Klimaaktivismus
"Auch in Krisenzeiten müssen wir ans Klima denken"
Fridays For Future-Aktivist Jan Aigner im Gespräch mit der BezirksRundSchau über die Neubewertung des Klimaschutzes und radikalere Protestformen.
LINZ. In den letzten Wochen haben Klimaaktivisten in ganz Europa für Aufsehen gesorgt, sei es mit dem Werfen von Tomatensuppe auf Gemälde oder dem Sich-Festkleben an Kunstwerken. In Linz blockierten mehrere Personen Straßen, um den Baustopp der A26 zu fordern. Aktionen, wie diese, haben eines gemeinsam: Sie wollen Aufmerksamkeit auf die Klimakrise lenken. Das möchte auch Fridays For Future (FFF) Linz. Die BezirksRundSchau hat mit dem FFF-Aktivisten Jan Aigner gesprochen. Er erklärt, weshalb die Gemälde in Linzer Museen vor der Bewegung sicher sind und wieso für Fridays For Future Linz Straßensperren nicht in Frage kommen.
Klimakrise nicht vergessen
In letzter Zeit ist es in der Stadt um die FFF-Bewegung etwas ruhiger geworden. Den Grund dafür sieht Aigner in der Vielzahl an Krisen, die die Gesellschaft gerade zu meistern hat. "Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben einen großen Einfluss auf unsere Aktionen. In Krisenzeiten wollen sich viele Jugendliche nicht auch noch mit dem bedrohlichen Klimawandel beschäftigen", meint der 23-Jährige. Zudem komme, dass zu Beginn der Klimastreiks mehr junge Menschen in Linz auf die Straßen gegangen seien. Aigner, der Schulsprecher in der HTL Paul Hahn war und heute als Softwareentwickler arbeitet, zeigt sich aber optimistisch. Denn auch in Krisenzeiten müsse an das Klima gedacht werden, so der FFF-Aktivist.
"Auf den Zug aufspringen"
Fridays For Future Linz möchte mehr Jugendliche für die Klimademos begeistern. Dabei setzt die Bewegung auf einen niederschwelligen Zugang: Bei diversen Veranstaltungen wolle man in einen Dialog treten und junge Menschen für FFF gewinnen. "Wir setzen uns für eine lebenswerte Zukunft ein und verfolgen einen positiven Zugang. Es bringt nichts, nur Ängste zu schüren", so Aigner. Konkrete Pläne für künftige Veranstaltungen: Aktionsserien, ein Lichtermeer oder ein Punschstand. Zudem setze FFF Linz auf Bildungsvernetzung. "Um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen, müssen möglichst viele auf den Zug aufspringen. Der Kontakt zu Schulen hilft, weil Schulsprecher häufig Schüler für unsere Klimademos motivieren", erklärt er.
FFF Linz wird nicht radikaler
Aktionen, bei denen Gemälde beschmiert werden, schließt Aigner entschieden aus. "Wir bei Fridays For Future setzen uns für eine friedliche Form des Protests ein. Dazu gehört keine Sachbeschädigung", betont er. Der Aktivist bei der FFF-Bewegung sieht aber durchaus einen Sinn in radikaleren Formen des Protests. Denn so könne Aufmerksamkeit generiert werden. Dennoch meint er: "Wir wollen nicht mit radikalen Aktionen und zivilem Ungehorsam Druck auf die Politik ausüben. Wir möchten mit unseren Klimademos Politiker zum Handeln bewegen". Auch Straßenblockaden seien für Fridays For Future Linz ausgeschlossen. Nicht nur, weil sie viele Mitmenschen nerven, sondern insbesondere, weil sie Straßen für Liefer- und Rettungsdienste versperren. Fridays For Future setze im Kampf gegen die Klimakrise konsequent auf die Masse, so der 23-jährige Softwareentwickler.
Klimaschutz neu bewerten
"Klimaschutz wird häufig auf Verzicht reduziert", meint der Fridays For Future-Aktivist. Doch der Kampf fürs Klima ist viel mehr als unangenehme Arbeit. Seine Empfehlung: Den Klimaschutz anders bewerten. Schließlich bringe ein nachhaltiger Lebensstil zahlreiche Vorteile für die eigene Gesundheit. Er selbst ernährt sich vegan und setzt aufs Rad fahren. Mit seinem politischen Engagement möchte Aigner die Situation in Linz verbessern. Für die Stadt wünscht er sich einen Ausbau der Öffis sowie eine autofreie Zone. Das sah mit dem autofreien Hauptplatz eine Zeitlang schon ganz gut aus.
Mit FFF Linz kann man per Facebook, Instagram oder E-Mail (linz@fridaysforfuture.at) Kontakt aufnehmen.
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