ÖGB: Tiroler Tourismusbranche hat Nachholbedarf
Gewerkschaft fordert Abschluss und Gesprächsbereitschaft bei den KV-Verhandlungen.
LANDECK (joli). Im Zuge seiner zweiwöchigen Sommertour durch Tirol machte Tirols ÖGB-Landesvorsitzender Otto Leist Station in Landeck und sprach über das Thema Tourismus und den oft bemängelten Brachenfachkräftemangel.
Gemeinsam mit dem Oberländer ÖGB-Regionalvorsitzenden Herbert Frank und dem Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Philip Wohlgemuth berichteten sie über die aktuelle Lage in der Tourismusbranche und stellten ihre Forderungen an die Arbeitgeber vor. Auch machte er auf die ÖGB-Kampagne „Lohnsteuer runter!“ aufmerksam.
Fachkräftemangel
Tirols und insbesondere Landecks Tourismusbranche leidet unter einem enormen Fachkräftemangel. Während das Interesse junger Menschen für eine Lehre in anderen Branchen nach wie vor vorhanden ist, sinkt der Reiz für junge Menschen ihre Lehrberuf im Tourismus, der ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig im Bezirk Landeck ist, zu suchen. "Man merkt, dass die Tourismustreibenden sparen. Und das auf Kosten der Arbeitnehmer", so Wohlgemuth. Doch das eigentliche Ziel sollte sein, seine Fachkräfte selbst auszubilden und nicht von außerhalb zu holen, gab man zu bedenken.
Der Fachkäftemangel entsteht nicht ohne Grund, denn die Gehälter sind zu nieder und die Arbeitszeiten oft nicht familien- und freizeitfreundlich. "Dann braucht man sich nicht wundern, wenn man sich die offenen Stellen ansieht", erläuterte Otto Leist die derzeitige Lage.
Betroffene Arbeitgeber und somit die Wirtschaft sollten endlich damit beginnen umzudenken, denn die Basis für einen guten Betrieb sind seine MitarbeiterInnen. Und dies müsse dementsprechend entlohnt werden.
Laut dem Arbeitsklimaindex erkennt man genau, dass die Zufriedenheit der im Tourismus tätigen Personen sinkt und einen schlechteren Wert als in anderen Branchen erziehlt, erläuterte Philip Wohlgemuth und ergänzte: "Wenn wir Qualitätstourismus haben wollen, brauchen wir motivierte MitarbeiterInnen und dazu braucht es gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung. Wir wollen, dass Beschäftigte auch im Hotel- und Gastgewerbe länger gesund im Job bleiben können. Von kranken ArbeitnehmerInnen profitiert niemand.“
KV-Verhandlungen
Den Grund für das unattraktive Arbeitsfeld im Hotel und Gastgewerbe sieht Leist mitunter in den unvollendeten Kollektivvertragsverhandlungen, die seit Mitte April auf Eis liegen, die zum Thema u.a. die Anpassung des Mindestgehalts haben.
„Die rund 45.000 Tiroler ArbeitnehmerInnen haben sich einen Abschluss verdient“, so Leist im Zuge seines Landeck-Besuches und Wohlgemuth ergänzte: "Wir glauben, dass es ein schrittweises Anheben der Löhne auf 1.500 Euro (brutto) braucht. Wir sind wenig erfreut über das Verhalten der Arbeitgeberseite. Nach drei Runden haben die Arbeitgeber die KV-Verhandlungen durch unerfüllbare Forderungen abgebrochen und waren nicht einmal bereit, über eine Erhöhung der Löhne und Gehälter überhaupt zu reden. Einmal mehr wird auf Kosten jener gespart, die den Erfolg des heimischen Tourismus überhaupt erst möglich machen, der Beschäftigten. Diese und den notwenigen Nachwuchs so vor den Kopf zu stoßen ist weder fair noch zukunftsorientiert.“ Hinzukommt, dass der Bezirk Landeck, von 99 Bezirken österreichweit, der einkommensschwächster Bezirk ist.
„Lohnsteuer runter!“
Derzeit gibt es die Aktion „Lohnsteuer runter!“, bei der bereits mehr als 155.000 Unterschriften gesammelt werden konnten und diese weiter steigen. Dabei sollen die Arbeitnehmer entlastet werden. Die ÖGB-Vertreter gaben zu verstehen, dass diese Lohnsteuersenkung durchaus finanzierbar ist – durch z.B. "Millionärssteuer".
Noch bis ca. Mitte September können Sie Ihre Unterschrift abgeben: www.lohnsteuer-runter.at.
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