Gedämpfte Prognosen trüben die Stimmung in der Tiroler Bauwirtschaft

Beleuchteten die Situation der heimischen Bauwirtschaft anhand der Tiroler Bauvorschau 2013: DI Anton Rieder (Vorsitzender Baugewerbe), Landesbaudirektor DI Robert Müller und DI Manfred Lechner (Sprecher Bauindustrie) | Foto: WK Tirol
  • Beleuchteten die Situation der heimischen Bauwirtschaft anhand der Tiroler Bauvorschau 2013: DI Anton Rieder (Vorsitzender Baugewerbe), Landesbaudirektor DI Robert Müller und DI Manfred Lechner (Sprecher Bauindustrie)
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BEZIRK. Die „Tiroler Bauvorschau“, die den Tiroler Bauunternehmen als Informations- und Planungsinstrument dienen soll, setzt sich aus einer Auftraggeber-Befragung (öffentliche Auftraggeber) und einer Auftragnehmer-Befragung (Unternehmen des Tiroler Bauhauptgewerbes sowie der Bauindustrie) zusammen. Die Ergebnisse der aktuellen „Bauvorschau“ zeigen, dass sich die derzeitige Situation für die heimische Bauwirtschaft alles andere als einfach darstellt.
„Während sich das Tiroler Netto-Baubudget im Jahr 2012 auf ca. 1,241 Milliarden Euro belief, wird für das laufende Jahr 2013 erwartet, dass es um 2,1 Prozent auf ca. 1,215 Milliarden Euro sinkt. Ähnlich verhält es sich mit den klassischen bauwirksamen Leistungen − das sind direkt an Bauunternehmen zu vergebende Leistungen ohne z.B. Haus- und Anlagentechnik. Diese werden von knapp 957 Millionen Euro im Jahr 2012 voraussichtlich auf rund 902 Millionen Euro im Jahr 2013 sinken. Das entspricht einem Rückgang von etwa 5,7 Prozent“, berichtet der Sprecher der Tiroler Bauindustrie, Manfred Lechner.
Auch in den einzelnen Teilbereichen der heimischen Bauwirtschaft ist überwiegend mit Rückgängen zu rechnen. Im öffentlichen Wohnbau betrug das Auftragsvolumen 2012 gut 264 Millionen Euro, für 2013 werden 255,4 Millionen (-3,3 Prozent) prognostiziert. Im Bereich Verkehrswegebau lag das Volumen im Vorjahr bei rund 271,8 Millionen Euro, für 2013 wird hier ein Rückgang auf 229,2 Millionen Euro (-15,7 Prozent) erwartet. Im Tunnelbau wird 2013 mit einem Volumen von 71,3 Millionen Euro gerechnet. Das wären um 9,2 Prozent weniger als 2012 (78,5 Millionen Euro). Und im sonstigen Tiefbau soll das Volumen von 207,6 Millionen im Jahr 2012 auf 153,4 Millionen Euro im Jahr 2013 sinken (-26,1 Prozent).
Es gibt allerdings auch zwei Bereiche in denen positive Entwicklungen erwartet werden, weiß der Vorsitzende des Tiroler Baugewerbes, Anton Rieder: „Zum einen im Bereich sonstiger Hochbau. Hier werden nach 100,5 Millionen Euro im Jahr 2012, rund 146,2 Millionen Euro im Jahr 2013 prognostiziert, was einem satten Plus von 45,5 Prozent entsprechen würde. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass große Leitbetriebe wie etwa Sandoz derzeit relativ stark investieren. Und zum anderen im Bereich Sanierung im Wohnbau, in dem das Volumen 2012 bei 34,4 Millionen Euro lag. Hier soll es 2013 einen Zuwachs von 36,3 Prozent auf 46,9 Millionen Euro geben. Hier ist es zu begrüßen, dass im Rahmen der Sanierungsoffensive des Landes Tirol auf Forderung der Wirtschaft die Einkommensgrenze für zwei Jahre ausgesetzt wird.“
Die Auftragnehmer-Befragung zeigt außerdem, dass 66,6 Prozent − also zwei Drittel der Unternehmen − die aktuelle Geschäftslage des eigenen Unternehmens mit Sehr gut (18,4 Prozent) bis Gut (48,2 Prozent) bezeichnen. Für rund drei von zehn Unternehmungen ist die aktuelle Geschäftslage befriedigend. Ein Genügend (2,6 Prozent) bzw. Nicht genügend (0,9 Prozent) wird insgesamt von 3,5 Prozent vergeben.
Rückblickend auf die letzten zwölf Monate (auf das Jahr 2012) verzeichnen 38,6 Prozent der Unternehmen einen Anstieg des bauwirksamen Produktionswertes (Umsatzes). Für 43 Prozent der Unternehmen ist der bauwirksame Produktionswert gleich geblieben. 18,4 Prozent der Unternehmen geben an, dass der bauwirksame Produktionswert ihres Unternehmens in den vergangenen zwölf Monaten gesunken ist. Als Prognose für den bauwirksamen Produktionswert (Umsatz) für das Jahr 2013 erwarten 7,9 Prozent eine Steigerung, rund zwei Drittel schätzen, dass dieser gleich bleiben wird und ein weiteres Viertel (26,3 Prozent) sieht derzeit für 2013 einen Rückgang des bauwirksamen Produktionswertes (Umsatzes) im eigenen Unternehmen.
Die alles in allem durchwachsenen Prognosen spiegeln sich auch im Tiroler Baubranchen-Index (BBI) wider. Dieser beschreibt anhand verschiedener Faktoren das derzeitige Stimmungsbild innerhalb der Tiroler Unternehmen des Baugewerbes und der Bauindustrie. „Der aktuelle BBI der Tiroler Bauwirtschaft bewertet die Stimmung mit einem Durchschnitt von 3,24 nach Schulnotensystem. Die Unternehmen beurteilen ihre Lage also durchaus skeptischer als noch im Herbst des Vorjahres, als dieser Wert bei 2,96 lag“, erklärt Lechner und Rieder ergänzt: „Dabei ist es allerdings bemerkenswert, dass das Stimmungsbild in den kleineren Betrieben deutlich besser ist, als in den größeren Unternehmen.“
Aus Sicht der öffentlichen Auftraggeber sieht Landesbaudirektor Robert Müller die aktuelle Situation in der Tiroler Bauwirtschaft mit gespaltenen Gefühlen: „Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist in Tirol bei den öffentlichen Bauaufträgen eine gewisse Kontinuität gegeben. Das ist grundsätzlich sehr positiv. Die Tatsache, dass die Auftragsvolumen in den vergangenen Jahren zum größten Teil beibehalten wurden, bedeutet aber natürlich auch, dass der Bauwirtschaft durch steigende Preise etc. jedes Jahr ein paar Prozente fehlen. Dennoch ist der aktuelle Weg kein schlechter, um sich auch für die kommenden Jahre etwas Spielraum zu schaffen.“
Als größere anstehende öffentliche Bauvorhaben nennt Müller unter anderem das Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen in Hall und die neue Chemie-HTL in Kramsach. Darüber hinaus stehen in allen Bereichen der Bauwirtschaft zahlreiche Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten an. Zum Beispiel stehen heuer rund 50 Millionen Euro für Arbeiten an Landesstraßen, die in Tirol immerhin 2240 Kilometer umfassen, zur Verfügung.

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