Väter sind keine Softies, wenn sie in Karenz gehen
Frauenministerin: Österreich muss bei Kinderbetreuung noch aufholen
Gabriele Heinisch-Hosek will die Betreuungsquote weiter steigern und wünscht sich ein Aufbrechen der tradierten Rollenbilder in Österreich.
StadtRundschau: Für Griechenland stellen wir Milliarden zur Verfügung, während Sie bei der Kinderbetreuung um jeden Cent kämpfen müssen. Ist das frus-
trierend?
Gabriele Heinisch-Hosek: Nein, weil sich das Ergebnis sehen lassen kann: drei Mal 15 und heuer noch zehn Millionen Euro. Jetzt müssen wir mit den Ländern die Verhandlungen schnell abschließen, damit es nicht zu einem Aufschub der Gelder kommt. Für Gespräche stehe ich Familienminister Mitterlehner jederzeit zur Verfügung.
StadtRundschau: Sind Sie mit dem Anstieg der Betreuungsquote zufrieden?
Heinisch-Hosek: Bei Null- bis Dreijährigen haben wir eine Quote von 19 Prozent. Die Steigerung von 14 auf 19 Prozent ist in den letzten drei Jahren passiert. Wir hoffen, dass in den kommenden drei Jahren 25 Prozent zu erreichen sind. Das heißt auch, dass die Finanzierung mit 2014 nicht auslaufen darf.
StadtRundschau: Wo sehen Sie noch ein Manko?
Heinisch-Hosek: Dass wir bei Weitem noch nicht genug Einrichtungen haben. Und ich möchte Frauen Mut machen, ihre Kinder so bald wie möglich in Bildungseinrichtungen zu geben, egal ob in Krippen oder zu Tageseltern. Es soll nur nicht das schlechte Gewissen der Mütter die Kinder daran hindern, unter Gleichaltrigen zu sein.
StadtRundschau: Wenn wir uns die Betreuungsquote im EU-Durchschnitt ansehen, wo rangiert Österreich?
Heinisch-Hosek: Die Quote bei Null- bis Dreijährigen liegt in der EU bei 28 und die der Drei- bis Sechsjährigen bei 83 Prozent, in Österreich liegt sie bei 19 beziehungsweise bei 93 Prozent.
StadtRundschau: Familienforscher Mazal hat davon gesprochen, dass Kinder als Einschränkung empfunden werden. Wie sehen Sie das?
Heinisch-Hosek: Wenn weniger Kinder zur Welt kommen, stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Das kann heißen, dass es zu wenige Einrichtungen gibt, oder dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht funktioniert. Und an den Rollenbildern gehört gearbeitet. Keine Mutter ist eine Rabenmutter, die ihr Kind in eine Krippe gibt. Kein Vater ist ein Softie, der in Karenz geht.
Interview von Karin Strobl
Zur Sache
Durchschnittliche Schließtage der Kinderbetreungseinrichtungen in den oö. Bezirken *
Linz (Stadt): 20,1; Steyr (Stadt): 35,1; Wels (Stadt): 34,8;
Braunau am Inn: 40,7; Eferding: 31,4; Freistadt: 43,8; Gmunden: 39,9; Grieskirchen: 42,6; Kirchdorf an der Krems: 39,0; Linz-Land: 35,9; Perg: 37,2; Ried im Innkreis: 41,5; Rohrbach: 39,8; Schärding: 41,6; Steyr-Land: 42,3; Urfahr-Umgebung: 38,2; Vöcklabruck: 42,7; Wels-Land: 35,2.
* im Durchschnitt pro Jahr
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.