FPÖ ortet Kinderärzte-Mangel
Braucht es einen Bereitschaftsdienst?
Die FPÖ Wolfsberg spricht von einer kinderärztlichen Unterversorgung im Lavanttal, Mediziner widersprechen.
WOLFSBERG, LAVANTTAL. In einer gemeinsamen Aussendung machen die geschäftsführende Stadtparteiobfrau der FPÖ, Isabella Theuermann, und der Wolfsberger Landtagsabgeordnete Harald Trettenbrein auf das Thema der kinderärztlichen Versorgung im Lavanttal aufmerksam: „Kein Kinderarzt ist im Bezirk im Dienst! Vor diesem Problem stehen an jedem Wochenende Eltern im Lavanttal. Sie müssen mit ihren kranken Kindern nach Klagenfurt fahren, weil es im Bezirk kein Versorgungsangebot gibt“, heißt es in dem Schreiben. Daher fordern Trettenbrein und Theuermann die Einführung eines kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes an den Wochenenden: „Für die Eltern von kurzfristig erkrankten Kindern muss ein Facharzt erreichbar sein.“
Rufbereitschaft
Theuermann will in der nächsten Gemeinderatssitzung einen Dringlichkeitsantrag einbringen, damit zumindest eine kinderärztliche Rufbereitschaft an den Wochenenden von der Stadtgemeinde Wolfsberg finanziert wird. Der Wolfsberger SPÖ wirft sie in dieser Hinsicht Verfehlungen vor.
Alles da, was Kinder brauchen
Ganz anders sieht das Vizebürgermeisterin Michaela Lientscher, selbst als Oberärztin am LKH Wolfsberg tätig: „Ich verstehe natürlich den Wunsch der Eltern, dass es einen kinderärztlichen Wochenenddienst gibt, doch aus rein medizinischer Sicht ist dieser aber gar nicht nötig. Alles, was die Kinder brauchen, ist da. Es gibt den hausärztlichen Bereitschaftsdienst am Wochenende, es gibt das LKH Wolfsberg, wo man mit einem kranken Kind hinkommen kann und wo dann entschieden wird, ob es eine Transferierung nach Klagenfurt braucht. Und es gibt den Notarzt für Notfälle. Wir sind in dieser Hinsicht nicht schlechter aufgestellt als andere Bezirke.“ Die Aussendung der FPÖ bezeichnet Lientscher als „bedenklich und überdramatisierend.“
Kinderklinik gefordert
Auch das Thema Geburten wird von Theuermann angesprochen: „Viele Frauen aus dem Bezirk Wolfsberg planen, sofern möglich, ihr Kind im Klinikum Klagenfurt auf die Welt zu bringen. Sollte es nämlich während der Geburt zu Komplikationen kommen und es dem Baby schlecht gehen und eine intensivmedizinische Betreuung von Nöten sein, so kann es sein, dass kein Kinderarzt anwesend ist und das Baby erst nach Klagenfurt gebracht werden muss.“ Theuermann schlägt daher vor, in Wolfsberg eine Zweigstelle der Klagenfurter Kinderklinik zu installieren.
Qualität massiv gesteigert
Sonja-Maria Tesar, medizinische Direktorin am LKH Wolfsberg, nimmt dazu Stellung: „Durch die intensive Kooperation mit der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde sind wir hinsichtlich peri- und postnataler kinderfachärztlicher Versorgung nicht nur gesetzeskonform, sondern auch bezüglich Serviceleistung bestens aufgestellt. Geplante Geburten, wie zum Beispiel ein Kaiserschnitt, werden sehr wohl im Beisein eines Kinderarztes durchgeführt. Die Qualität der Geburtsvorsorge wurde bei uns im letzten Jahr massiv gesteigert. Primarius Jörg Jahnel, Chef der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Klagenfurt, ist täglich für eine Visite auf der Geburtenstation vor Ort. Sollte eine Überstellung ins Klinikum Klagenfurt notwendig sein, wird dies frühzeitig erkannt und schneller organisiert als in der Vergangenheit. Zusätzlich haben wir immer dienstags und freitags Vormittag Kinderärzte vor Ort, die Untersuchungen durchführen. Eine Abstimmung zur Erstversorgung für Kinder, die im LKH Wolfsberg akut vorstellig werden, erfolgte ebenso.“
„Mütter fühlen sich wohl“
Ein Rückgang der Geburten ist am LKH Wolfsberg nicht zu beobachten, im Gegenteil: „Im Vorjahr kamen bei uns 573 Kinder zur Welt, das sind um 90 mehr als 2019. Die Mütter fühlen sich bei uns wohl“, so die Direktorin. Auch sei das gesamte Team für eventuelle Notfälle bei oder nach der Geburt bestens gerüstet und werden regelmäßig geschult. „Erst kürzlich mussten wir ein Kind bereits in der 28. Woche entbinden und es hat alles wie am Schnürchen geklappt“, sagt Tesar.
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