Neue Finanzierung für Kraftwerk Stanzertal beschlossen

Die Finanzierung des Kraftwerks Stanzertal wird nun auf neue Beine gestellt.
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  • hochgeladen von Othmar Kolp

STANZERTAL/ZAMS (otko). Von der Politik und den Gesellschaftern wurde das Kraftwerk Stanzertal als "Vorzeigeprojekt" gelobt. Seit Seit 2014 wird dort sauberer Strom aus Wasserkraft produziert. Die Baukosten von 52 Millionen Euro wurden unterschritten und die Anlage an der Rosanna produziert auch mehr Strom als prognostiziert. So weit die guten Nachrichten. Allerdings brachte seit Beginn des Betriebs der sinkende Strompreis und die fallenden Zinsen die Gesellschaft unter Druck. Zudem wurde auch abgeschlossener Swap-Deal für die Finanzierung der Anlage immer teurer.
Schließlich wurde im vergangenen Jahr beschlossen, dass die Finanzierung der Wasserkraft Stanzertal GmbH auf neue Beine gestellt werden soll. Gemäß dem Beschluss der Generalversammlung sollen die Gesellschafter nun entsprechend ihren Anteilen die Eigenkapitalquote um 10 Mio. Euro erhöhen. Die Gesellschafter der Wasserkraftwerk Stanzertal GmbH sind neben den Elektrizitätswerken Reutte (34 Prozent), den Stadtwerken Imst (15 Prozent) und den Energie- & Wirtschaftsbetrieben St. Anton (11 Prozent) auch die Stanzertaler Gemeinden St. Anton am Arlberg, Pettneu am Arlberg, Flirsch und Strengen (jeweils 6,5 Prozent) sowie die Gemeinde Zams (5 Prozent). Weitere 10 Prozent hält die ILF Business Consult Austria GmbH (ehem. INFRA), von der damals die Initiative zum Projekt ausgegangen ist.

Risiko ist nun vorbei

In der Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag in Zams erklärte EWA-Geschäftsfürher Karl Schobel nochmals die Hintergründe: "Die Finanzierung des Kraftwerks Stanzertal war bisher durch ein hohes Risiko gezeichnet. Da der Bau abgeschlossen ist, ist es jetzt notwendig von einer Projekt- auf eine Betriebsfinanzierung umzustellen. Nach langen Verhandlungen haben wurde das Angebot der Hypo Tirol Bank angenommen." Unter anderem wird durch den Eigenkapitalzuschuss das Fremdkapital von 40 auf 30 Millionen Euro reduziert. Für diese 30 Millionen Euro gebe es nun zwei Kreditverträge: die Gemeinden, die Stadtwerke Imst und die EWA St. Anton haften für 18,5 Mio. Euro. Die restliche Summe entfällt auf die EW Reutte und die ILF Business Consult Austria GmbH. "Der Vorteil ist der deutlich reduzierte Zinssatz und auf die Laufdauer reduziert sich die Gesamtbelastung für die Finanzierung um 5 Mio. Euro", so Schobel. Zudem sieht der neue Businessplan nun einen moderat steigenden Strompreis voraus. Dies hält der EWA-Geschäftsführer für realistisch: "Das Risiko ist nun vorbei. Der Baum wurde gesetzt und hat gewurzelt und jetzt müssen wir nur abwarten bis wir in 20 Jahren ernten können."
Für die Gemeinden reduziert sich der Fixzinssatz (rund 2,21 % je nach Tagesnotierung bei Vertragsabschluss, danach neue Zinsvereinbarung). Auch der äußerst ungünstige und mehrfach kritisierte Swap-Deal wurde nun aufgelöst. "Dieser wurde uns damals von den finanzierenden Banken aufs Auge gedrückt, sonst hätten wir diese nicht bekommen", verwies Schobel.

Knappe Abstimmung in Zams

Die vier Stanzertaler Gemeinden fielen die notwendigen Beschlüsse einstimmig. In Zams ging die Abstimmung mit aber sehr knapp aus. Die acht ÖVP-Mandatare votierten mit Ja. Die  vier FPÖ- und drei SPÖ-Gemeinderäte verweigerten die Zustimmung. Gemäß der Anteile stockte die Gemeinde Zams ihre Anteile um 500.000 Euro auf und übernimmt für 1,651.686 Euro eines Darlehens die Haftung.
In der Diskussion erinnerte Bgm. Siegmund Geiger (ÖVP) daran, dass der Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss zur Beteiligung gefasst hat. "Auch damals wurden die Anteile fremdfinanziert und wir würden nun leichtfertig einen Wert verspielen", warnte der Dorfchef. Für Vizebgm. Josef Reheis (ÖVP) steht die Sinnhaftigkeit der Wasserkraft außer Zweifel und die neuen Prognosen sind realistisch: "Damals waren die Zahlen zu optimistisch und der Zins-Swap hat der Gesellschaft das Leben schwer gemacht."
Nicht mit Kritik sparte FPÖ-GV Mathias Venier: "Ich glaube an die Wasserkraft, aber die Gemeinde hat das Kapital nicht. Wir haben bereits auf 12.000 Euro an Ausschüttungen verzichtet und jetzt sollen wir wieder 500.000 Euro investierten, die wir nicht haben. Wir steigen nicht aus und sollten daher nicht nochmals fremdes Geld aufleihen, da andere Großprojekte anstehen."
Auch SPÖ-GV Herbert Frank bekannte sich generell zur Wasserkraft. "Es ist aber nicht eine Gemeindeangelegenheit Wasserkraft zu betreiben. Ich stehe zu meiner damaligen Entscheidung, aber der sinnvollste Weg ist es mit dem investierten Kapital drin zu bleiben und nicht mehr weitere Geld nachzuschießen."

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