Haft nach Überfall in Mattersburg
Räuber mit Dolch erbeutete von Pensionisten 40 Euro
Ein Räuber mit Militärdolch überfiel in Mattersburg einen 71-jährigen Pensionisten und flüchtete mit 40 Euro Beute. Nach zahlreichen weiteren Straftaten inklusive Körperverletzungen konnte der Verbrecher gefasst werden. Obwohl er viele seiner Delikte bestritt und aus Protest über seine Verhaftung sogar in einen Hungerstreik getreten war, muss der arbeitslose Marokkaner für mehrere Jahre ins Gefängnis.
MATTERSBURG. „Das ist er. Der hat mich mit dem Messer bedroht. Da bin ich mir ganz sicher!“, bezeugte das Opfer im Landesgericht Eisenstadt und zeigte mit seiner Hand in Richtung des Angeklagten. „Der ist mit meinen 40 Euro abgehaut. Ich erkenne ihn eindeutig wieder!“ Der heute 73-jährige Pensionist schilderte dann den Überfall. „Ich war in der Garage meines Hauses beim Holzsägen. Als plötzlich der Mann neben mir stand und von mir Geld verlangte. Ich sagte zu ihm, er soll sich schleichen! Daraufhin zog er aus dem Hosenbund einen Militärdolch und hielt ihn mir an den Bauch!“
Räuber flüchtete mit 40 Euro
Geschockt händigte der Mattersburger dem Räuber eingesteckte 40 Euro aus. „‚Das ist nicht genug. Gehen wir ins Haus‘, sagte der Kerl zu mir. Aber ich gehe doch nicht mit einem Fremden in mein Haus. Wo kommen wir denn da hin? Da der aber mit dem langen Messer bewaffnet war, habe ich meine Überlegung fallengelassen, weil eigentlich wollte ich ihm eine reinhauen. Also habe ich lieber gelogen und gesagt, dass mir das Haus nicht gehört und ich nur der Hausmeister bin!“
Opfer zeigte auf Angeklagten: "Das ist er!"
Der rüstige 73-Jährige weiter: „Nach dem der Mann weggelaufen ist, war ich total fertig. Musste mich auf den Boden setzen. Aber verletzt war ich zum Glück nicht. Dann habe ich bei der Polizei eine Täterbeschreibung gemacht. Als sie mir einige Zeit später Fotos von verschiedenen Männern gezeigt haben, war mir sofort klar, dass der Kerl auf dem Bild mit der Nummer 1 der Räuber war!“ Mit erhobener Stimme folgte dann in Richtung des Angeklagten deutend: „Hundertprozentig der Mann. Damals hatte er einen dunklen Teint, heute schaut er etwas blass aus!“ Abschließend führte der Pensionist aus: „Tage später wurde unweit meines Hauses, in einer frischgeschnittenen Hecke, zufällig die Waffe, also der Militärdolch gefunden!“
Marokkaner 6 Tage im Hungerstreik
Auch ein weiterer Zeuge, der vom Beschuldigten in einem Zug grundlos attackiert und verletzt worden ist, identifizierte den Täter eindeutig. In beiden Fällen bestritt der Marokkaner, 52, ohne Beschäftigung und Bezieher von Arbeitslosengeld, die Vorfälle. Meinte zur Richterin: „Den Raub habe ich definitiv nicht begangen. Deshalb war ich auch 6 Tage im Hungerstreik. Habe weder getrunken noch gegessen und sieben Kilo abgenommen. Und bezüglich des Vorfalles im Zug war das eine Notwehr meinerseits, weil ich geschlagen worden bin!“
Lüge vom ukrainischen Flüchtling
Zahlreiche weitere Opfer berichteten, dass sie vom Marokkaner um rund 200 Euro angebettelt worden sind. Mit den Lügen, er bräuchte das Geld für ein Zugticket, weil er ein Flüchtling aus der Ukraine ist oder aber er Medikamente für sein krankes Kind kaufen muss. Wenn er jedoch nichts bekam, so die Zeugen unisono, dann wurde der Mann sofort aggressiv und wütend. Wie bei einem weiteren Vorfall, wo der dreifach vorbestrafte Angeklagte sogar durch einen Faustschlag ins Gesicht einer Frau die Nase brach.
Teilgeständnis nach Beratung mit Anwalt
Aufgrund erdrückender Beweislast und 10-minütiger Beratung mit seinem Anwalt gestand der Marokkaner von anfänglich einigen wenigen, dann schließlich doch zahlreiche weitere Straftaten. Nämlich, wie vom engagierten Staatsanwalt vorgeworfen: gewerbsmäßiger Betrug, Körperverletzungen, Diebstahl, Urkundenunterdrückung und Entwendung unbarer Zahlungsmittel. Auch gab er zu, dass es im Zug doch keine Notwehr gewesen ist. Einzig beim angeklagten Raub blieb er Beschuldigte bei seiner Aussage: „Nein, war ich nicht!“
Beschuldigter sprach von Zufall
Das rief Gerichtspräsident Dr. Karl Mitterhöfer auf den Plan, der dem Marokkaner vorwarf, dass sowohl das Raubopfer und der Mann im Zug, unabhängig voneinander, ausgesagt haben, er hätte erzählt, zuvor von jemandem bespuckt worden zu sein. „Zufall“, so die Reaktion des Angeklagten. „Dann halte ich ihnen weiters vor, dass sie dem Raubopfer und mehreren anderen Opfern die Story eines angeblichen Küchenjobs in einem Restaurant in Mattersburg erzählt haben. Was sagen sie dazu?“ „Viele erzählen diese Geschichte!“
Widerspruch und Spielsucht
Der erfahrene oberste Richter des Burgenlandes setzte nach: „Sie sagen, sie haben den Raub nicht begangen. Aber wieso kennt dann das Raubopfer dieselben Aussagen wie all die Opfer jener Straftaten, die sie schon zugegeben haben. Das ist doch ein Widerspruch!“ „Das hat nix damit zu tun. Zufall!“ Als Erklärung für seine Bettelei führte der Marokkaner seine Spielsucht an: „Ich habe das ganze Geld im Wettbüro angebracht!“ Dann entschuldigte sich der 52-Jährige und erbat Milde.
Urteil: 3 Jahre und 8 Monate Gefängnis
Der Spruch des Schöffensenats unter Vorsitz von Mag. Karin Knöchl: „Schuldig in allen Anklagepunkten. 3 Jahre Gefängnis plus weitere 8 Monate, die aus vorherigen Prozessen bedingt ausgesprochen waren. Zusätzlich die Zahlung von 200 Euro Schmerzensgeld an ein Opfer und die Bezahlung der Verfahrenskosten. Da der Beschuldigte Nichtigkeit und Berufung anmeldete und der Staatsanwalt keine Erklärung abgab, ist das Urteil nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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