App-Sucht bei Kindern
Wann sollten Eltern einschreiten?

Noch im Bett hat Ihr Kind morgens sein Smartphone in der Hand. Die Augen sind kaum offen, doch TikTok läuft schon. Beim Frühstück liegt das Handy neben dem Teller, beim Mittagessen wird mit einer Hand gegessen, mit der anderen gescrollt. Nachts – heimlich unter der Bettdecke – flimmert noch immer der Bildschirm. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Solche Szenen spielen sich in vielen Familien täglich ab. Oft scheint es harmlos – bis der Alltag kippt. Doch wann wird App-Nutzung kritisch? Und was tun, wenn man als Elternteil nicht mehr weiterweiß?

Was ist App-Sucht?

App-Sucht beschreibt das Verhalten von Kindern (und auch Erwachsenen), die bestimmte Anwendungen – vor allem soziale Medien oder Games – nicht mehr kontrolliert nutzen können. Die Nutzung wird zwanghaft. Es ist offensichtlich, dass Schlaf, Schule, Hobbys oder soziale Kontakte leiden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat "Gaming Disorder" als offizielle Diagnose anerkannt. Die BZgA warnt: Kinder, die uneingeschränkt Zugang zu digitalen Medien erhalten, sind einem höheren Risiko für problematische Nutzungsmuster ausgesetzt.

Wie weit verbreitet ist das Problem?

Laut einer Studie für das ZDF zeigt rund ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland ein riskantes oder krankhaftes Nutzungsverhalten – etwa 1,3 Millionen Kinder. Auch laut DAK-Gesundheit nutzen 25 % dieser Altersgruppe soziale Medien in problematischem Umfang.

Wann sollten Eltern einschreiten?

Sie sollten aktiv werden, wenn diese Warnzeichen auftreten:

Tägliche Nutzung über den Empfehlungen:

  • 6–9 Jahre: mehr als 45 Minuten
  • 12–16 Jahre: mehr als 2 Stunden – ohne Ausgleich durch Hobbys oder Bewegung

Kontrollverlust: Das Kind schafft es nicht, sein Verhalten selbst zu regulieren – trotz Vorsätzen.

Emotionale Reaktionen: 
Wut, Gereiztheit oder Rückzug bei Handyverbot oder App-Einschränkungen.

Leistungsabfall & sozialer Rückzug: Schlechtere Schulnoten, kein Interesse mehr an Freunden oder Aktivitäten.

Nutzung in ungeeigneten Momenten: Heimlich nachts, beim Essen, im Unterricht.

Diese Kriterien entsprechen der medizinischen S3-Leitlinie „Medienabhängigkeit“ sowie Empfehlungen von BZgA, WHO, DAK und Kinderärzten.

Was Eltern tun können – konkret und sofort

Eltern brauchen heute mehr als gute Absichten – sie brauchen klare Strategien und praktikable Werkzeuge, um digitale Mediennutzung gesund zu begleiten. Hier sind bewährte Maßnahmen, die direkt helfen können:

1. Gespräch suchen – statt einfach verbieten

Viele Kinder wissen selbst, dass sie “zu viel am Handy sind”. Der Einstieg sollte deshalb nicht konfrontativ sein, sondern neugierig und offen:

Beispielfragen:

  • „Was gefällt dir an TikTok/Instagram am meisten?“
  • „Wie fühlst du dich, wenn du länger online warst?“
  • „Was denkst du – wie viel Zeit ist noch okay?“

Ziel: Einsicht wecken, statt Widerstand hervorrufen. Die BZgA empfiehlt, Medienzeiten gemeinsam auszuhandeln – das fördert Verantwortung.

2. Feste Regeln gemeinsam einführen – und konsequent umsetzen

Kinder brauchen Struktur, um sich sicher zu fühlen – gerade im digitalen Raum.

Beispiele für sinnvolle Regeln:

  • Keine Handys am Esstisch oder im Schlafzimmer
  • Handyfreie Zeiten (z. B. morgens vor der Schule, ab 20 Uhr)
  • Medienzeiten: max. 1–2 Std. (je nach Alter, siehe Empfehlungen)

Expertentipp: Hängen Sie einen „Mediennutzungsvertrag“ sichtbar in der Küche auf. Mustervorlagen bietet z. B. die Initiative klicksafe.de.

3. Technische Hilfsmittel gezielt einsetzen

Apps und Kontrolltools sind keine „Überwachung“, sondern Strukturhilfe – besonders in Übergangsphasen.

Empfehlenswerte Tools:

🛠 Eyezy

  • Funktionen: App-Zeiten limitieren, Nutzung blockieren, Aktivitätsübersicht
  • Vorteil: Kind merkt die Begrenzung, ohne dass Eltern ständig eingreifen müssen
  • Einsatzbereich: ideal für Kinder ab 10 Jahren mit eigenem Gerät

🛠 Google Family Link (Android)

  • Kostenlos, erlaubt Zeitlimits, Schlafenszeiten, App-Freigaben
  • Transparente Verwaltung über das eigene Elternkonto

🛠 Apple Bildschirmzeit (iOS)

  • In den Systemeinstellungen integriert
  • Ermöglicht App-Grenzen, Ruhezeiten, Inhaltsfilter

🛠 Norton Family / Qustodio (Plattformübergreifend)

  • Für Familien mit mehreren Geräten
  • Berichte über Bildschirmzeit, Internetseiten, App-Nutzung

Tipp aus der Praxis: Starten Sie mit wenigen, klaren Regeln. Zu viele Einschränkungen auf einmal führen oft zu Widerstand. Die Reduktion sollte schrittweise und nachvollziehbar sein.

4. Attraktive Alternativen anbieten – statt nur zu “verbieten”

Kinder brauchen reale Erlebnisse, die digitalen Reiz ersetzen. Erfolgreiche Strategien:

  • Verbindliche Freizeitangebote: Fußballtraining, Tanzkurs, Musikunterricht
  • Gemeinsame Zeit: Brettspielabende, Kochen, Wochenendausflüge
  • Freunde im echten Leben fördern: z. B. gezielt Treffen vereinbaren

Studien der DAK zeigen: Kinder mit festen Freizeitstrukturen nutzen Medien deutlich ausgewogener.

Und wenn es ernst wird? Hilfe holen ist kein Versagen.

Wenn der Verdacht auf eine Sucht besteht oder Sie als Eltern nicht mehr weiterwissen, suchen Sie professionelle Unterstützung. Eine frühe Diagnose kann viel Leid verhindern.

Hier finden Sie Hilfe:

  • www.ins-netz-gehen.de (BZgA) – Aufklärung & Hilfe bei Medienabhängigkeit
  • www.nummergegenkummer.de – Anonyme Beratung für Kinder, Jugendliche & Eltern
  • Hausarzt oder Kinder- und Jugendarzt – für erste Einschätzung & Überweisung
  • Suchtberatungsstellen vor Ort – individuell, vertraulich, kostenfrei

Tipp: Fragen Sie Ihre Krankenkasse nach lokalen Angeboten oder unterstützenden Programmen.

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