„Reis geworfen wird in Hüttschlag nicht“

Für das diesjährige Hochzeitsdatum schlechthin, den 20.11.2011 gibt es noch keine Anmeldungen. „Bei uns heiratet man am Samstag, da stellt sich die Frage des Datums nicht“, wissen Standesbeamter Toferer und Pfarrer Schwarzenberger.
  • Für das diesjährige Hochzeitsdatum schlechthin, den 20.11.2011 gibt es noch keine Anmeldungen. „Bei uns heiratet man am Samstag, da stellt sich die Frage des Datums nicht“, wissen Standesbeamter Toferer und Pfarrer Schwarzenberger.
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Viele Hochzeiten im Österreichschnitt, im Vergleich beeindruckend wenig Scheidungen und im Mittel null bis einen Kirchenaustritt pro Jahr – so präsentiert sich die Gemeinde Hüttschlag mit Ortschef und Standesbeamten Hans Toferer und Pfarrer Thomas Schwarzenberger. Ideale Voraussetzungen für das BEZIRKSBLATT, um einmal nachzufragen, wie das so ist mit den Hochzeiten in der 904 Seelengemeinde und warum gerade hier die Scheidungsrate so niedrig ist.

Schwerpunkte haben sich verschoben
„Hüttschlag ist zwar eine traditionelle Gemeinde, die gefestigt im Glauben ist“, erklären Pfarrer Schwarzenberger und Standesbeamter Toferer, dennoch zeichnen sich auch bei uns neue Trends und Veränderungen bei Hochzeiten ab.“ Grundsätzlich heiraten die Menschen später. War früher die Ehe der erste Schritt in die Familie, sei heute Familien- und Wohnraumfrage bereits vor der Eheschließung geklärt – und das finden Pfarrer wie Standesbeamter durchaus positiv: „Die Schwerpunkte haben sich einfach verschoben. Zuerst kommt die Familie und dann die Hochzeit. Uneheliche Kinder sind ja heute keine Schande mehr. Das ist auch gut so, die Beziehungen werden damit viel länger erprobt und in unterschiedlichen Umständen getestet, das kann nur positiv sein“, äußern Pfarrer und Standesbeamter tolerant. Weshalb man heirate, habe sich dabei aber nicht verändert. So äußert Bürgermeister Toferer rational: „Aus sicherheits- und rechtlichen Gründen“, und Pfarrer Schwarzenberger fügt emotional hinzu: „Und natürlich auch weil sie sich mögen.“ Was beiden auffällt: Die Qualität der Hochzeiten steigt – „das Brautpaar macht sich sehr viel Arbeit bei der Organisation und Durchgestaltung des Festes. Die Dekoration, der Auftritt am Marktplatz, was gesagt und gesungen wird und wie das Fest voranschreitet – es nichts wird dem Zufall überlassen“, so das geistliche Oberhaupt der Gemeinde, der darin aber kein Statusgehabe der Eheschließenden erkennt, sondern die „durchgestylten“ Hochzeiten als positiv empfindet, „das zeigt einfach, dass ihnen dieser große Tag viel Wert ist und die Hochzeit als Feier mit allen Verwandten und Freunden hoch geschätzt wird.“

Alm, Reis, und Biker
Bei den immer individueller werdenden Hochzeiten zeichnen sich im Standesamt wie in der Kirche neue Trends ab: „Viele Paare wollen sich im Freien verheiraten lassen. So habe ich schon zahlreiche Hochzeiten auf Almen oder in bzw. vor Kapellen durchgeführt“, berichtet Hans Toferer, der den Trend vor allem bei den Urlaubern, die in Hüttschlag heiraten wollen, und das sind nicht wenige, voranschreiten sieht. „Mir fällt auf, dass viele Brautpaar-Wünsche aus amerikanischen Traditionen resultieren. So möchten z.B. einige Bräute als Letzte in der Kirche erscheinen. Allergisch reagiere ich allerdings auf das Reis werfen, wenn das Paar die Kirche verlässt. Das hat einfach gar nichts mit unserer Tradition zu tun. Und: ‚Du darfst die Braut jetzt küssen‘, wird man vom mir nicht hören“, lacht der Pfarrer, „das hat der Bräutigam hoffentlich vorher schon oft genug getan.“

Die Braut traut sich in weiß
Auch wenn Pfarrer Schwarzenberger beteuert, keine Ahnung von Mode zu haben, ist ihm aufgefallen, dass sogar in der traditionellen Gemeinde Hüttschlag die Braut in weiß vor den Altar tritt. „Wir haben so gut wie keine kirchlichen Trachtenhochzeiten“, bemerkt der Pfarrer. „Dafür kommen sie ins Standesamt vorwiegend trachtig“, ergänzt Bürgermeister Toferer, der über sehr ausgefallene Hochzeiten zu berichten weiß: „Einmal fragte ich das Brautpaar, was sie zur Hochzeit tragen würden und sie sagten, sie würden im Leder kommen. Ich also meine Lederhose angezogen und auf einmal fahren 50 Biker vor, auch in Lederhose, aber mit Nieten, Stiefeln und allem was dazugehört“, lacht der Standesbeamte.

Scheidungen
Seit 1991 hat Bürgermeister Toferer 105 Ehen geschlossen und davon ließen sich nur zehn Paare wieder scheiden. „Ich glaube, dass das ursprüngliche Rollenbild, das sich in Hüttschlag nur langsam dem städtischen anpasst, für die niedrige Scheidungsrate sorgt“, so Toferer, „bei uns halten die Menschen noch zusammen und stehen auch schwere Zeiten durch. Durch die gute Einbettung in die Gemeinschaft können auch Niederschläge gemeinsam überwunden werden“, ergänzt der Pfarrer.

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