Leopoldstadt: Ein Stadion für Elise Steininger
Grüne Frauen Wien erinnern aktionistisch an starke Frauen in Wien
„Es gibt viele Frauen, die es wert sind, öffentlich erinnert zu werden“, plädiert Martina Wurzer, Frauensprecherin der Grünen Wien, für mehr Frauenerinnerungsorte anlässlich des Internationalen Frauentages.
Gemeinsam mit den Grünen Frauen Wien wird das nach dem NSDAP-Mitglied Ferry Dusika benannte Wiener Radrennstadion nach der Frauenradsportpionierin Elise Steininger (1854-1927) symbolisch umbenannt.
Wurzer: Statt der Erinnerung an männliche Personen, deren „Verdienst“ Abwertung, Gewalt und Verhetzung war, plädieren wir für Erinnerungsorte nach innovative Vorkämpferinnen, Heldinnen und Visonärinnen.“
Faszinierende Frauen vor den Vorhang
Viele faszinierende Frauen und ihre Leistungen werden in der (Stadt-)Geschichte nicht erwähnt und damit vergessen. Gleichzeitig gelten 159 Straßenbezeichnungen laut Bericht der Historikerkommission der Stadt Wien aufgrund ihrer antisemitischen, faschistischen oder rassistischen Vergangenheit als kritisch.
Dusika als bedenklich eingestuft
Ferry Dusika gehört zu den bedenklich eingestuften Personen. Dusika war nicht nur Radrennfahrer, sondern auch Mitglied der NSDAP und SA-Oberscharführer. Nach ihm ist derzeit eine Gasse im 22. Bezirk und das Radstadion im 2. Bezirk benannt.
Die Grünen Frauen Wien haben 116 Frauenbiografien in einem Wienerinnen(stadt)plan zusammengestellt. In einer Hommage wird an starke Frauen erinnert.
Pionierin auf dem Fahrrad
Eine der Frauen, auf deren Spuren gewandert werden kann, ist Elise Steiniger. Sie gründete 1893 den ersten Frauenradfahrverein Österreich-Ungarns. Sie und ihre Mitstreiterinnen leisteten viel für Frauen im Radrennsport und die Eroberung neuer Räume.
Wurzer: „Das Fahrrad gilt als ein Symbol für die Emanzipation der Frau im 19. Jahrhundert. Schon 1905 schrieb Rosa Mayreder, eine Vordenkerin der Frauenbewegung, zum Stellenwert des Radfahrens: „Das Bicycle hat zur Emanzipation der Frauen … mehr beigetragen als alle Bestrebungen der Frauenbewegung zusammengenommen.“
Das Rad machte die Frauen mobil, räumlich wie gesellschaftlich. Damals galt es als unweiblich, sich auf den Sattel zu schwingen. Die Radpionierinnen haben viele Barrieren überwunden und mit einschränkenden Konventionen gebrochen.“
Kritischer Anstoß
Die Grünen Frauen Wien sehen ihre Frauentagsaktion als kritischen Anstoß zum Umgang mit Geschichte allgemein und der Geschlechtergeschichte im speziellen.
Derzeit sind von 4.379 personenbezogen Erinnerungsorten in Wien nur 361 Frauen gewidmet.
Wurzer: Es ist interessant, was und wer als erinnerungswürdig zu welchem Zeitpunkt galt bzw. gilt. Es freut mich sehr, dass die rot-grüne Stadtregierung sich zum Ziel gesetzt, das deutliche Übergewicht von Männern bei Benennungen zu ändern.“
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