Die Knappen rufen zum Tanz auf

Der Höhepunkt des Schwerttanzes ist die sogenannte Hauptmann-Ehrung. Uwe Rathgeb wird auf den Schwertern emporgehoben.
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  • Der Höhepunkt des Schwerttanzes ist die sogenannte Hauptmann-Ehrung. Uwe Rathgeb wird auf den Schwertern emporgehoben.
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Der erste Sonntag im September ist ein ganz besonderer Tag in Böckstein. Der Zauber einer längst vergangenen Zeit liegt in der Luft der Montansiedlung Alt-Böckstein, wenn die vielen Besucher die Trommel als Vorboten des nahen Spektakels schlagen hören. Wo einst Bergleute zusammenlebten und nach Gold suchten, wartet heute ein Freilichtmuseum auf Besucher, die „Knappen-Luft“ schnuppern wollen. Besonders real wird die Welt der Bergleute am ersten Sonntag im September. 21 Gasteiner holen dann ihre Lederschuhe, Uniformhose, Bergkittel und Schachtmütze aus Kästen und Truhen heraus und bereiten sich auf ein einmaliges Spektakel vor – den Schwerttanz der Bergknappen.

Der Tanz als Symbol

Der traditionelle Schwerttanz ist bereits aus dem 15. und 16. Jahrhundert überliefert und war in besonderer Weise geeignet, das Standesbewusstsein der Bergleute zum Ausdruck zu bringen. Als privilegierte Gruppe durften die Knappen Schwerter tragen. Eine Waffe, die sie vor Bären und Wölfen, aber auch vor Dieben schützen sollte.
Der, in einer „Kette“ aufgeführte Tanz (die Schwerttänzer sind über das Halten der Schwerter fortwährend miteinander verbunden) stellt symbolisch die Bergarbeit dar. Ihm voraus geht das bäuerliche Rüpelspiel mit dem sich die Bergleute als die „Eleganten“ über die Bauern lustig machten. Gleichzeitig ironisierten sie damit aber auch ihre eigene bäuerliche Herkunft.

"Es ist eine Ehre Schwerttänzer zu sein"

Einer, der selbst alljährlich in die Uniform der Bergknappen schlüpft, ist Alexander Neustifter, Obmann der Schwerttanzgruppe Böckstein. Er selbst ist kein Knappe, aber einige der heutigen Mitglieder arbeiten tatsächlich noch im Stollen – und zwar im Gasteiner Heilstollen. „Bergarbeiter zu sein, ist heute keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft mehr. Nur Taktgefühl müssen die Schwerttänzer mitbringen“, lacht Neustifter. Für ihn ist Mitglied der Schwerttänzer zu sein ein Privileg: „Wenn wir neue Tänzer brauchen, müssen wir nicht lange suchen. Es ist eine Ehre ‚Schwerttänzer‘ zu sein.“ Nur zehn der 21 Mitglieder tanzen tatsächlich den Schwerttanz. Die Übrigen sind aber am „Hereinrufungs- oder Rüpelspiel“, das dem Kettentanz vorangeht, beteiligt.

Hauptmann-Ehrung

„Absoluter Höhepunkt jeder Aufführung ist die sogenannte Hauptmann-Ehrung“, sagt der Obmann, der selbst beim Tanz als Trommler fungiert. Dabei flechten die Knappen einen Stern aus den Schwertern, auf dem ein Mitglied – derzeit ist es Uwe Rathgeb – in die Höhe gehoben wird. Oben angekommen schwenkt der Knappe die grüne Fahne der Schwerttänzer.

Vergessenes wiederbelebt

So selbstverständlich die Männer heute auftreten und so interessiert die Besucher auch alljährlich kommen – der Schwerttanz kam in Alt-Böckstein jahrelang nicht zur Aufführung. „Erst 1978, als die Montansiedlung unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist die Idee geboren, diesen Schwerttanz wieder zu beleben“, erklärt Alexander Neustifter. „Unter Anleitung von der bereits verstorbenen österreichischen Tanzpädagogin und Volkskundlerin Ilka Peter wurde der Tanz wieder einstudiert. Seither wird er alljährlich auf die gleiche Weise wiederholt.“ Jetzt will man ihn aber nicht mehr vergessen. Zu fest ist er schon im Jahresfestkreis des Gasteinertals verankert.

„Wir tanzen nur in Böckstein“

Anfragen aus dem In- und Ausland zur Aufführung des Tanzes bei Feiern oder Festen, lehnt die Gruppe seit jeher ab: „Wir wollen etwas Besonderes bleiben. Eine Gruppe, die nur am Ursprungsort und nur einmal im Jahr den Schwerttanz aufführt. Das ist uns wichtig. Nur in der Montansiedlung ist der Tanz authentisch“, sagt der Obmann stellvertretend für seine 20 „Knappen“.

Fotos: Konrad Rauscher

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