Freie Bahn für das Blut

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HÜTTAU. Mit der Gesundheit spaßt man nicht, auch nicht mit Gesundheitsinformation. Kürzlich hielt Dr. Hubert Wallner MBA Leiter Angiografielabor, Herzkatheter in Hüttau im vollbesetzten Turnsaal einen Vortrag mit dem Titel „Freie Bahn für das Blut“ mit einer eindrucksvollen Bilddokumentation der alle BesucherInnen in den Bann zog. Nach wie vor sterben in Österreich die meisten Menschen an einer Herz-Kreislauferkrankung, fast jeder Zweite. Dennoch ist die Herzmedizin eine große Erfolgsgeschichte und Herz-Kreislaufkrankheiten die noch vor wenigen Jahren ein Todesurteil bedeuteten sind heute heilbar. Für Patienten werden die medizinischen Eingriffe durch moderne Techniken immer schonender. Das Herz wird oft „Motor des Menschen“ genannt und dennoch ist das Herz für viele deutlich mehr als nur eine Pumpe. Aber auch biologische „Motoren“ benötigen gute Wartung und Pflege, wenn sie 100 Jahre funktionieren sollen. Für die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen sind zahlreiche, großteils beeinflussbare Risikofaktoren verantwortlich. Diese Risikofaktoren führen zu Gefäßwandveränderungen, die der Laie als Gefäßverkalkung kennt und medizinisch als Atherosklerose bezeichnet werden. Je nach betroffener Gefäßregion kommt es durch den Vorgang der Atherosklerose zur Durchblutungsstörung, betreffender Organe, die zum Schlaganfall, Herzinfarkt oder zur Becken-Beindurchblutungsstörung führen können. Von den Risikofaktoren die zur Entwicklung der genannten Krankheitsbilder führen werden beeinflussbare und somit durch das Verhalten modifizierbare von nicht beeinflussbaren Risikofaktoren unterschieden.

Beeinflussbare Risikofaktoren:
Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Übergewicht, hohe Cholesterinspiegel, psychosoziale Faktoren, Stress, Bewegungsmangel

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
Genetische Ursachen, Alter, Geschlecht

Im Speziellen findet sich bei Patienten ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen in folgenden Situationen:
Patient mit manifester Gefäßerkrankung, symptomlose Patienten mit mehren Risikofaktoren, Patienten mit einem einzelnen aber stark erhöhten Risikofaktor, Verwandte ersten Grades von Patienten mit Gefäßerkrankung, Diabetiker.
Mit Hilfe von Risikokalkulatoren, gelingt es insbesondere bei Personen, die bisher noch kein Gefäßereignis gehabt haben und praktisch symptomlos sind, eine Risikoeinschätzung durchzuführen und das Risiko für tödlich Herz-Kreislauferkrankungen in den nächsten 10 Jahren abzuschätzen.
Nachdem es aufgrund der demographischen Entwicklung zu einer zunehmenden Überalterung der Bevölkerung kommt, spielen insbesondere die Herz-Kreislauferkrankungen im höheren Alter eine immer bedeutendere Rolle.

Wesentliche Risikofaktoren im Einzelnen:

Bauchfett:
jeder zweite Österreicher ist übergewichtig, wobei Männer häufiger als Frauen betroffen sind. Ein Orientierungswert für das Übergewicht ist der Bodymaßindex (BMI). Er berechnet sich aus dem Körpergewicht dividiert durch das Quadrat der Körpergröße. Ein Übergewicht besteht ab einem BMI von 25, von Fettleibigkeit spricht man ab einem BMI von 30. Ein BMI zwischen 30 und 35 senkt die Lebenserwartung um 2 bis 4 Jahre, ein BMI zwischen 40 und 45 sogar um 8 bis 10 Jahre. Ein besonders hohes Risiko haben Übergewichtige mit einer Fettverteilung rund um die Taille (Bauchfett), wo das überschüssige Fett aktiv wie eine Drüse arbeitet und Fettsäuren und Botenstoffe produziert, welche die Atherosklerose beschleunigen. Es sind Übergewichtige auch zusätzlich zuckerkrank und haben einen hohen Blutdruck, welches besonders die Entwicklung der Atherosklerose fördert. Damit sind der koronaren Herzkrankheit und dem Schlaganfall Tür und Tor geöffnet.

Bewegungsmangel:
Es gilt als bewiesen, dass regelmäßiges körperliches Training mit einem geringeren Herzinfarktrisiko verbunden ist. Ausreichende Bewegung beeinflusst daneben den Blutdruck den Fett- und Zuckerstoffwechsel günstig. Wichtig ist, das die körperliche Anstrengung eine gewisse Intensität erreicht, sodass als Faustregel gilt, dass dreimal die Woche 70 % der Maximalbelastung trainiert wird.

Blutzuckerkrankheit – Diabetes mellitus:
Bei etwa 1 Million Österreicher fließt zuviel Zucker in den Adern. Nur die Hälfte weiß von ihren Diabetes mellitus und der damit drohenden Gefäßgefahr. Somit ist dies eine lebensgefährliche Ahnungslosigkeit, denn Typ II Diabetiker (Altersdiabetiker) sind Hochrisikopatienten für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Mit jedem Jahr ohne Behandlung steigt das Risiko an, sodass generell ein vierfach gesteigertes Herzinfarktrisiko und ein doppelt so hohes Schlaganfallrisiko gegenüber einem Gesunden bestehen. Da der Blutzucker auch die Nerven schädigt bleiben oft die charakteristischen Brustschmerzen im Rahmen eines Herzinfarkts aus, sodass erst bei einer späteren Untersuchung des Herzens ein abgelaufener „stummer“ Infarkt entdeckt wird.

Blutfette – Cholesterin:
Überschüssiges Cholesterin im Blut führt zu Gefäßwandablagerungen und Verengungen. Durch Cholesterinablaberungen am Herzkranzgefäßsystem sind 5 % der Bevölkerung kurzatmig und kaum belastbar. Generell haben etwa ¾ aller Österreicher zwischen 25 und 70 Jahren ein zu hohes Cholesterin, wobei der Wert im Alter ansteigt. In den frühen 90er Jahren wurde ein Überlebensvorteil von Patienten mit koronarer Herzkrankheit gezeigt, deren Cholesterin mit Hilfe von Medikamenten gesenkt wurde. Wichtig ist es, bei Überschreitung der Richtwerte, das genaue Cholesterinprofil zu bestimmen. Nicht jedes Cholesterin im Blut ist schlecht. Das HDL Cholesterin gilt als sogenanntes „gutes“, ist gegenüber dem „schlechten“ Cholesterin (LDL Cholesterin) sogar ein Schutzfaktor. Maßnahmen die zur LDL Cholesterinsenkung führen, sind in erster Linie Gewichtsreduktion, wie spezielle Ernährungsmaßnahmen, wobei eine Steigerung des HDL Cholesterins am effektivsten durch Bewegung gelingt.

Herz – und Stress:
Es ist bekannt, dass Depressionen und seelisches Leid, das Herz krank machen. Besonders Frauen nach der Menopause trifft das sogenannte Broken-Heart-Syndrom, wobei eine erhöhte Empfindlichkeit der Stresshormone (Katecholamine) als Ursache gilt. Mit speziellen Medikamenten, sogenannten Betablockern, sind Behandlungen möglich. Einen besonderen Stellenwert hat die Behandlung durch Psychokardiologen.

Bluthochdruck:
In Österreich gibt es ca. 2 Millionen Bluthochdruckerkrankte, deren Wert über 140/80 mmHg liegt. Bekannt ist es etwa nur der Hälfte der Betroffenen, wobei insgesamt nur ¼ aller Bluthochdruckpatienten eine ausreichende Therapie aufweisen. In den medikamentösen Therapiemöglichkeiten, sind auch Allgemeinmaßnahmen, wie Stressreduktion, Gewichtsabnahme und Bewegung entscheidend für die Behandlung. Als neueste Errungenschaft gilt die Unterbrechung sympathischer Nervenfasern im Bereich der Nierenarterien, mit Hilfe von Hochfrequenzstrom, zur Behandlung eines sonst nicht mehr behandelbaren Blutdruckproblems.

Acht goldene Regeln, Serviceanleitung für gesunde Herzen:
1. Halten Sie Normalgewicht, ein Bodymaßindex zwischen 18,5 und 25, sowie ein Bauchumfang unter 80 cm für Frauen, bzw. unter 94 cm für Männer.
2. Hören Sie auf zu rauchen, für jede Zigarette sterben Raucher etwa 25 bis 30 Minuten früher, da die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs den Alterungsprozess der Blutgefäße beschleunigen.
3. Bewegen Sie sich, bereits 15 Minuten Bewegung täglich, reduzieren das Risiko an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben um 20 %.
4. Ernähren Sie sich richtig, weniger tierisches Fett ist gut fürs Herz, besonders die sogenannte „Mittelmeerdiät“ schützt vor Herz-Kreislauferkrankungen. Mehr ungesättigte Fettsäuren statt gesättigter, sowie viel Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst. Ein Glas Rotwein zum Abendessen hat einen Schutzeffekt für die Gefäße und beugt damit Arterienverkalkung und Herzinfarkten vor.
5. Sorgen Sie vor. Die gesetzlichen Krankenkassen ermöglichen einen Anspruch auf eine kostenlose Screeninguntersuchung, welche speziell für das Herz-Kreislaufsystem in Anspruch genommen werden soll. Wichtig sind Blutdruckmessung und Bestimmung wichtiger Laborwerte, wie Cholesterin und Blutzucker.
6. Pflegen Sie Freundschaften, diese Beugen indirekt einem Herzinfarkt vor. Partnerschaften halbieren das Risiko.
7. Lassen Sie sich nicht Stressen. Gönnen Sie sich Auszeiten, in denen Sie genau das tun, was Ihnen gut tut.
8. Befolgen Sie Anweisungen, eine Behandlung funktioniert nur optimal, wenn Sie sich an die Verschreibung des Arztes halten. Dazu gehört, Tabletten regelmäßig, in der richtigen Dosierung und zur empfohlenen Tageszeit einzunehmen. Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem behandelten Arzt einen Therapieplan.

Im Anschluss an den sehr inhaltlichen Vortrag musste sich Dr. Wallner noch sehr viel e von den BesucherInnen gestellten Fragen beantworten, für welche Dr. Wallner sich gerne dazu Zeit nahm.

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