Soziales Wien
30 Jahre Obdach Gänsbachergasse
Seit 1990 werden in der Gänsbachergasse Menschen auf ihrem Weg aus der Wohnungslosigkeit begleitet.
LANDSTRASSE. "Etwa dreieinhalb Jahre lebe ich schon hier in der Wohngruppe D. Im zweiten Stock sind wir 18 Leute, ’jeder hilft jedem’ ist unser Gruppenmotto", erklärt ein 58-jähriger Herr bei der 30-Jahre-Jubiläumsfeier des Obdach Gänsbachergasse. "In der Freizeit machen wir auch Ausflüge miteinander, etwa auf den Fußballplatz oder ins Museum."
Florian Rossmann von Obdach Wien erzählt, wie das Haus vor drei Jahrzehnten entstanden ist: "Monika Wintersberger-Montorio, die heutige Geschäftsführerin von Obdach Wien, hatte die Idee eines geschützten Ortes, in dem Obdachlosen würdevoll und auf Augenhöhe begegnet wird. Damit ist sie zum damaligen Bürgermeister Helmut Zilk gegangen, der hat gesagt: ’Ja passt, mach ma des so!’'', so Rossmann.
Ziel: Wieder wohnen
"Schon damals war es das Ziel von Obdach Wien, dass die Bewohner so schnell wie möglich wieder selbstständig wohnen können, also in einer eigenen Wohnung", ergänzt Doris Czamay von Obdach Wien. Heute gibt es im großen Haus in der Gänsbachergasse 7 insgesamt 286 Wohnplätze, darunter acht Paarplätze. "Für die unterschiedlichsten Paar-Konstellationen, die es gibt", sagt Rossmann. Aber auch zwölf Tiere leben aktuell hier, es sind Haustiere von Bewohnern: Sieben Hunde, zwei Katzen und sogar drei Vögel.
Auch die Politik feiert mit
Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kam als Vertreter der Stadt zur Jubiläumsfeier, gehört das Haus doch zum Fonds Soziales Wien, einer städtischen Organisation: "In Wien muss niemand auf der Straße übernachten. Darum beneiden uns viele Städte und darauf sind wir auch ein bisschen stolz", merkt er an. Kurt Gutlederer, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe, bedankt sich bei "allen engagierten Mitarbeitern, die jeden Tag für unsere Bewohner vollen Einsatz zeigen".
Es geht wieder bergauf
Eine von ihnen ist Frau Anna: "Viele Monate habe ich im Obdach Gänsbachergasse gelebt, aber nächste Woche bekomme ich endlich wieder eine eigene kleine Wohnung", erzählt sie mit Tränen in den Augen. "Meine neue Wohnung hat weniger als 30 Quadratmeter mit einem Zimmer. Aber es sind endlich wieder vier eigene Wände, die ich mit niemandem teilen muss. Dieses Gefühl habe ich in der letzten Zeit sehr stark vermisst, obwohl man hier in der Gänsbachergasse von allen sehr freundlich und respektvoll behandelt wird", sagt die Mittfünfzigerin. "Bitte schreiben Sie das in ihrer Zeitung: Ich bin sehr froh und dankbar, dass es das Obdach hier auf der Landstraße gibt!"
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