Neunerhaus Hagenmüllergasse
Sozialarbeiter Robert Erlachner über seinen Berufsalltag
Neunerhaus-Sozialarbeiter Robert Erlachner über die Herausforderungen seines Jobs während Corona.
LANDSTRASSE. Kontakt zu Mitmenschen meiden, die Wohnung so selten wie möglich verlassen: Auch im Neunerhaus Hagenmüllergasse versucht man, sich den Umständen gut anzupassen. Seit dreieinhalb Jahren ist Robert Erlachner als Sozialarbeiter in der Einrichtung Hagenmüllergasse 34 tätig.
Im Wohnhaus gibt es 79 Plätze für wohnungslose Menschen unterschiedlichen Alters- und Unterstützungsbedarfs. Aktuell gilt es, persönlichen Kontakt auf das Geringste zu beschränken und den Sicherheitsabstand einzuhalten – für Bewohner und Betreuer.
"Es ist schon eine außergewöhnliche Situation", gibt Erlachner zu. "Aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen." Wichtig sind dabei die Schutzmaßnahmen und die Hygiene. "Viele Bewohner gehören der Risikogruppe an, haben Vorerkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes", erklärt er. Auch die Mitarbeiter sind mit Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhen versorgt, bei persönlichen Kontakten herrscht Maskenpflicht.
Das Credo: Abstand halten
Personalknappheit herrscht keine. "Wir sind relativ gut besetzt. Momentan sind wir sechs Sozialarbeiter im Haus und haben uns die Betreuungstätigkeiten aufgeteilt", erzählt Erlachner. "Die Telefonate sind um einiges häufiger geworden, sie können aber den persönlichen Kontakt nicht ersetzen." Das Credo in der Einrichtung lautet wie überall: Abstand halten. "In die Wohnungen gehen wir nur im Notfall", stellt Erlachner klar. In der Hagenmüllergasse leben viele Personen mit psychischen Erkrankungen.
"Wichtig ist hier, ständig zu sensibilisieren. Wir haben Leute, die es zu wenig ernst nehmen, aber auch jene, die große Angst davor haben. Es reicht oftmals nicht aus, nur ein Gespräch zu führen. Viele schauen keine Nachrichten, manche haben gar keinen Fernseher oder ein Smartphone", meint der 35-Jährige. "Wir sehen uns quasi als Übersetzer, in der Verantwortung, unseren Bewohnern ein regelmäßiges Update zu geben."
Wichtig ist die Solidarität
Was die Bewohner besonders trifft, ist das Aussetzen der Angebote im Haus. So haben das Café, das für viele – wie Erlachner sagt – ein zweites Wohnzimmer war, sowie das Spendenlager geschlossen. Die Psychologen sind derzeit nur telefonisch erreichbar, die ärztliche Versorgung ist jedoch weiterhin gewährleistet. Er selbst sieht die Situation eher gelassen.
"Ich bin gesund und fit. Angst habe ich davor, Bewohner anzustecken. Das Wichtigste ist, Abstand zu halten." Was Erlachner besonders am Herzen liegt, ist die gesellschaftliche Solidarität: "Es muss uns bewusst sein, dass es Menschen gibt, die unsere Unterstützung brauchen. Wichtig ist der Blick aufs Ganze – wir dürfen diese Menschen nicht vergessen!"
Zur Sache
Die Bewohner freuen sich über haltbare Lebensmittelspenden. Abgabe: Montag bis Freitag, 9 bis 10 Uhr, Neunerhaus Hagenmüllergasse beim "Spendenfenster". Finanzielle Unterstützung an: IBAN: AT25 3200 0000 0592 9922, BIC: RLNWATWW. Infos: www.neunerhaus.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.