"Wir sitzen nicht auf goldenen Klodeckeln"

Positive Tourismusgesinnung: Otmar Ladner, Andreas Fahrner, Alexander von der Thannen (WK-Landeck), Simone Zangerl (TVB TirolWest), Martin Ebster (TVB St. Anton a.A.) und Andreas Steibl (TVB Paznaun-Ischgl) (v.l.).
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  • Positive Tourismusgesinnung: Otmar Ladner, Andreas Fahrner, Alexander von der Thannen (WK-Landeck), Simone Zangerl (TVB TirolWest), Martin Ebster (TVB St. Anton a.A.) und Andreas Steibl (TVB Paznaun-Ischgl) (v.l.).
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BEZIRK LANDECK (otko). Der Tourismus im Bezirk boomt  trotz aller Wirtschafts- und Eurokrisen und ist auch die Konjunkturlokomotive. Die Nächtigungszahlen passen, aber trotz aller Erfolge ortet die Branche in der Bevölkerung teilweise eine ablehnende Einstellung bzw. eine Skepsis gegenüber dem Tourismus.
"Wir müssen die Tourismumsgesinnung in der Bevölkerung in ein besseres Licht rücken, da hier etwas falsch läuft. Wir leben alle vom Wintersport und sagen Nein zu Olympia. Ich kapiere es nicht, dass eine skibegeisterte Nation dies ablehnt", kritisierte Tourismussprecher Alexander von der Thannen vergangenen Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs in der Wirtschaftskammer.

Miteinander schaffen

Dem stimmte auch Simone Zangerl, Geschäftsführerin des TVB TirolWest, zu: "Es gibt einen Unterschied zwischen Tourismusgesinnung und -bewusstsein. Hier hängt viel von der Nähe zum Tourismus ab und je größer die Distanz, umso größer ist auch die Skepsis."
Mit statistischen Zahlenmaterial unterstrich WK-Bezirksstellenleiter Otmar Ladner den großen Stellenwert des Tourismus. Im Bezirk gibt es 1.223 Tourismusbetriebe, das sind 34 Prozent aller Betriebe. Zudem arbeiten mit 5.845 Personen 25 Prozent aller Beschäftigten dort. "Rund 70 Prozent der gesamten Produktivität werden direkt und indirekt vom Tourismus gesteuert. Daher geht der Tourismus uns im Bezirk alle an", betonte Ladner.
Für von der Thannen ist der Tourismus zudem die "einzige Möglichkeit, dass die Täler nicht entsiedelt werden." Das Ziel sei daher ein Miteinander von Tourismus und Bevölkerung und eine positive Gesinnung gegenüber dem Tourismus.

Emotionales Problem

TVG-Geschäftsführerin Zangerl sieht in der Vermarktung nach außen die Hausaufgaben gemacht. "Der Bevölkerung ist vieles nicht bewusst. Der Weg dies über die nackten Zahlen und Nächtigungsrekorde zu kommunizieren ist aber falsch. Bei den Gästen werben wir ja auch mit Emotionen."
Dem stimmt auch der St. Antoner TVB-Direktor Martin Ebster zu: "Die Leute sind mit Zahlen gesättigt und wir haben ein emotionales Problem. Wir sind mittlerweile schon dabei, dass wir die Leute überzeugen müssen, die selber im Tourismus arbeiten. Gerade im Speckgürtel Richtung Kufstein stehen die Leute nicht hinter dem Tourismus und mit den Erfolgszahlen schüren wir zusätzlich Neid und Missgunst." Vielfach herrsche die Meinung vor, dass es nur Schnee brauche und dann haben alle einen Profit davon. "Uns fällt aber nicht alles in den Schoss und es stehen hart arbeitende Menschen dahinter. Zudem wird jedes Naturschutzthema wie zum Beispiel der Flächenverbrauch dem Tourismus angelastet." Daher müsse künftig mehr in internes Marketing investiert werden und darauf geschaut werden, dass die Leute stolz sind.
Andreas Steibl, Geschäftsführer vom TVB Paznaun-Ischgl hob nochmals hervor, dass die Paznauner zu 100 Prozent vom Tourismus leben. In diesem Zusammenhang ortet er auch ein Gefälle zwischen dem Paznaun und Landeck, das von "Missgunst und einer negativen Einstellung" geprägt sei. Dies rühre aber auch von viel Unwissenheit. "Im Paznaun sind aber nicht nur die Gstopften und alles ist ein Selbstläufer. Ich hoffe, dass dies die Leute auch sehen, dass wir nicht auf dem goldenen Klodeckel sitzen. Natürlich sind wir auch bemüht mit sozialen Initiativen die Einheimischen zu unterstützen", verweist Steibl.

Traumhafte Jobs

Ein Problem sind aber der Mangel an Fachkräften und Lehrlingen. "Wir kämpfen um jeden Lehrling und bieten genügend und gute Ausbildungsstätten", betonte der Lehrlingsbeauftragte der Wirtschaftskammer Andreas Fahrner. Auch hier fordert Steibl ein Umdenken: "Wir müssen die traumhaften Jobs im Tourismus hervorheben und wir brauchen Leute, die nachkommen und die Betriebe übernehmen. Ohne gute Mitarbeiter können wir einpacken. Stattdessen entschuldigen wir uns nur."

Positive Tourismusgesinnung: Otmar Ladner, Andreas Fahrner, Alexander von der Thannen (WK-Landeck), Simone Zangerl (TVB TirolWest), Martin Ebster (TVB St. Anton a.A.) und Andreas Steibl (TVB Paznaun-Ischgl) (v.l.).
Das Nein zu Olympia 2026 haben die Toruistiker im Bezirk Landeck noch immer nicht ganz verdaut. | Foto: its/olympia2026
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