Kein Fasten im Advent

„Natürlich kann man Kekse und Kletzenbrot auch überall kaufen, aber es selbst zu backen macht einfach doppelte Freude – beim Herstellen und Genießen“, ist sich Heidi Huber sicher. Das Bezirksblatt traf sich mit der St. Johanner Kochbuchautorin und ehemaligen Landwirtin, um mit ihr ein Kletzenbrot zu backen und dabei über den Wert des Selbstgemachten, die Qual der Wahl und das Genießen zur Weihnachtszeit zu sprechen. „Selbstgemachtes hat heute – in einer Zeit in der man alles kaufen kann – einen höheren Wert. Als ich noch ein Kind war, war das genau umgekehrt. Die Wertigkeit zwischen Gekauftem und Selbstgemachtem hat ich verschoben.“

Gesund am Etikett – wertlos in der Verpackung
Während Heidi Huber aus Mehl, Salz, Sauerteig, frischem Germ und Wasser den Brotteig bereitet, bemerkt man ihren sorgsamen Umgang mit den Produkten. „Der Konsument hat es heute schwer. Oft ist nicht zu durchschauen, was in den Pordukten wirklich drin steckt. Joghurts und Müslis sind vollgestopft mit Zucker. Der Käufer glaubt allerdings, sich und seiner Familie etwas Gutes zu tun. Auch bei Brot hat man es schwer. Was als Vollkornbrot ausgewiesen wird, ist oft nur ein weit entfernter Verwandter der wertvollen und gesunden Produkte“, weiß die sechsfache Kochbuchautorin um die Qual der Wahl vor dem Supermarktregal, „wenn ich aber etwas selbst backe oder zusammenmische, habe ich die Gewissheit.“

Kletzen sind getrocknete Birnen
Huber erklärt, dass man Kletzenbrot ganz traditionell mit Kletzen (getrocknete Birnen) und gehackten Nüssen herstellen, aber die Zutaten auch abwandeln und z. B. Studentenfutter verwenden kann. Auch die Menge der Zutaten kann variieren. „Manche bevorzugen Kletzenbrot mit mehr Frucht- und manche mit mehr Nussanteil.“
All diese Zutaten knetet sie nun in den Teig und gibt Einblick in die Tradition hinter dem Kletzenbrot backen: „Früher wurde es genau am 30. November, dem Andreastag, gebacken und vom Hausherrn zu Weihnachten oder am 26. Dezember verteilt.“ Während sie erzählt, umhüllt sie den Teig mit einem vorbereiteten Germmantel. „Der Sinn vom Backen in der Adventszeit war, etwas Fertiges für überraschenden Besuch im Haus zu haben. Die Zeit in der Küche tauschte man so mit der Zeit bei den Besuchern.“ Den, mit Ei bestrichenen, Laib belegt Heidi Huber sorgsam mit geschälten Mandeln und Kirschenhälften.
„Der kommt jetzt bei 200 Grad Celsius ins Backrohr – Ober/Unterhitze.“ Ein feiner Duft strömt durchs Haus. „Ich hoffe Sie fasten nicht? Zu Weihnachten auf etwas zu verzichten, ist reine Qual. Ich bin sicher, was man mit Genuss isst, legt sich nicht auf die Hüften. Probleme bekommt man erst, wenn man mit negativer Einstellung und schlechtem Gewissen zum Keksteller greift.“

Kletzenbrot-Rezept
Zutaten: 300 g ausgemahlenes Roggenmehl,
200 g ausgemahlenes Weizenmehl, 100 g Sauerteig,
20 g Bio-Frischegerm, 300 ml warmes Wasser, 1 TL Salz, 200 g Kletzen, 100 g gehackte Nüsse, 50 g Rosinen
Für die Hülle:
200 g ausgemahlenes Weizenmehl,
½ Pkg. Trockengerm, 1 Prise Salz,
Zum Bestreichen und Belegen: verquirltes Ei, geschälte Mandeln,
6 kandierte Kirschenhälften
Zubereitung:
• aus Mehl, Salz, Sauerteig, Frischegerm und Wasser einen kompakten Brotteig bereiten
• Teig zugedeckt gehen lassen
• für die Hülle ebenfalls einen Germteig bereiten
• inzwischen Kletzen fein schneiden
• Kletzen, Nüsse und Rosinen unter den Teig kneten
• Teig in zwei Stücke teilen und zu Wecken formen
• Germteig für die Hülle ebenfalls in zwei Stücke teilen, ausrollen
• Brotwecken damit umhüllen
• mit verquirltem Ei bestreichen
• mit der Gabel mehrmals einstechen
• mit geschälten Mandeln und Kirschenhälften belegen
• Brotteig auf dem befetteten und bemehlten Blech nochmals gehen lassen
• Backrohr auf 200 Gard Celsius (Ober/Unterhitze) vorheizen
• ins Rohr schieben und nach
5 min. auf 180 Grad zurück schalten
• 45 min. backen
• genießen!