NS-Schicksale
Neue Ausstellung "Als homosexuell verfolgt" in Wien

Eine Aufnahme vom Wiener Prater in den 1920er-Jahren. | Foto: Martin Gerlach/Wien Museum
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  • Eine Aufnahme vom Wiener Prater in den 1920er-Jahren.
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Einen Blick auf die dunkle Vergangenheit wirft das Bezirksmuseum Leopoldstadt mit einer neuen Ausstellung. Diese dreht sich um Männer und Frauen, die aufgrund ihrer Homosexualität in der NS-Zeit verfolgt wurden. Eintritt frei!

WIEN/LEOPOLDSTADT. Die Leopoldstadt war einst nicht nur Wiens jüdisches Zentrum, sondern auch ein Ort des Vergnügens und Lebensfreude. Und das, insbesondere aufgrund des Vergnügungsparks und dem grünen Prater, den Badeanstalten und Wirtshäusern. Im bunten und vielfältigen Treiben im 2. Bezirk konnten auch Lesben, Schwule und Transpersonen ihre Nischen finden. Doch dieses queere Leben wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Genau darum dreht sich die neue Ausstellung im Bezirksmuseum in der Karmelitergasse. 

Die Schau widmet sich queeren Menschen, die in der Leopoldstadt lebten und die in der NS-Zeit verfolgt, misshandelt und ermordet wurden. Insgesamt 17 Lebensgeschichten werden im Bezirksmuseum vorgestellt. Zum Auftakt wartet eine Vernissage am 14. Februar ab 18.30 Uhr.


Der Prater als Ort des queeren Lebens

Die Ausstellung „Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit“ entstand in Zusammenarbeit mit QWIEN (Zentrum für queere Geschichte in Kooperation), mit der Stabstelle Bezirksmuseen im Wien Museum. Kurator ist Andreas Brunner von QWIEN, der auch die 17 Lebensgeschichten für die Schau auswählte.

Der Prater war einst ein beliebter Ort des queeren Lebens. Die Verfolgung während der NS-Zeit sorgte für Schicksale verschiedener Art. (Aufnahme von 1935) | Foto: Wien Museum
  • Der Prater war einst ein beliebter Ort des queeren Lebens. Die Verfolgung während der NS-Zeit sorgte für Schicksale verschiedener Art. (Aufnahme von 1935)
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„Entscheidend bei der Auswahl der Geschichten war eine große Diversität der Schicksale“, erläutert Brunner. „Mit diesen Lebensgeschichten tauchen die Besucherinnen und Besucher aber auch tief in die reiche homosexuelle Subkultur der Zeit ein“. So erzähle man eine Geschichte des Praters und seines Umfelds, die bislang unbekannt und unsichtbar war.

Der Prater selbst, aber auch Lokale wie das Gasthaus „Zur schönen Schäferin“ im Wurstelprater, oder das „Eminger“ am Praterstern (heute Gasthaus "Hansy") waren Teil eines bunten queeren Lebens. Das Dianabad und vor allem das Römische Bad in der Kleinen Stadtgutgasse zählten zu den beliebten Treffpunkten homosexueller Männer. Hinweise gibt es auchfür  lesbische Baderunden – und das als einzigem Bad Wiens.

„In Gaststätten unterhielten ‚Damenimitatoren‘, vor den Kinos warteten junge Männer auf Kunden, der große Gastgarten der Schönen Schäferin war auch bei Lesben beliebt, Freundeskreise, Sex und Liebschaften, Liebe und Beziehungen. All das gab es trotz Verfolgung“, erzählt der Kurator.

Gerade im Umfeld des Praters – aufgrund der Fluktuation und verminderter sozialer Kontrolle – hätten auch lesbische Frauen und homosexuelle Männer ihre Nischen finden können. „Die erhöhte Verfolgungsintensität der Nazis zerstörte diese kleinen Biotope, aber auch die Leben der Betroffenen selbst“, sagt Brunner. Einige seien mit einer Kerkerstrafe davongekommen, andere habe man in Konzentrationslagern ermordet oder hingerichtet.

„Es ist wichtig, diese Lebensgeschichten als Teil der Wiener Stadtgeschichte zu begreifen“, stellt der Kurator fest. „Auch wenn sie im Verborgenen leben mussten, gehörten Menschen, die gleichgeschlechtlich begehrten, zum diversen Leben der Großstadt Wien.“

Dokumente der Verfolgung als Quelle

Die Rekonstruktion der ausgestellten Lebensgeschichten sei sehr schwierig gewesen. „Wir haben nur die Dokumente der Verfolgung als Quelle. Diese sind in einer behördlichen, oft abwertenden Sprache verfasst und dienten einem Zweck: Sie sollten die Verdächtigen des Verbrechens der ‚Unzucht wider die Natur‘ überführen“, erläutert der Kurator. Zwischen den Zeilen würden die Strafakten auch von Einschüchterung und Gewalt durch die Gestapo und Kripo erzählen, welche die Ermittlungen führten.

Andreas Brunner hat die Ausstellung "Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit" kuratiert.  | Foto: Christine Bazalka
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Dabei waren es vor allem Unterprivilegierte, die sich im Netz der Verfolgung verfingen. „Obwohl die NS-Homosexuellenverfolgung als blanke Klassenjustiz bezeichnet werden kann, ist die Bandbreite der Geschichten groß“, lässt der Kurator wissen. Etwa erzähle man von drei Frauen, die von der Kripo verfolgt wurden oder von zwei homosexuellen Männern, die auch als „Juden“ klassifiziert wurden. Ebenso geht es um die „Gestapo, die homosexuelle Freundeskreise aushob, und Menschen, die ums Überleben kämpften und trotzdem ihrem Begehren folgten; von Strichern, die von den Nazis mit besonderer Härte verfolgt wurden, oder von handfesten Nazis, die ihre Gefolgschaft nicht vor Verfolgung schützte.“

Öffnungszeiten der Ausstellung

Die Ausstellung im Bezirksmuseum Leopoldstadt (2., Karmelitergasse 9) läuft bis 30. Juli 2024. Die Vernissage ist am 14. Februar 2024 ab 18.30 Uhr. Anschließend kann man die Ausstellung jeweils Mittwoch, 16 bis 18.30 Uhr, und Sonntag, 10 bis 13 Uhr, besuchen. Der Eintritt ist frei! Mehr Infos gibt es unter direkt hier online nachzulesen.

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