Schlimmer geht's (n-)immer
Die ÖBB streichen mit 11. Dezember die Hälfte der IC-Züge zwischen Salzburg und Graz, sind sich AK und vida sicher. „Dadurch verschlechtert sich die aktuell ohnehin schon schwierige Situation für den Ennspongau weiter“, so Radstadts Bgm. Tagwercher und Pierre de Coubertin BORG Direktorin Stolz.
Keine drei Monate sind vergangen und schon wieder wird über die Streichung von Zugverbindungen zwischen Salzburg und Graz gemunkelt. Konkret fürchten AK-Präsident Siegfried Pichler und Walter Androschin, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida, dass die ÖBB mit der Fahrplanumstellung am 11. Dezember 2011 die Hälfte der IC-Züge zwischen Salzburg und Graz streichen werden. Bereits im Februar diesen Jahres, als diese Gerüchte erstmals laut wurden, konfrontierte das BEZIRKSBLATT ÖBB-Pressesprecher Johannes Gfrerer mit der AK-Meldung und bekam zur Antwort: „Das ist noch nicht entschieden. Alle Verbindungen werden betriebswirtschaftlich untersucht und einem wirtschaftlichen Monitoring unterzogen.“ Und auch dieser Tage heißt es seitens der ÖBB wieder, dass es noch keine definitive Entscheidung gäbe. „Bis Jahresende bleibt alles beim Alten, aber die Auslastung der Linien wird überprüft“, so Rene Zumtobel, ÖBB-Pressesprecher für Salzburg. Doch davon wollen AK und vida nichts wissen, die vermelden, dass bereits drei Konzessionsanträge von zwei privaten und einem öffentlichen Busunternehmen vorliegen, die statt der Züge zwischen Salzburg und Graz pendeln wollen. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese drei Verbindungen durch den ruinösen Wettbewerb mit dem Bus eingestellt werden müssen“, ärgert sich Androschin. Die Konzessionsanträge der Busunternehmen beinhalten jedenfalls fünf Kurse in beide Richtungen, darunter auch direkten Parallelverkehr zu den verbleibenden Zugsverbindungen. Mit dem Fahrplanwechsel könnten nicht nur IC-Züge zwischen Salzburg und Graz fallen, sondern die ÖBB bekommen Konkurrenz auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien – die private Westbahn nimmt dort im Stundentakt ihren Betrieb auf.
„Infrastruktur ist da, wird aber nicht genutzt“
Der Plan der ÖBB wäre nicht nur ein herber Rückschlag für diese Städteverbindungen, sondern auch für die Regionen im Ennspongau. Vor Jahren wurde der Regionalzugsverkehr zwischen Bischofshofen und Radstadt eingestellt beziehungsweise auf Bus umgestellt. Nun wird die Erreichbarkeit des Ennspongaus, der bisher noch mit diesen Intercityverbindungen zwischen Salzburg und Graz einigermaßen aufgeschlossen war, weiter erschwert. „Seit sechs Jahren schlagen wir uns jetzt schon mit diesem Problem herum“, ärgert sich Radstadts Bürgermeister Josef Tagwercher, „mich stört dabei am meisten, dass die nötige Infrastruktur vorhanden ist, aber dennoch nicht genug Züge fahren.“
Zur Information: Mit dem Zug benötigt ein Fahrgast von Bischofshofen nach Radstadt 22 Minuten, mit den Bussen zwischen einer und eineinhalb Stunden!
Bleiben Schüler und Lehrer künftig aus?
Aber auch das Radstädter Pierre de Coubertin BORG meldet Bedenken an. „Die Liste der pendelnden Lehrer ist lang und auch viele Schüler kommen aus Bischofshofen bzw. aus Steiermarker Richtung zu uns, die allesamt von der Streichung betroffen wären“, beschreibt Direktorin Andrea Stolz die Situation, die sich aktuell schon als schwierig erweist, „in Zahlen spreche ich von 80 Schülern – und das ist mehr als ein Drittel aller Schüler bei uns– welche täglich aus dem Ennstal nach Radstadt pendeln. Sie verwenden zum Großteil Busse. In umgekehrter Richtung sind es vier Lehrer, die von Salzburg einpendeln, alle anderen Salzburger müssen wegen der schlechten Verbindung mit dem Auto fahren.“ Besonders schwierig zeigt sich die Verbindung am späten Nachmittag: „Wenn ein Lehrer aus Salzburg seinen Unterricht um 16.25 Uhr beendet, wie es bei uns der Brauch ist, kann er sich zwischen einer Wartezeit von eineinhalb-Stunden auf den nächsten Zug, oder einer Busfahrt mit unzähligen Haltestellen bis nach Bischofshofen und einem anschließenden Zug nach Salzburg entscheiden.“ Die Direktorin fürchtet ausbleibende Lehrer und Schüler, werde die Verbindung noch weiter ausgedünnt. „Auch heute entscheiden sich schon viele Lehrer gegen eine Stelle bei uns in Radstadt. Wir haben bis jetzt immer eine gute Gesprächsbasis mit dem Verkehrsverbund gehabt und man hat versucht, auf die Bedürfnisse unserer Schüler einzugehen – wir hoffen weiterhin darauf. Dies ist für uns immens wichtig, weil die Erreichbarkeit ein wesentliches Kriterium für die Schulwahl ist“, endet Stolz. Seitens der ÖBB zeigt man sich bemüht: „Besonderheiten, wie die Erreichbarkeit des BORG Radstadt, werden wir uns anschauen und überlegen, ob und wie ein Lösung denkbar wäre,“ versichert Zumtobel.
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