Aktiveres Leben als Nichtraucher
- Bezirksblatt-Redakteurin Ricky Knoll im Gespräch mit John Dalli, EU-Gesundheitskommissar aus Malta. (c) Austria Pressefoto
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"Ex-Raucher sind nicht zu stoppen", sagt die EU und setzt neuerdings auf Online-Beratung mit einem „iCoach“.
GASTEIN. Den Slogan „Ex-Raucher sind nicht zu stoppen“ heftet sich die neue EU-weite Anti-Raucher-Kampagne auf die Fahnen. Sie verzichtet auf Schock-Fotos und Warnhinweise und setzt auf den Wohlfühlfaktor Nichtrauchen.
Rauchen tötet jedes Jahr 650.000 Europäer. Mit höheren Krankenständen bei Rauchern führt der Tabakkonsum außerdem zu Produktivitätsverlusten in der Wirtschaft und belastet die Gesundheitssysteme jedes Jahr mit Milliardenbeträgen.
EU-Gesundheitskommissar John Dalli persönlich stellte die auf drei Jahre ausgelegte Kampagne beim „European Health Forum“ in Gastein exclusiv den Salzburger Bezirksblättern vor.
Herr Kommissar, Sind Sie Raucher, bzw. waren Sie es je?
Nein, nicht mehr, ich habe geraucht und es gottseidank 1988 aufgegeben.
Sie haben einmal gesagt „Das Ideal ist ein rauchfreies Europa“ - erwarten Sie sich das von dieser Kampagne?
Wir haben einige positive Beispiele, Gesundheitsgefährdung durch Rauchen zu verhindern, einige Länder sind erfolgreicher als andere. Ich betone aber, dass unsere jetztige Initiative absolut freiwillig von den Mitgliedsstaaten übernommen wird. Die Kommission hat sie nicht angeordnet, sondern koordiniert nur die Aktivitäten.
Wie weit sind die Pläne, ein EU-weites Rauchverbot einzuführen, gediehen?
In vielen Länder bestehen gute und wirksame Bestimmungen. Ich bin sicher, dass wir mit positiven Beispielen Menschen davon überzeugen können, mit dem Rauchen aufzuhören. Außerdem verhinden wir so eine Vielzahl von Krankheiten, die auf lange Sicht enormen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.
Österreich hält bei Rauchverboten in Lokalen die „Rote Laterne“. Was raten Sie?
Die Regierung muss die Gastronomie überzeugen, dass Rauchverbote Vorteile bringen. Die Schlupflöcher gehören abgeschafft. Österreich sollte sich die Ergebnisse und positiven Beispiele aus anderen Ländern zu Herzen nehmen und aus den Erfahrungen lernen.
Welche Erfahrungen haben Länder mit Rauchverboten in Gaststätten bisher gemacht?
Wir konnten beweisen, dass die Befürchtungen, Gastronomie und Tourismus würden zu viele Gäste verlieren, unbegründet sind. Ganz im Gegenteil! Die Informationen, die wir aus den entsprechenden Ländern bekommen, bestätigen die Vorteile der Rauchverbote. Sie berichten uns, wie viel lieber die Menschen nun mit ihren Familien Gaststätten aufsuchen, denn es besteht ja jetzt keine Gesundheitsgefährdung mehr.
Wie wirkt „iCoach“?
Mit diesem neuen Konzept unterstützen wir ausstiegswillige Raucherinnen und Raucher. Sie erhalten durch den „iCoach“ praktische Hilfe, indem sie sich online moralische Unterstützung holen können und Motivation, wie sie beim Entschluss bleiben, mit dem Rauchen aufzuhören.
Was ist anders, als bei anderen Nichtraucherkampagnen?
Der positive Zugang und die positiven Testimonials von ganz gewöhnliche Menschen, mit denen sich die Leute identifizieren können. Die Experten berichten von bisher 30.000 „iCoach“-Anwendern und dass dieser innovative Ansatz eine Erfolgsstory wird.
An wen richten Sie sich?
Wir richten uns an Raucherinnen und Raucher im Alter zwischen 25 und 34 Jahren und damit an fast 28 Millionen Menschen in der EU. Sie soll veranschaulichen, welche Vorteile es hat, mit dem Rauchen aufzuhören, und setzt dabei auf die Vorbildfunktion ehemaliger Raucher und ihrer Leistungen.
Warum konzentrieren Sie sich auf die Zielgruppe 25 bis 34?
Weil hier das Hauptproblem liegt. In dieser Altersgruppe verfestigt sich im Allgemeinen die Nikotinabhängigkeit. Aber wir werden auch Jüngere und Ältere ansprechen.
Welche Vorteile haben Ex-Raucher?
Zuallerst: sie fühlen sich gesund, kommen bei körperlicher Anstrengung nicht mehr ins Schnaufen und sie können besser riechen und das Essen besser schmecken. Außerdem haben sie mehr Geld zur Verfügung. Nichtraucher führen ein viel aktiveres Leben.
Herr Kommissar, herzlichen Dank für das Gespräch.
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