in alpinen und hochalpinen Gebieten zu entwickeln.

Wichtig finde ich die Zusammenarbeit mit Graubünden. Dort gibt es in Landquart das Bildungszentrum Plantahof, das große Erfahrung mit Wolfsmanagement, Herdenhunden und Elektrozäunen besitzt. Und das alpine Graubünden ist gut vergleichbar mit unserem Gebirgsland Tirol. Was dort funktioniert, wird auch bei uns Sinn machen.
Das Wolfsrudel im Calanda-Gebirge lebt seit einigen Jahren inmitten dreier großer Schafalmen mit jeweils etwa 500 Schafen, allerdings behirtet und mit Herdenschutzhunden. Wolfsrisse sind keine bekannt.

Die Ausbildung von Herdenschutzhunden ist das A und O. Man kann sie lehren, Wanderer nicht als Bedrohung „ihrer“ Herde zu sehen. Ich habe mich selbst bei einem engagierten Schafbauern vergewissert. Seine Schutzhunde sind keine Gefahr für Wanderer, aber ein beliebtes Ziel für geführte Gästewanderungen. In der Schweiz werden drei Ausbildungsmodule für Herdenschutzhunde abgehalten und die erworbenen Kenntnisse vom Fachpersonal geprüft. In Tirol gibt es dafür noch keine Richtlinien. Haftungs- und Versicherungsfragen sind derzeit ebenfalls unklar. Die Landesregierung muss liefern.

Da vor allem Schafe bedroht sind, bietet der Wolf die Chance, neue Wege vor allem in steilen alpinen Grashängen über der Waldgrenze zu gehen. Dort mehren sich Runsen, Plaiken und Abrutschungen, die bei Starkregen und Gewittern große Murenereignisse bis ins Tal auslösen können. Ich erinnere an die neuesten Katastrophen in Schnann und Pettneu sowie die etwas älteren in See, Bruggen, Pians und Strengen. Auch im Kaunertal und im Glockturmkamm nehmen die Runsen, durch Kriechschnee im Spätwinter ausgelöst, stark zu. Oder im Fimbatal. Ich wüsste noch viele Beispiele.

Wenn es gelingt, Schafherden die gefährlichen Steilgrashänge mit gezielter Weideführung abweiden zu lassen, kann man die Gefahr durch Runsen verringern. Dazu braucht es auf jeden Fall Hirten und mit GPS-Sendern ausgestattete Leitschafe oder Eben. Ist ein Gebiet abgegrast, wird die Herde weitergetrieben. Diese Leistung muss von der Allgemeinheit abgegolten werden. Das wäre doch etwas für unsere Wildbach- und Lawinenverbauung und ein großer Schritt - hin zu mehr Sicherheit in unseren Tälern. Schafbauern eröffnen sich dadurch neue Einkünfte und manche Verbauung könnte unnötig werden.

Abschließend möchte ich in aller Deutlichkeit feststellen, dass der Wolf ein Lebensrecht hat und unter strengem Schutz steht. Wenn Löwen, Leoparden, Tiger, Elefanten und Flusspferde in Afrika und Asien leben dürfen, obwohl diese viel gefährlicher sind, werden wir Alpenbewohner dem Wolf nicht sein Lebensrecht absprechen.

Zum Wohle aller Wesen
Wolfgang Egg

Wo: Bezirk Landeck, Landeck auf Karte anzeigen
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.