Kammerspiele
Wenn ein Zug Probleme löst
Da wären eine dämliche Räuberbande, eine vermeintlich naive ältere Frau und ein korrupter Sergeant. Das sind die Ingredienzien einer Kriminalkomödie, die in den Kammerspielen gezeigt wird. „Ladykillers“ lebt viel von der Schauspielern, sonst wäre es nur wenig unterhaltsamer Klamauk. Ich habe den Film nicht gesehen, daher kann ich unbeschwert schreiben.
Einer alten Witwe fehlt anregende Gesellschaft. „Zimmer zu vermieten“ steht an der Hausfront. Nur ein Sergeant schaut gelegentlich vorbei. Da ist es nur zu verständlich, einem „Professor“ einen Raum anzubieten, auch in der Hoffnung, mit ihm belebende Konversation zu führen. Nichts dergleichen passiert. Im Gegenteil: das Unheil nimmt seinen Lauf. Schon bald ersucht er, seine Kumpeln – dem Anschein nach „Musiker“, die ihre Alias-Namen vergessen haben – zur Musikprobe einladen zu dürfen. Mrs. Wilberforce ist glücklich, so renommierte Gäste im Haus zu haben. Einzige Bedingung: die Formation muss bei einem Damenkränzen aufspielen. Der Professor bezeichnet später die Katzenmusik als Werk von Schönberg.
In der Umgebung ihres Hauses wird ein Geldtransport überfallen. Die Bande hat das erbeutete Geld in einem Koffer am Bahnhof deponiert. Nochmals wird die Alte schädlich missbraucht. Sie soll das
Corpus Delicti abholen und ins Haus bringen. Allmählich dämmert ihr, dass hier etwas nicht stimmt. Die Bestätigung folgt auf den Fuß. Einer der bekloppten Bande öffnet den Koffer so ungeschickt, dass die Geldscheine herausfallen. Als Professor Marcus Mrs. Wilberforce als Mittäterin bezeichnet, möchte sie die Ordnungshüter rufen. Späteres jetzt wissen die Ganoven: die Alte muss weg.
Der Streit, wer den Mord durchführen soll, bringt heftige Turbulenzen in die Bande. Keiner will es machen, sie sind Räuber und keine Mörder. Um der Skrupellosigkeit zu entgehen, flieht ein Verbrecher mit einem Teil der Beute durch das Fenster - es ist der einzig mögliche Fluchtweg - und wird dabei von einem vorbeifahrenden Zug getötet. Die anderen zerfleischen sich in ihrer Gier und bringen sich gegenseitig um. Sie erleiden allesamt das gleiche Schicksal wie ihr Kumpel und werden ebenfalls von den Zügen, die im Minutentakt unter dem Fenster der Lady vorbeidonnern, erfasst und getötet. Mrs. Wilberforce ist wieder einsam. Der Besuch von Sergeant Thomson bringt keine Klärung. Der meint, sie soll das Geld behalten. Ratlosigkeit. Der Vorhang fällt.
Es wurden schon gehaltvollere Stücke in den Kammerspielen aus der Taufe gehoben, dennoch: leichte Unterhaltung war es allemal. Marianne Nentwich spielt überzeugend Mrs. Wilberforce, von der Räuberbande fällt Martin Zauner besonders auf, der einen Spastiker und stotternden Antihelden gibt. Und André Pohl als anstiftender Professor zieht alle Fäden, die zum Untergang führen.
Next: am 26.3. ist „Ladykillers“ wieder zu sehen.
Infos und Tickets: www.josefstadt.at
Reinhard Hübl
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