Ein erfülltes Leben mit Demenz
"Alzheimer" ist keine Krankheit der Senioren. Auch Berufstätige sind immer öfter betroffen.
BEZIRK LILIENFELD. "Demenz ist keine Erscheinung der heutigen Zeit, es gab sie schon immer. Früher sagte man, alte Menschen verkalken. Damals war die Forschung noch nicht so weit, Demenzerkrankungen genau feststellen zu können", erklärt die Demenz-Beauftragte des Hilfwerks Lilienfeld, Jennifer Graf.
Erste Anzeichen
"Bei der Diagnose Alzheimer reagieren Menschen ganz verschieden", erklärt die Expertin, "manche werden aggressiv, wollen es nicht wahrhaben. Andere ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Beides ist nicht richtig". Die ersten Anzeichen scheinen harmlos. "Man vergisst Namen, Geburtstage oder Orts- und Straßennamen". Hier sollten die Alarmglocken schrillen, denn frühzeitig erkannte Demenzerkrankungen können gut behandelt werden: "Es gibt heute noch keine Heilung, doch die medizinische Forschung machte in den letzten Jahren große Fortschritte. Dadurch kann eine Erkrankung stark verlangsamt werden", erklärt Jennifer Graf.
Unterschiedlicher Verlauf
Es gibt dabei kein Patentrezept. Verschiedene Medikamente zeigen unterschiedliche Wirkungen bei den Patienten. "Etwa die Hälfte aller vom Hilfswerk betreuten Personen in der Region leidet an Demenz. "Wir arbeiten nach 'Reisberg', bei dem es sieben Stadien, vom Beginn der Krankheit bis zu schweren Fällen, gibt. Der Betroffene selbst merkt meist spät, dass er an Demenz leidet. Das Umfeld erkennt die Veränderungen meist früher. "Ein besonderer Fall war jener eines 59-jährigen Mannes, der mehrmals an seiner Arbeitsstelle erschien, obwohl er an diesen Tagen frei hatte. So bemerkten seine Arbeitskollegen als Erste, dass etwas nicht stimmte", erinnert sich die Hilfswerk-Mitarbeiterin.
Mit der Demenz leben lernen
Die 91-jährige Herta Haiszan leidet seit einiger Zeit an Demenz und hat gelernt, damit umzugehen. "Mein Mann Fritz und ich, mit dem ich seit 69 Jahren glücklich verheiratet bin, ergänzen uns wirklich perfekt. Ich bin körperlich top-fit und er ist geistig voll auf der Höhe, obwohl er zwei Jahre älter ist als ich. Es war mir immer wichtig, so unabhängig wie möglich zu bleiben, aber seit einiger Zeit vergesse ich leider vieles. Unsere Nachbarin unterstützt uns. Ich will auf alle Fälle 100 Jahre alt werden".
(Denk-)Sport schützt
Jennifer Graf weiß als ausgebildete Demenz-Beauftragte der Region natürlich, wie man sich bestmöglich gegen die Erkrankung schützt oder, wenn bereits betroffen, den Krankheitsverlauf wirksam verlangsamt: "Es ist sehr wichtig, sich geistig fit zu halten. Lesen ist ebenso hilfreich wie Kreuzworträtsel zu lösen. Hauptsache, man beschäftigt sein Gehirn. Zusätzlich ist frische Luft und Bewegung sehr wichtig. Und auf keinen Fall zurückziehen, sondern weiterhin die sozialen Kontakte wie Freunde, Nachbarn oder Familie pflegen".
Unter Demenz versteht man den kontinuierlichen Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit, vor allem von Gedächtnisleistung und Denkvermögen. Zwischen acht und 13 Prozent aller Österreicher über 65 Jahren leiden an einer Demenz. Bei den über 90-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Da der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zunimmt, rechnet man mit einem weiteren Anstieg dieser Zahlen. Häufigste Ursache ist die Alzheimer-Krankheit, bei der die Funktion der Nervenzellen durch krankhafte Eiweiße gehemmt wird. Die Krankheit ist derzeit noch unheilbar, Medikamente können den Verlauf jedoch stark einbremsen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.