Lavanttaler Autor nimmt unsere Klima-Ausreden unter die Lupe

Thomas Brudermann gilt als Experte für menschliches Entscheidungsverhalten und kennt die inneren und äußeren Widersprüche, die uns klimafreundliches Verhalten erschweren.
4Bilder
  • Thomas Brudermann gilt als Experte für menschliches Entscheidungsverhalten und kennt die inneren und äußeren Widersprüche, die uns klimafreundliches Verhalten erschweren.
  • hochgeladen von Daniel Polsinger

Der Lavanttaler Psychologe Thomas Brudermann beleuchtet in seinem neuen Buch mit viel Augenzwinkern jene Ausreden, mit denen wir unser wenig klimafreundliches Handeln rechtfertigen.

LAVANTTAL. Nachdem er an vielen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland tätig war, verschlug es den gebürtigen Lavanttaler Thomas Brudermann an die Uni Graz, wo er als assoziierter Professor im Bereich Innovations- und Nachhaltigkeitsforscher arbeitet. In seinem neuen Buch „Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben“ beschäftigt er sich mit den unzähligen Ausreden, die wir parat haben, wenn Klimaschutz zu anstrengend und unbequem wird.

MeinBezirk.at: Wie bist du auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Thomas Brudermann:
Eigentlich sind wir alle klima- und umweltfreundlich eingestellt. So gut wie niemand hasst Tier- und Pflanzenwelt oder wünscht sich gar eine Klimakatastrophe. Warum gehen wir trotzdem so mit Umwelt und Klima um? Diese Frage steht schon seit zehn Jahren im Zentrum meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Nach einer kleinen Auszeit im letzten Sommer ist mir die Idee gekommen, das angesammelte Wissen in einem unterhaltsamen und augenzwinkerndem Buch zusammenzufassen.

Welche war die bisher skurrilste Ausrede, die du bisher gehört hast?
Eine sehr spannende Ausrede ist: „Ich habe ja keine Kinder – damit spare ich so viel zukünftige Treibhausgase ein, dass ich jetzt ruhig zwei Mal pro Jahr in den Urlaub fliegen kann.“ Am skurrilsten wirkt auf mich aber immer die Ausrede: „Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel oder man kann das gar nicht wissen.“ Da schmelzen uns die Gletscher weg, das Extremwetter richtet jedes Jahr mehr Schaden an, und es gibt in Fachkreisen keinen Zweifel mehr daran, dass wir Menschen uns selbst rasant in eine Katastrophe steuern – und dann gibt es noch immer Leute, die sagen: „Ist ja Blödsinn, alles halb so wild, war ja schon immer so.“

Der Untertitel des Buches lautet: „Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben“. Warum denn nun?
Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen müsste: Weil sich Ausreden und Selbsttäuschung oft besser anfühlen als Fakten. Wir wollen uns wegen unserer Entscheidungen nicht schlecht fühlen und finden Rechtfertigungen, die unsere positives Selbstbild bestätigen. Das ist nichts Ungewöhnliches und nicht nur beim Klimaschützen so.

Denkst du, Druck von außen, z.B. von Seiten der Politik, ist hilfreich, um tatsächlich eine Verhaltensänderung herbeizuführen?
Ich glaube es ist problematisch, wenn man den Fokus auf individuelles Verhalten legt. Es fehlen vielerorts einfach die Strukturen für klimafreundliche Entscheidungen. Wem soll ich die fünf Kilometer Autofahrt vorwerfen, wenn Öffis unattraktiv sind und die Radfahrt in einem für Autoverkehr ausgelegten Straßennetz einem Himmelfahrtskommando gleicht? Politik und Unternehmen stehen in der Verantwortung, klimafreundliche Strukturen zu schaffen, die uns entsprechendes Verhalten ermöglichen und erleichtern.

Welche Ausrede benutzt du selbst am liebsten?

Das Ausreden-Buch hat für mich auch einen Nachteil: Die Selbsttäuschung wird schwieriger, wenn man erstmal die Hintergründe analysiert hat. Eine Ausrede funktioniert aber immer, auch für den autofahrenden Nachhaltigkeitsforscher: „Widersprüche sind eben menschlich.“

----------

Zur Sache

„Die Kunst der Ausrede“ erscheint am 6. September 2022 auf dem oekom Verlag und ist um 22,70 Euro in jedem gut sortierten Buchladen (in Wolfsberg bei San Damiano) sowie über alle gängigen Onlineportale erhältlich. Das Werk umfasst 256 Seiten und bietet einen Ein fundierten und zugleich kurzweiliger Einblick in das Feld der Klimapsychologie. Mehr Infos gibt's hier.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.