Porträt
Bürgermeister Schanovsky: Ein Lyriker im Rathaus

Hugo Schanovsky war von 1984 bis 1988 Linzer Bürgermeister und machte Linz zur Friedensstadt. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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Hugo Schanovsky war von 1984 bis 1988 Linzer Bürgermeister, Kulturpolitiker und ebenso leidenschaftlicher wie vielfach ausgezeichneter Literat. Ein Porträt.

LINZ. Im Wissensturm gibt es eine "Sammlung Schanovsky". Dabei handelt es sich nicht um die politische Korrespondenz des ehemaligen Bürgermeisters Hugo Schanovsky, sondern um seinen umfangreichen literarischen Nachlass. 69 Bücher hat er veröffentlicht, dazu kommen zahllose weitere Werke in Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften. Schanovsky war vor allem Lyriker, schrieb aber auch Essays, Kurzgeschichten, Hörspiele und Erzählungen. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen. 1977 verlieh ihm Bundespräsident Rudolf Kirchschläger den Professoren-Titel. Das literarische Interesse hatte er seinem Lehrer Emil Pangerl in der Römerbergschule zu verdanken.

Krieg und Gefangenschaft

Die Familie Schanovsky war erst zuvor von Steyr nach Linz gezogen. Der Vater arbeitete in den Steyrer Werken, die Mutter stammte aus einer bäuerlichen Familie. Der Lehrer Pangerl war es auch, der den jungen Schanovsky zu einer Schullaufbahn im Akademischen Gymnasium motivierte. Doch dann kam der Krieg dazwischen. Schanovsky wurde 1943 eingezogen und war, wie sein Vorgänger im Bürgermeisteramt, Franz Hillinger, an den Kämpfen um Berlin beteiligt. Allerdings hatte Schanovsky mehr Glück, denn er geriet nicht in sowjetische, sondern in amerikanische Kriegsgefangenschaft und konnte mehr als zwei Jahre vor Hillinger nach Linz zurückkehren. Er holte die Matura nach und arbeitete sich in der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter bis zum Sekretariatsleiter hinauf. 1953 erschien sein erster eigener Gedichtband "Das Reich der Armen".

Sozialstadtrat Hugo Schanovsky (links) und Bürgermeister Franz Hillinger im Juni 1977. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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Karriere in der SPÖ

In dieser Zeit begann Schanovsky, sich politisch zu engagieren. 1948 trat er der SPÖ bei, 1967 wurde er anstelle des tödlich verunglückten Rudolf Lukesch in den Gemeinderat berufen. Bereits zwei Jahre später rückte er nach dem Tod von Bürgermeister Edmund Aigner und Stadtrat Stefan Fechter in den Stadtsenat auf und wurde Kulturreferent. 1979 wurde er Vizebürgermeister und folgte 1984 Hillinger als Bürgermeister nach. Ein Jahr später setzte es eine herbe Enttäuschung. Bei seiner ersten Gemeinderatswahl als Spitzenkandidat verlor er 1985 drei Mandate. Obwohl er die absolute Mehrheit der SPÖ verteidigen konnte, empfand er das Ergebnis als persönliche Niederlage und war nur mit Mühe vom Rücktritt abzubringen. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme nach zwei Herzinfarkten 1974 und 1982. Mit 20. Jänner 1988 zog er sich endgültig aus der Politik zurück, übergab an Franz Dobusch und widmete sich ganz der Literatur.

Angelobung von Bürgermeister Schanovsky (rechts) durch Landeshauptmann Josef Ratzenböck am 11. Mai 1985. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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Stunde Null für das Budget

Schanovskys Amtszeit als Bürgermeister war zum einen von großen Bauprojekten, wie dem Neubau des Allgemeinen Krankenhauses und dem Neuen Rathaus, zum anderen von der Krise der Verstaatlichten Industrie geprägt. Beides belastete den Linzer Stadthaushalt und die Rücklagen wurden zusehends aufgebraucht. 1987 musste der neue Finanzreferent Alois Froschauer im Rechnungsabschluss die "Stunde Null" für das Ersparte ausrufen. Die Verstaatlichten-Krise führte besonders in diesem Jahr zu weit unterdurchschnittlichen Steuereinnahmen. Weitere größere Projekte dieser Jahre waren der Neubau des Parkbades, der Eissporthalle und die Modernisierung des Stadions auf der Gugl. Auch im Wohnbau tat sich einiges. Der Schwerpunkt lag schon damals im Linzer Süden, wofür die nötige Infrastruktur, wie Kindergärten, geschaffen werden musste.

Eröffnung Linzer Friedenstage durch Bürgermeister Schanovsky am 23. Oktober 1986.  | Foto: Archiv der Stadt Linz
  • Eröffnung Linzer Friedenstage durch Bürgermeister Schanovsky am 23. Oktober 1986.
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Linz wird Friedensstadt

Dem ehemaligen Kriegsteilnehmer und Pazifisten Schanovsky verdankt Linz auch seine Deklaration zur Friedensstadt 1986. Er wollte damit "einen Beitrag zur Sicherung und Erhaltung des Friedens in der Welt" leisten. Schanovsky unterstützt auch die Umbenennung der nach dem letzte NS-Oberbürgermeister benannte Langothstraße in Kaisergasse. Am längsten beschäftigte ihn aber die Kulturpolitik in Linz, für die er schon als Stadtrat zuständig war. So wurde der Posthof unter ihm zu einem autonom verwalteten Kulturhaus. Als Kulturreferent forcierte er zudem die Errichtung von Volkshäusern als Veranstaltungsorte in den Stadtteilen. 

Schanovsky war in zweiter Ehe mit Dorothea Klaproth verheiratet und hat zwei Kinder, die zur Freude des Vaters beide Germanistik studierten. Er starb am 5. November 2014.

Mehr Informationen über die Geschichte der Linzer Stadtpolitik finden Sie in der aktuellen Publikation des Archivs der Stadt Linz.

Walter Schuster und Cornelia Daurer (Hrsg.)
Die Gemeindevertretung der Stadt Linz von 1968 bis heute
Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2019/20,
ISBN 978-3-900388-64-5, 523 Seiten, 35 Euro

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