Interview
Mit diesen Tipps lässt sich die Fastenzeit gesund überstehen
Statt eine strikte Diät einzuhalten, sollte man sich ausgewogen ernähren. Expertin Julia Schlatte im Interview.
LAVANTTAL. Die Fastenzeit steht wieder an und viele nehmen sich vor ihre Ernährung während dieser 40 Tage umzustellen. Wir haben die Wolfsberger Diätologin Julia Schlatte gefragt, worauf dabei besonders zu achten ist.
WOCHE LAVANTTAL: Wie lassen sich die 40 Fastentage gut überstehen?
JULIA SCHLATTE: Wichtig ist, sich bewusst zu machen, was man erreichen möchte. Kleine Ziele können hierbei helfen, die Motivation zu fördern bzw. zu erhalten. Manchmal hilft es auch, das „ich kann nicht“ gegen ein „ich will nicht“ zu ersetzen, um die Ziele im Auge zu behalten – denn der Wille zu Veränderung ist die Grundvoraussetzung.Ein weiterer Punkt, der in der Umsetzung eine große Rolle spielt, ist der Genuss – gesundes Essen und Trinken soll nicht als Zwang oder Diät, sondern als Bereicherung bzw. Lebensstil angesehen werden.
Was gehört eigentlich zu einer rund um gesunden Ernährung dazu? Sollte auf bestimmte Produkte ganz verzichtet werden?
Zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung gehören alle Lebensmittelgruppen. Empfehlenswert sind vor allem naturbelassene, regionale und saisonale Produkte. Aus diesen Lebensmitteln kann man sich hochwertige Speisen zubereiten (z. B. Topfen mit Kräutern anstatt fertigen Aufstrichen oder Naturjoghurt mit Marmelade anstatt fertigen Fruchtjoghurts).Die Verteilung der Nährstoffe spielt hierbei auch eine große Rolle und wird anhand des Mahlzeitentellers der ÖGK gut dargestellt.
Sich gesund zu ernähren heißt nicht, dass man auf etwas verzichten muss – statt Verbot vielmehr Reduktion und dafür Genuss. Dabei helfen können neue kulinarische Ausflüge – neue Zutaten, Lebensmittel und Rezepte entdecken oder gemeinsam mit der Familie kochen. Hat man erstmal eine bunte Vielfalt an Geschmäckern und Gerichten ausprobiert, gelingt der gute Vorsatz viel leichter. Der Spaß am Kochen darf dabei natürlich niemals fehlen.
Auf was ist bei so einer Diät besonders zu achten damit keine Mangelerscheinungen auftreten?
Grundsätzlich empfehlen wir DiätologInnen keine Diäten. Vielmehr soll das Ziel sein, seine Ernährung umzustellen und sich ausgewogen – unter anderem mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen und hochwertigen Ölen – zu ernähren. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen steht Abwechslung am Speiseplan an oberster Stelle.
Empfiehlt es sich Nahrungsergänzungsmittel in Form von Vitaminen etc. zu sich zu nehmen?
Bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung bekommt der Körper von gesunden Personen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe. Weiters muss betont werden, dass Vitamine und Mineralstoffe aus natürlichen Lebensmitteln besser aufgenommen werden können als aus Nahrungsergänzungsmitteln. Sollte ein Vitaminmangel im Labor festgestellt werden oder ein erhöhter Vitamin- und Mineralstoffbedarf bestehen (z. B. durch Erkrankungen), wird ein Nahrungsergänzungsmittel vom Hausarzt/Hausärztin verschrieben – die Einnahme soll immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Wie kann der Jo-Jo Effekt verhindert werden?
Jeder von uns hat einen individuellen Grundumsatz – das ist die Energie, die unser Körper ohne jegliche Aktivität im Liegen benötigt. Liegt die Kalorienzufuhr darunter, stellt sich der Stoffwechsel um. Wenn dann wieder „normal“ gegessen wird und es zu einer erneuten Erhöhung der Energiezufuhr kommt, tritt der Jojo-Effekt ein. Regelmäßige Mahlzeiten sowie ausreichende Energiezufuhr spielen bei der Vorbeugung vom Jojo-Effekt eine wichtige Rolle.
Welcher Sport empfiehlt sich am Besten um Gewicht zu reduzieren?
Bei dieser Frage möchte ich auf die österreichischen Empfehlungen zur Bewegung hinweisen:
„Erwachsene von 18 bis 65 Jahren sollten regelmäßig körperlich aktiv sein und an zwei oder mehr Tagen der Woche muskelkräftigende Übungen durchführen, bei denen alle großen Muskelgruppen berücksichtigt werden. Zusätzlich sollte mindestens 150 bis 300 Minuten (also 2,5 bis 5 Stunden) pro Woche ausdauerorientierte Bewegung mit mittlerer Intensität gemacht werden.“
Haben Sie sonst noch irgendwelche Tipps für die Fastenzeit?
Häufig steckt hinter den 40 Tagen Fastenzeit Motivation und Antrieb. Das sollte man nutzen, um die Ernährung langfristig umzustellen und somit von vielen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zu profitieren. Empfehlenswert ist auch, Stress weitestgehend zu „fasten“. Bewusstes, langsames Essen und gründliches Kauen sind genauso wichtig, wie die Lebensmittelauswahl. Unter Stress wird das nur schwer bzw. nicht gelingen.
Ist es ratsam sich vor der Fastenzeit an einen Diätologen zu wenden?
Gewohnheiten zu ändern ist nie einfach, genauso auch eine Ernährungsumstellung. Diese soll langsam und in kleinen Schritten erfolgen – mit professioneller Unterstützung gelingt dies dem ein oder anderen bestimmt leichter.
Was bietet die Diätologie an?
DiätologInnen sind die einzige Berufsgruppe, die gesunden so wie auch kranken Menschen Ernährungsempfehlungen geben dürfen. Wir führen Einzelberatungen und Ernährungstherapien sowie Schulungen und Vorträge zu unterschiedlichen Themen der Ernährung durch. Die Indikationen reichen von Unverträglichkeiten über Gewichtsabnahme bis hin zur geeigneten Ernährung nach chirurgischen Eingriffen und viele mehr. Im LKH Wolfsberg werden stationäre sowie ambulante PatientInnen bei Bedarf diätologisch betreut. Für Nicht-PatientInnen gibt es die Möglichkeit, sich an freiberufliche DiätologInnen zu wenden (siehe Homepage Verband der DiätologInnen – Diätologensuche)
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