Droht Abriss?
Sintstraße: Denkmalschutz ist jetzt am Zug

Das Modell von Andrea Hilmbauer sieht zusätzliche Häuser zwischen den vorhandenen vor, ohne einen einzigen Baum zu fällen. | Foto: Hilmbauer
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  • Das Modell von Andrea Hilmbauer sieht zusätzliche Häuser zwischen den vorhandenen vor, ohne einen einzigen Baum zu fällen.
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Wird ein Teil der Wohnanlage in der Sintstraße abgerissen, um neue Wohnungen zu bauen? Noch liegt laut Aussage des Bundesdenkmalamts kein konkretes Projekt vor. Die Besonderheit der Siedlung würde jedoch nur durch ihre Gesamtheit bestehen. Mit Alternativen zum Abriss haben sich auch schon Studierende der Kunstuni beschäftigt. 

LINZ. Seit den 1980er-Jahren wird über die Zukunft der historischen Arbeitersiedlung in der Sintstraße diskutiert. 1927 vom legendären Stadtbaudirektor Curt Kühne nach dem Prinzip einer Gartenstadt erbaut, stellen die 18 Häuser laut Bundesdenkmalamt "ein bedeutendes und rares sozialgeschichtliches Zeugnis der Anfänge des kommunalen Wohnbaus in Linz dar". Im Vorjahr hat die städtische Wohnungsgenossenschaft GWG das Areal großteils an die Strabag verkauft. Seit Februar läuft ein Architekturwettbewerb, der davon ausgeht, dass nur der Kern des Ensembles erhalten bleibt und sieben der Häuser abgerissen werden können. Auf der dann freien Fläche sollen zum Teil gemeinnütziger Wohnbau, vor allem aber Eigentumswohnungen entstehen. Das Bundesdenkmalamt steht mit den Projektbetreibern in Kontakt, konkrete Pläne liegen dort aber noch nicht vor. Eine teilweise Aufhebung des Denkmalschutzes dürfte aber eher unwahrscheinlich sein: "Der Charakter dieser aus der Gartenstadtbewegung kommenden Anlage wird nicht durch einzelne Häuser als Repräsentanten eines Haustypus, sondern nur in seiner Gesamtheit bestimmt, was die Besonderheit dieser Siedlung ausmacht", heißt es vom Bundesdenkmalamt gegenüber der StadtRundschau.

"Maximales Profitdenken"

Gemeinderat Lorenz Potocnik, der sich seit Jahren für den Erhalt der Siedlung einsetzt, spricht von einer vertanen Chance, leistbaren Wohnraum für Familien zu schaffen. "Statt einem innovativen Konzept rund um das gesamte historische Ensemble geht’s jetzt in Richtung maximalem Profitdenken – leider ein weiterer Sündenfall seitens der stadteigenen GWG vor hemmungslosen Investorenwünschen", so Potocnik. Die beiden Eigentümer haben sich in den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) dazu geäußert und die Pläne weitgehend bestätigt. Sollte der Denkmalschutz jedoch für keines der Häuser aufgehoben werden, könne man mit dem Gelände nichts machen. Der Wert der Siedlung sei der Strabag "völlig bewusst", aber der Denkmalschutz könne auch ein Fluch sein, weil er manchmal nachhaltige Weiterentwicklungen unmöglich mache. Man wolle gemeinsam mit der Stadt Linz und dem Bundesdenkmalamt etwas Neues, Nachhaltiges schaffen", heißt es in den OÖN.    

"Sintstraße weiterbauen"

Über Alternativen zu einem Abriss haben bereits vor neun Jahren Architektur-Studierende der Kunstuniversität Linz nachgedacht. Unter der Leitung von Roland Gnaiger und Birgit Kornmüller entwickelten sie Ideen, wie man die Siedlung "in die heutige Zeit rüberbringen" könnte, ohne den Denkmalschutz zu gefährden. Die aktuelle Entwicklung findet Kornmüller, Geschäftsführerin von Bogenfeld Architektur, bedauerlich. "Man kann doch in so einer Siedlung nicht das Standardprogramm umsetzen", so Kornmüller. Ein Fehler wäre gewesen, die Siedlung an den Bestbieter und nicht an den mit der besten Idee zu verkaufen. Sie ist überzeugt, dass man die Häuser etwa durch Nachverdichtung sinnvoll nutzen könnte. Dafür müsse man sich aber trauen, andere Wege zugehen.

Wilde Vorschläge

So wie damals ihre Studenten. "Die sind mit den wildesten Vorschlägen gekommen", so Kornmüller. Bei den meisten Entwürfen ging es darum etwas in die Freiräume zwischen den Häusern zu setzen. So wie beim Entwurf von Andrea Hilmbauer, die heute bei Bogenfeld Architektur arbeitet. Sie hätte neun Häuser zu den vorhandenen in das vorgegebene Raster eingebaut. Kein Baum müsste gefällt werden und das vorgefundene spürbare Zentrum der Anlage bleibt lesbar. Die Gesamtanlage wird nach außen kohärenter und ermöglicht damit auch eine einfachere zukünftige Verwertung der angrenzenden Gründe, heißt es in der Beschreibung.

Infos zum Projekt finden Sie hier.

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Foto: Cityfoto
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