Der Volkertmarkt steht vor dem Aus: Standler erhoffen sich Hilfe seitens der Politik
Die Betreiber der Marktstände sind an die NEOS herangetreten, um Hilfe zu bekommen. Sie befürchten die Schließung ihrer Stände durch die strenge Regelung des Marktamtes.
LEOPOLDSTADT. Bereits 1878 wurden die ersten Marktstände am Volkertmarkt eröffnet. Der Markt war und ist bis heute ein wichtiger Treffpunkt im Grätzel. Einige Stände bieten zusätzlich zu ihren Waren, Gekochtes an. Ähnlich wie am Karmelitermarkt leiden auch hier die Standler unter der geringen Sitzplatzanzahl. Nicht etwa weil es an Platz mangeln würden, sondern weil das Marktamt für Markstände maximal acht Sitzplätze erlaubt.
Nun haben sich die Betreiber der Markstände an die NEOS gewandt, um Hilfe zu bekommen. „Dieser Treffpunkt, der für viele Bewohner einen wichtigen Identifikationsort darstellt, steht kurz vor dem Aus. Wir treten deshalb gemeinsam mit Marktstandlern an, um den Volkertmarkt zu retten“, so Christian Moritz, Bezirksklubobmann der NEOS.
Bürokratie und Marktamt
Vor allem wegen der Bürokratie, mit der sie ständig konfrontiert werden, und andererseits wegen der engen Rechtsauslegung des Marktamtes, was die Anzahl der Schanigärtenplätze betrifft, leiden die Standler laut Moritz besonders.
Aktuell stehen mehrere Marktstände kurz vor der Schließung. Die Betreiber können mit den derzeitigen Regelungen nicht mehr ihr Geschäft erhalten. Insbesondere die Beschränkung auf 8 Sitzplätze treibe sie langfristig in den Ruin. Bereits zwei Standler mussten schließen.
Georg Holzer, Betreiber des Café Nelke am Volkertmarkt und Mitglied im Grätzelbeirat, dazu: „Die Menschen wollen neben dem reinen Einkauf am Markt auch ihre freie Zeit dort genießen und schätzen den Markt als Ort zum Verweilen. Die Nachfrage nach Gastronomie ist groß genug.“
Pilotprojekt Volkertmarkt
Die NEOS unterstützen deshalb den Vorschlag der betroffenen Marktstandler, ein Pilotprojekt zu starten. Dieses Projekt würde die Gastronomie-Drittel-Regelung auf dem Markt für einen Zeitraum von zwei Jahren aufheben. Die Erlaubnis zur Erweiterung der Gastronomie soll dabei an eine nachweisbare Handelsaktivität der Marktstandler gebunden sein. Mittels definierten Kennzahlen, wie z.B. mehr Stände am Samstag sowie einer Befragung zur Zufriedenheit soll ermittelt werden, inwieweit das Pilotprojekt hilft.
Im Projekt sollen folgende Punkte behandelt werden:
1. Die Marktordnung entstauben:
Die Marktordnung ist veraltet und gehört an die aktuellen Ansprüche angepasst. Sie muss gleichzeitig die Bedürfnisse der Marktstandler und die Wünsche der Kunden umfassend berücksichtigen.
2. Liberalisierung der Öffnungszeiten:
Die Marktstandler sollen selbst entscheiden dürfen, wann sie ihre Marktstände offen halten. Das bringe auch mehr Freiheit für die Kunden. Denn die gesellschaftlichen Realitäten haben sich in den letzten Jahrzehnten so gewandelt, dass es längst nicht mehr selbstverständlich sei, tagsüber ausreichend Zeit für persönliche Erledigungen zu haben.
3. Attraktivieren des Angebots:
Die Stadt Wien könnte beispielsweise Marktstände für Start-Ups im Bereich Streetfood bereitstellen. Alle paar Monate würde dabei ein wechselndes Warenangebot die Attraktivität des Marktes erhöhen sowie Unternehmern die Chance geboten, sich mit ihrer Marktidee und ihren Angeboten verwirklichen zu können. Das unternehmerische Risiko würde sich für sie in Grenzen halten, zudem könnte die Produktvielfalt am Markt und schließlich die Zufriedenheit der Besucher steigern.
4. Belebung durch kürzere Leerstände:
Viele Marktstände werden zu lange nicht gemäß der Zweckwidmung verwendet. So passiert es öfter, dass Marktstände für längere Zeit nicht aktiv betrieben, sondern als Lagerflächen genutzt werden. Aus dieser Praxis ergibt sich für die Marktbesucher ein wesentlicher Nachteil, da nur ein sehr reduziertes Angebot vorhanden ist. Bei zukünftigen Wechseln der Eigentümer soll deshalb vermehrt kontrolliert werden, dass der Betrieb des Marktstandes auch tatsächlich in einer gewissen Frist erfolgt.
In der kommenden Bezirksvertretungssitzung am 13. Juni 2017 bringen die NEOS Leopoldstadt einen entsprechenden Antrag dazu ein.
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