Nordbahn
Pendlerforum Nordbahn gegen Aussterben der Region
Einst war die Kaiser-Ferdinand-Nordbahn das Vorzeigeobjekt der Donaumonarchie. Heute fühlen sich die Passagier am Abstellgleis.
BEZRIKE MISTELBACH/GÄNSERNDORF. Leserbriefe, Beschwerdemails, Unterschriften-Aktionen. Die Pendler aus Bernhardsthal, Schrattenberg, Reinthal, Katzelsdorf, Rabensburg, Hohenau, Drösing, Altlichtenwarth, Hausbrunn, Hauskirchen, Neusiedl, St-Ulrich, Dobermannsdorf-Palterndorf, Niederabsdorf-Ringelsdorf, Dürnkrut, Stadtgemeinde Zistersdorf haben schon viel probiert um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Nun trafen sich die Betroffenen zum ersten Pendler-Forum im Atrium Hohenau. Rasch war klar, was das gemeinsame Ziel ist: Verkürzte Fahrtzeiten sind ein entscheidender Überlebensfaktor für die gesamte Region.
Bummelzüge
Aktuell erinnert das Fahrverhalten der Regionalzüge leider eher an Bummelzüge, was viele Pendler auf die neue Autobahn treibt, sind die Pendler überzeugt. Viele andere wiederum verlassen verzweifelt ihre Heimat, um sich näher an ihren Arbeitsstätten anzusiedeln.
„Ich könnte auf der Stelle 50 junge Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren aufzählen, die unserem Ort in den letzten fünf Jahren den Rücken gekehrt haben und in die Stadt gezogen sind. Arbeitsplätze in unserer Region sind leider Mangelware. Wenn man dreieinhalb bis vier Stunden täglich am Arbeitsweg verbringen muss, ist das mit der Gründung einer Familie unvereinbar“, stellt eine Teilnehmerin des Forums ernüchtert fest.
Pendler wollen Schiene
Auch aus umwelt-politischer Sicht ist wird es übereinstimmend als unverzichtbar erachtet, die Bahn-Verbindung nach Wien deutlich schneller zu machen. „Die aktuelle Situation ist grotesk“, so ein Forums-Teilnehmer: „Einer wiennahen Gemeinde bietet man den Superluxus von bis zu sechs Halten pro Stunde, indem man nicht nur die Schnellbahnen, sondern auch alle unsere Regionalzüge halten lässt. Gerade aber diejenigen, die täglich die meisten Kilometer zur Arbeit zurücklegen müssen, zwingt man auf die Straße, weil die Bahn durch die vielen Halte konkurrenzlos langsam ist gegenüber der Autobahn. Es könnten riesige Summen an klimaschädlichen Straßenkilometern auf die Schiene verlegt werden, würde man seitens der Verantwortlichen endlich die Beschleunigung der Züge realisieren, welche bereits im Österreichischen Generalverkehrsplan 2002 als notwendig erkannt wurde!“
Drehscheibe Hohenau
Hohenau ist der einzige Straßen-Grenzübergang zur Slowakei nördlich der Donau, was in den letzten Jahren zu einem immer größer anwachsenden Pendler-Strom aus den drei angrenzenden slowakischen Bezirken über Hohenau nach Wien führt. Ein großer Teil davon nützt die Autobahn - aus den bereits erwähnten Gründen. Doch die Anfragen des Pendler-Forums, die früheren Halte einiger internationaler Schnellzüge in Hohenau wieder einzuführen, werden von den verantwortlichen Stellen (ÖBB, BMVIT) bisher abgewehrt. „Es bestünde kein Bedarf, …Hohenau wäre zu klein,…und ähnlich lautende Argumente werden vorgebracht. Dabei will offensichtlich noch niemand so recht zur Kenntnis nehmen, dass Hohenau durch die vielen Pendler aus der Slowakei in den letzten Jahren zu einer international bedeutenden Verkehrsdrehscheibe geworden ist.
Es bestünde hier die große Chance, sehr viele Langstreckenpendler durch attraktive, schnelle Zugverbindungen von der Straße auf die Schiene zu locken. Auch dass die Schnellzüghalte nicht nur Hohenau nützen würden, sondern dem ganzen nördlichen Einzugsbereich auf österreichischer Seite - scheinen die Entscheidungsträger momentan nicht zur Kenntnis zu nehme.“ , so einhellig die Einberufenden des Pendler-Forums Elvira Führer und Karl Klug.
Das Forum setzt allerdings große Hoffnung in die kommende neue Regierung: „Es ist die Zeit gekommen, um eine wirklich zukunftsorientierte und umweltgerechte Verkehrspolitik voranzutreiben. Die Pendlerströme werden nur über eine schnelle, attraktive Bahnverbindung auf die Schiene gelenkt werden können. Wenn wir die Rettung des Weltklimas ernst nehmen, dann bleibt uns keine andere Wahl. Wir in den westlichen Industrieländern müssen da eine Vorreiterrolle übernehmen!“
Profis gefragt
Das Forum will sich demnächst um kompetente Beratung beim VCÖ (Verkehrsclub Österreich) bemühen. Auch ist eine Kontaktaufnahme mit Vertretern der Nachbarländer Tschechien und der Slowakei angedacht: „Zur Lösung der Probleme müssen wir über unsere Grenzen hinausdenken. Sobald wir genauere Daten über die tatsächlichen Pendlerströme haben, werden wir erneut mit unseren Vorschlägen an die Entscheidungsträger herantreten. Das wird dann hoffentlich ein neu besetztes Ministerium sein, das für unsere Anliegen ein offenes Ohr hat.“
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