Industrie: Investitionsbremse lösen
"Verlorenes Jahrzehnt" weil Investitionen der Unternehmen in Österreich nach Krise nicht über das Niveau von 2006 hinausgekommen sind, während in Deutschland kräftig investiert wird.
OÖ (win). Österreichs Wirtschaft wächst schwächer als im EU-Durchschnitt und deutlich schwächer als im Nachbarland Deutschland. Hauptgrund aus Sicht des Industriellenvereinigung OÖ-Geschäftsführers Joachim Haindl-Grutsch sind die fehlenden Investitionen der Unternehmen: "Wir reden von einem verlorenen Jahrzehnt, weil die Investitionen nach der Krise nicht über das Niveau von 2006 hinausgekommen sind."
Österreichs Wettbewerbsfähigkeit stark gesunken
Zusammen mit Heinz Michael Angerlehner fordert er deshalb: "Investitionsbremse lösen". Angerlehner (32) soll als Industriesprecher für die ÖVP in den Landtag einziehen. Er ist seit viereinhalb Jahren Geschäftsführer des familieneigenen Welser Unternehmens FMT. Der 800 Mitarbeiter starke Betrieb (120 Mio. Euro Betriebsleistung) beschäftigt sich mit Montage und Service in der Papier- und Kraftwerksindustrie sowie dem Anlagenbau. Dass Österreichs Wirtschaft im internationalen Vergleich schwächelt, ist für Angerlehner kein Wunder: "Die Lohnstückkosten sind der beste Wettbewerbsindikator. Und bei denen ist Österreich um zehn Prozent schlechter als Deutschland. Dabei müsste ein kleines Land wie Österreich, das so stark auf den Export angewiesen ist, besser sein als andere." Deutschlands Vorsprung wachse jedoch. Denn dort werde mehr und vor allem in zusätzliche, neue Anlagen investiert. Die geringen Investitionen der Unternehmen in Österreich fließen dagegen vor allem in Ersatz veralteter Anlagen, was durch die steigende Automatisierung auch Arbeitsplätze koste.
Hinhauen auf Unternehmer und Strafsteuer auf Erfolg
Um die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmer wieder anzukurbeln, müsse vor allem das fehlende Vertrauen in den Standort wiedergewonnen werden. "Das Hinhauen auf die Unternehmer etwa mit Forderungen nach einer Reichensteuer, die eine Strafsteuer auf Erfolg wäre, muss ein Ende haben", fordern Haindl-Grutsch und Angerlehner. Und es müsse endlich zu Verbesserungen bei den Lohnnebenkosten, Vereinfachungen der Bürokratie und des Steuerrechts sowie zu einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten auf Unternehmensebene kommen. Hier lohne sich ein Blick nach Skandinavien, so Angerlehner. Er kritisiert "die Forderungen der Gewerkschaft nach einer 30-Stunden-Woche, nach einer sechsten Urlaubswoche und einer Strafbesteuerung für Überstunden" als weltfremd und fordert: "Die Menschen müssen wieder mehr netto im Geldtascherl haben und so sehen, dass sich Leistung lohnt. Über den stärkeren Konsum bekommt der Staat das dann wieder zurück."
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