Raucherzahlen sinken
Die Trafikantenbranche im Wandel

Der Lavanttaler Wolfgang Streißnig setzt sich für die Interessen der österreichischen Tabaktrafikanten ein. | Foto: Wolfgang Streißnig
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Der oberste Interessensvertreter der österreichischen Trafikanten ist ein Lavanttaler. Wolfgang Streißnig über die Zukunft der Branche in Zeiten sinkender Raucherzahlen. 

ÖSTERREICH, KÄRNTEN. Die Raucherzahlen in Österreich gehen stetig zurück. Einerseits liegt das an einem bewussteren und gesünderen Lebensstil, der immer mehr Anklang findet. Rauchen ist nicht mehr "cool". Andererseits wird dies auf nationaler Ebene vom Gesetzgeber in Form von Anti-Rauchkampagnen sowie auf EU-Ebene durch Produkteinschränkungen forciert. Der europäische Plan zur Krebsbekämpfung sieht vor, den Raucheranteil in der EU von derzeit rund 25 auf unter fünf Prozent zu senken, schließlich ist das Rauchen laut EU-Kommission für 15 bis 20 Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich.

300 Verkaufsstellen in Kärnten

Die Branche, die diese Pläne am vehementesten treffen, ist jene der Tabaktrafikanten. In Österreich gibt es rund 5.000 davon, in Kärnten sind es 150 Tabakfachgeschäfte und ebenso viele Tabakverkaufsstellen. „Diese Zahlen sind sehr stabil. Eine Struktur, die wir uns über die Jahre erarbeitet haben“, sagt Wolfgang Streißnig. Der Lavanttaler ist Bundes- und Landesgremialobmann der Tabaktrafikanten und hat 2011 die Trafik seines Vaters in St. Stefan übernommen. „Sollten die Raucherzahlen tatsächlich in dem von der EU geplanten Umfang zurückgehen, wäre das für die Branche existenzbedrohend. Wir sprechen hier von über 7.000 Arbeitsplätzen in ganz Österreich.“ Denn obwohl Alternativprodukte zur Zigarette – etwa Nikontinpouches oder E-Zigaretten – eine treue Anhängerschaft haben, ist der Verkauf von Tabakprodukten nach wie vor das Hauptgeschäftsfeld der Trafiken, gefolgt vom Glücksspiel.

1,6 Millionen Raucher

„Jährlich werden in Österreich 12,2 Milliarden Zigaretten an rund 1,6 Millionen erwachsene Raucher verkauft“, sagt Streißnig mit besonderer Betonung auf das Wort „erwachsen“. Denn: „Aufgrund unserer selbstauferlegten Standesregeln sind wir Tabaktrafikanten er Garant dafür, dass solche Produkte nur an Erwachsene weitergegeben werden.“

Monopol-Erweiterung gefordert

Als besorgniserregend bezeichnet der Bundesgremialobmann den Konsum von Nikontinbeuteln unter Minderjährigen und fordert daher eine Erweiterung des Tabakmonopols um weitere sensible Genussmittel, um den Jugendschutz in diesem Bereich sicherzustellen – und nicht zuletzt in Hinblick auf die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der österreichischen Trafiken. „Diese Produkte können sich Jugendliche derzeit über viele Wege beschaffen. Würde die Politik diese Waren in das Tabakmonopolgesetz aufnehmen, wäre dem ein Riegel vorgeschoben“, so Streißnig.

Inklusives Trafikwesen

Eine Besonderheit des österreichischen Trafikwesens ist sein inklusiver Aspekt. 56 Prozent aller österreichischen Trafiken werden von Menschen mit Behinderung geführt. Dieser Umstand geht zurück auf die Kaiserzeit, in der man auf diesem Wege Kriegsinvaliden in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zurückgliederte. Im Lauf der Zeit wurde der Betrieb von Trafiken auch Zivilinvaliden ermöglicht. Ein Invaliditätsgrad von mindestens 50 Prozent ist notwendig, um sich für die Übernahme einer ausgeschriebenen Trafik zu bewerben. In weiterer Folge ist es möglich, dass Nachkommen der ersten Generation – auch ohne Behinderungen – die Trafik übernehmen. Geht deren Zeit zu Ende, wird sie von der Monopolverwaltung neu ausgeschrieben. „Dieses System ist einzigartig in Europa und wahrscheinlich auch auf der ganzen Welt“, meint Streißnig, der auch auf die soziale Funktion der Trafiken hinweist: „Ich sage immer, im Ort gibt es die Kirche, den Wirt und an dritter Stelle kommt schon die Trafik.“

"Habe keine Glaskugel"

Wie es mit der Branche der Tabaktrafikanten angesichts der immer weiter sinkenden Raucherzahlen und der ambitionierten Gesundheitsziele der EU weitergehen soll? „Ich habe leider keine Glaskugel, aber ich sehe das Glas lieber halb voll als halb leer. Die Branche befindet sich derzeit zwar in einem Wandel, doch ich bin mir sicher, dass es auch 2024 noch Trafiken geben wird, lediglich mit einem veränderten Warenangebot."

Zur Person

Wolfgang Streißnig arbeitete ab 2003 in der Trafik seines Vaters in der Hauptstraße 23 in St. Stefan mit, ehe er sie 2011 übernahm. 2018 übernahm er das Amt von Harald Pichler als Landesgremialobmann in Kärnten, seit Dezember 2023 ist er auch als Bundesgremialobmann tätig und übernimmt damit die Interessensvertretung von Österreichs Trafikanten. „Ich finde es schön, mitgestalten zu können“, benennt Streißnig seinen Beweggrund für diese Funktionärstätigkeit.

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