Daniel Fellner will's wissen
„Das Pissoir hat mir den Rest gegeben“
Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) aus St. Andrä will die Berufe der Kärntner kennenlernen. Dabei muss er mitunter bis an seine Grenzen gehen – wie beim Toilettenputzen im Amt der Kärntner Landesregierung.
KÄRNTEN. Ein Politiker, der mit anpackt – ja gibt’s denn sowas? So oder so ähnlich dachten zumindest die Professionisten, die mit dem Umbau von Daniel Fellners Eigenheim in St. Andrä beauftragt wurden und sich wunderten, dass der Hausherr selbst die „Hilti“ zur Hand nahm. Als Fellner im Zuge des Umbaus ein Foto von sich an der Nähmaschine auf seiner Facebook-Seite postete, hagelte es Kommentare. User luden den Landesrat ein, einmal vorbeizukommen und im jeweiligen Beruf mitzuarbeiten. Doch aus Spaß wurde Ernst, der Politiker rief kurzerhand die Aktion „Daniel Fellner will’s wissen“ ins Leben und rief die Menschen auf, Vorschläge für weitere „Schnupperpraktika“ zu machen.
Schweißnass
„Ich kenne ja die typischen Gasthausgespräche über Politiker, die keine Ahnung über die Lebensrealität der Bevölkerung haben. Das will ich mir nicht nachsagen sagen“, lacht Fellner, der seinen schwierigsten Einsatz bereits hinter sich hat: Reinigungsdienst im Amt der Kärntner Landesregierung. „Unsere Reinigungskraft Isabella Grill hat mich dazu aufgefordert, die Toiletten und Büro zu putzen. Ich habe in vier Stunden zwei Toiletten, eine Küche und neun Büros geputzt. Am Ende war ich schweißnass, ich hätte mir das niemals so anstrengend vorgestellt.“
Mit Zahnbürste in den Abfluss
Als die Reinigungsdame mit einer Zahnbürste vor Fellner stand und ihn dazu aufforderte, damit die Abflüsse der Pissoirs zu putzen, dachte der Landesrat erst an einen Scherz. Doch der tüchtigen Raumpflegerin war gar nicht zum Scherzen zumute. Fellner musste ran – da bekam der Begriff „Schnupperpraktikum“ gleich eine ganz andere Bedeutung. „Ich musste mich fast übergeben. Die Pissoirs haben mir den Rest gegeben“, erinnert sich Fellner.
Mit der Motorsäge in Mosern
Wesentlich erfrischender ging’s bei den Forstarbeiten mit Christian Zarfl in Mosern in Lavanttal zu. „Ich hatte zwar schon einmal eine Motorsäge in der Hand, aber keine Ahnung von Waldarbeiten“, meint Fellner. Seine Erkenntnis aus dem Waldtag: Ein Baum ist schnell gefällt, richtig anstrengend wird es erst danach beim Aufarbeiten des Holzes.
Die nächsten Stationen
Schon stehen weitere Stationen fest: Haareschneiden beim Friseur Werni in Villach und Dachdecken bei der Dachdeckerei Joham in Maria Rojach. Doch Fellner will die Popularität der Aktion auch nutzen, um ernste Themen ins Bewusstsein zu rücken. So will sich Fellner mit Anita Ogris vom Verein „Pustblume“ zusammentun, der sich mit Sternenkindern beschäftigt, also Kindern, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. In welcher Form Fellner hier mitarbeiten wird, steht noch nicht fest.
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