„Entscheidungen nach außen vertreten“
Die Stadt mit Schwung ist seit vielen Jahren einer der großen Wirtschaftsstandorte des Pongaus. Geordnete Finanzen, mächtige Firmen und die zentrale Lage der 10.300 Einwohner-Stadt tragen maßgeblich zur guten Stellung Bischofshofens bei. Aber auch Kultur und Sport kommen in der Stadt mit nur einem Hotel nicht zu kurz.
Herr Bürgermeister Rohrmoser, wie würden Sie die Struktur Ihrer Stadtgemeinde beschreiben?
JAKOB ROHRMOSER: „Bischofshofen ist ohne Zweifel einer der großen Wirtschaftsstandorte im Pongau. Starke Firmen wie Liebherr, Pilkington und Loos (Bosch) haben sich jahrzehntelang gut in Bischofshofen etabliert und stehen einerseits für zahlreiche Arbeitsplätze andererseits für die wirtschaftliche Stärke der Stadtgemeinde. Weiters ist Bischofshofen eine Gemeinde mit überdurchschnittlich hohem kulturellem Engagement. Dabei spreche ich einerseits von vielen Musikkapellen und Chören, andererseits von Großveranstaltungen, die landesweit hohes Ansehen genießen. Der Festspielsommer bringt jährlich namhafte Musiker wie die Wiener Philharmoniker, Ivan Prešeren und so weiter nach Bischofshofen und ebenfalls bei uns ausgetragen, wird das Amselsingen, die bedeutendste Volksmusikveranstaltung im Alpenraum. Dieses Jahr findet weiters am Schanzengelände das Showprogramm zu ‚Musik in Bewegung‘ statt. Als ‚Sportstadt‘ haben wir uns nicht zuletzt als Austragungsort des Dreikönigsspringens und dem Pongauer Radkriterium etabliert, auch Privat- und Freizeitsport wird forciert. Ich möchte nur auf die gut genutzten Wander- und Laufwege hinweisen, das Freizeitzentrum, das Erlebnisbad und die Kneippanlage beim Wasserfall. Dafür ist die Stadt mit Schwung kein Tourismusort. Mit nur einem Hotel fehlt uns dafür auch die passende Infrastruktur.“
Wie hoch ist das Budget in Bischofshofen?
JAKOB ROHRMOSER: „Wir budgetieren knapp 22 Millionen Euro im ordentlichen Haushalt. Wir sparen und haben geordnete Finanzen, was uns auch die 2010 erschienene BSL Kommunalstudie bestätigte. Durch große Investitionen in den letzten 15 Jahren mussten wir in finanziell schwierigen Zeiten auch einmal Bauvorhaben zeitlich strecken, dafür mussten wir keine Kredite aufnehmen.“
An welchen Problemen hat man in der „Stadt mit Schwung“ zu knabbern?
JAKOB ROHRMOSER: „Ein großes Problem, nicht speziell von Bischofshofen, aber von allen Gemeinden ist, dass immer mehr Aufgaben von Bundes- auf Landesebene und von dort auf die Gemeinden abgewälzt werden. Konkret spreche ich z.B. von der Thematik Kinderbetreuung oder dem öffentlichen Verkehr. Es kann nicht sein, dass all das finanziell auf den Gemeinden hängenbleibt, schließlich muss man ein bestimmtes Angebot einfach anbieten, damit die Menschen nicht absiedeln. Finanzschwache Gemeinden werden stärker durch den Gemeindeausgleichsfonds unterstützt, große müssen mehr selbst berappen. Zum Problem könnten auch die 650 Wohnungssuchenden in Bischofshofen werden. Aber wir können einfach nur hergeben, was zur Verfügung steht.
Zusätzlich wäre natürlich ein weiteres Hotel bei der Größenordnung Bischofshofens wünschenswert, aber jahrelange Diskussionen und Bemühungen haben nie etwas Konkretes in dieser Hinsicht ergeben.“
Welche Projekte wollen Sie in Ihrer laufenden Amtsperiode unbedingt noch verwirklichen?
JAKOB ROHRMOSER: „Die komplett neu sanierte Volksschule Markt soll am 14. Mai zur Hundert-Jahrfeier derselben ‚übergeben‘ werden. Es folgen die Sanierung der Turnhalle der Mosshammer-Hauptschule, deren Dringlichkeitsstufe als hoch einzuordnen ist. Auch der Kindergarten Neue Heimat soll dieses Jahr fertiggestellt werden. Wohnbaudiskussionen auf Landesebene haben dort zu Verzögerungen geführt. Wir hoffen, das Projekt nach Weihnachten 2011 übergeben zu können. In der Planungsphase befinden wir uns aktuell bei der Erweiterung der Sonderschule, in welche auch die dislozierte ASO-Klasse von der Hermann-Wielandner-HS übersiedelt werden soll. Ist diese erstmals abgeschlossen, wird der Platz dort frei, um die Räumlichkeiten des Musikums zu erweitern. Danach sind alle Schulen generalsaniert. Im Freizeitgelände soll überdies ein neuer Beachvolleyballplatz beheimatet werden. Die Aufbahrungshalle soll in den nächsten zwei Jahren um- bzw. neu gebaut werden und in der Gemeinde ist der Zubau eines Liftes und damit ein barrierefreier Etagenzugang geplant. Daneben sind dieses Jahr auch ‚Hausaufgaben‘, wie Straßensanierungen am Zimmerberg, die Erneuerdung des Kanalsystems in Mitterberghütten, oder die Sanierung der Wasserleitung Hölln mit der Installierung eines Trinkwasserkraftwerkes zu erledigen.“
Halten Sie eine Heeresreform für notwendig?
JAKOB ROHRMOSER: „Das Bundesheer soll bleiben, aber Reformen sind durchaus angebracht, um zeitgemäß zu werden/zu bleiben. Wie man die Angelegenheit auch löst, die Versorgung der Bevölkerung im Falle von Katastrophen muss unbedingt gegeben bleiben.“
Wenn Sie der Landeshauptfrau gegenübersitzen würden, welches Anliegen würden Sie an sie richten?
JAKOB ROHRMOSER: „Mein Wunsch geht weniger an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller selbst, als an die gesamte Landes- und Bundesregierung. Auf beiden Ebenen hätte man Machtverhältnisse, in denen man wirklich etwas bewegen könnte, aber Konkretes anzupacken, traut man sich oft nicht. Im Pensions-, Gesundheits-, Pflege- und Bildungsbereich sind dringend Reformen nötig, aber umgesetzt wird wenig. Das Problem der österreichischen Politik ist es, bei brisanten Themen und Entscheidungen erst einmal schnell in die Öffentlichkeit zu gehen, dann abzuwarten, was passiert und bei Gegenwind teilweise wieder den Rückzug anzutreten. Allen wird man es aber nie recht machen können. Gute Vorschläge werden mit der Zeit akzeptiert, wenn man sie seitens der Politik auch selbstbewusst nach außen vertritt. Das ist in der Gemeindepolitik nicht anders, als auf höheren Ebenen.“
Wie sieht das Verhältnis der politischen Lager bzw. Kontrahenten in der Gemeindestube aus?
JAKOB ROHRMOSER: „Bischofshofen weist natürlich mit einem ÖVP-Bürgermeister und einer SPÖ-Mehrheit eine spezielle Situation in der Gemeindevertretung auf. Das bringt oft länger andauernde Diskussionen bei Entscheidungsfällungen mit sich, schlussendlich ist aber immer noch ein 90 bis 95 Prozentiger Konsens gefunden worden. Die Gespräche finden auf sehr sachlicher Ebene statt.“
Interview: Julia Baumgärtner
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