TelefonSeelsorge: Rund um die Uhr für Hilfesuchende im Einsatz

10 bis 15 Stunden sind die ehrenmatlichen Berater pro Monat im Einsatz.
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  • hochgeladen von Nina Meißl

"Abends werden die Anrufe mehr. Auch im Mai und Oktober gibt es oft besonders viele. Und natürlich zur Weihnachtszeit, die für viele ja besonders emotional besetzt ist", erzählt eine Mitarbeiterin von ihren Erfahrungen bei der TelefonSeelsorge. Seit 25 Jahren ist die Linzerin verständnisvolle Gesprächspartnerin am anderen Ende der Telefonleitung. Trotz dieser langen Zeit – die Aufregung bleibt bei jedem Gespräch: "Wenn ich den Hörer abhebe, weiß ich nie, in welche Richtung ich gefordert bin."

Fundierte Ausbildung

Die Helfer werden gewissenhaft geschult, um mit den Sorgen und Nöten der Anrufer umgehen zu können. Bevor sie zum ersten Mal alleine am Telefon sitzen erhalten sie eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung. Ein Jahr dauert die Schulung. Dabei lernen die Teilnehmer das Handwerk des Zuhörens. Auf dem Programm steht aber auch das Kennenlernen verschiedener sozialer Einrichtungen, um Hilfesuchende kompetent weitervermitteln zu können. "Wir geben im Gespräch keine Ratschläge, wir begleiten nur beim Finden des eigenen Wegs und helfen, den Blick zu erweitern." Diskretion und Anonymität sind das oberste Gebot aller Berater. Niemals würden die 85 Mitarbeiter Daten oder Persönliches ihrer Anrufer herausgeben. "Das garantiert ein Stück weit Sicherheit."

Hilfe durch Zuhören

Warum rufen überhaupt so viele Menschen an? Hauptgrund sei die soziale Einsamkeit, so die erfahrene Beraterin. "Viele wollen auch die Familie nicht belasten, anderen fehlt das nötige Vertrauen in ihr Umfeld." Die meisten sind dankbar, dass sie bei den Mitarbeitern der TelefonSeelsorge ein offenes Ohr finden. "In Beziehung zu kommen und zuzuhören ist bei uns vorrangig. Bei uns können die Anrufer so sein, wie sie sind. Ein Gespräch kann häufig Entlastung für die Anrufenden bringen, wenn nötig empfehlen wir weiterführende Stellen, wo dann auch ein entsprechender Prozess in Gang kommen kann." Das Feld der Anrufer ist bunt gemischt: "Alle Altersklassen, alle Berufsgruppen und thematisch das ganze Leben."

Jeder Anruf prägt

Die große Herausforderung für die Mitarbeiter ist es, sich auf die Gesprächspartner einzulassen und das Gehörte dennoch nicht zu nahe an sich heranzulassen. "Jeder Anruf ist einmalig und besonders prägend. Man muss das aber auch wieder ablegen können." Gut zuhören zu können ist die wichtigste Eigenschaft aller Mitarbeiter bei der TelefonSeelsorge. "Man muss im richtigen Moment präsent sein. Dafür ist es wichtig, in sich gefestigt zu sein. Es braucht viel Empathie." Im Alltag werden die Mitarbeiter nicht alleine gelassen. "Es gibt laufend Weiterbildungen und immer die Möglichkeit, das Erlebte in der Supervision zu reflektieren."

Verantwortungsvolle Aufgabe

Nicht für jeden ist die Tätigkeit als Berater bei der TelefonSeelsorge geeignet. Schon vor Beginn der Ausbildung werden daher Gespräche mit den Interessenten geführt. Wer die einjährige Schulung absolviert, verpflichtet sich, zehn bis 15 Stunden Telefondienst im Monat zu leisten. An sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden lang ist die TelefonSeelsorge für alle Hilfesuchenden da. Im Vorjahr gingen mehr als 15.000 Anrufe ein. "Es braucht Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit. Man sollte vorher überlegen, ob man diese Tätigkeit in seinem Alltag integieren kann", rät die erfahrene Beraterin. Ein Großteil der Mitarbeiter ist weiblich, doch "wir sind immer auf der Suche nach Männern, die gut zuhören können". Sie bringen eine andere Sichtweise mit, die von vielen geschätzt wird. Überhaupt wird darauf geachtet, dass das Team aus Menschen mit verschiedenstem Background besteht, denn: "Jeder bringt einen anderen Erfahrungsschatz mit."

Horizont erweitern

Wer bei der TelefonSeelsorge mitarbeiten möchte, sollte Offenheit und Neugierde für andere Lebenswelten mitbringen. Die Tätigkeit gibt einem dafür auch einiges zurück: "Man erhält eine fundierte Ausbildung und arbeitet in einem wunderbaren Team mit. Die Gespräche verändern einen im Lauf der Zeit, in positiver Weise. Für mich ist die Tätigkeit persönlich sehr bereichernd. Ich lerne etwa andere Bewältigungsstrategien kennen. Oft kann ich vor den Anrufern nur den Hut ziehen. Man wird toleranter und der Horizont weitet sich in alle Richtungen. Für mich ist das auch ein Dienst an der Gesellschaft – man gibt gerne etwas zurück, wenn es einem selbst gut geht."

Neuer Ausbildungslehrgang

Die TelefonSeelsorge – Notruf 142 startet im September mit einem neuen Ausbildungsdurchgang für die ehrenamtliche Mitarbeit als Telefonberater. Voraussetzungen dafür sind die Bereitschaft für den Dienst am Telefon (10 bis 15 Stunden pro Monat, auch Nachtdienste), psychische Stabilität und Belastbarkeit, Empathie und Bereitschaft zur Selbstreflexion sowie Lernfähigkeit. Bewerber müssen zwischen 25 und 65 Jahre alt sein. Die Teilnahme am Grundkurs ist kostenlos. Teilnehmer verpflichten sich aber, für mindestens vier Jahre ehrenamtlich bei der TelefonSeelsorge mitzuarbeiten. Mehr Informationen erhalten Interessierte unter ooe.telefonseelsorge.at oder 0732/731313

Die TelefonSeelsorge ist eine ökumenische Einrichtung der katholischen und evangelischen Kirche AB. Über die amtliche Notrufnummer 142 ist die TelefonSeelsorge kostenlos rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres erreichbar. Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter bieten Menschen in allen Lebensfragen, in Krisen- oder Konfliktsituationen eine Kontakt- und Gesprächsmöglichkeit.

10 bis 15 Stunden sind die ehrenmatlichen Berater pro Monat im Einsatz.
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