Bezirk Mistelbach
Wohnungseigentum wird günstiger
Nach dem Einbruch am Immobilienmarkt letztes Jahr erwarten sich Experten eine Stabilisierung. Mehr Angebote werden für günstigere Preise sorgen. Hohe Zinsen bremsen aber die Nachfrage.
BEZIRK MISTELBACH. Es ist nach wie vor der Traum viele junger Menschen: das Haus im Grünen. Preisexplosionen und strengere Kreditvergaberichtlinien haben es zunehmend im letzten Jahr zunehmend schwieriger gemacht dieses Ziel auch zu erreichen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner macht es deshalb in ihrer Vorsitzzeit in der Länderkonferenz zum Chefinnen-Thema. Sie fordert die Abschaffung der Eintragungsgebühr ins Grundbuch beim Ersterwerb eines Hauses oder Wohnung oder den Verzicht auf die Eintragung des Pfandrechtes sowie auch auf die Einhebung der Grunderwerbssteuer. Das all diese Gebühren nicht Länder-, sondern Bundessache sind, nimmt sie gerne in Kauf.
Marktlage
Ein Blick auf den Immobilienmarkt in Niederösterreich bestätigt den Eindruck, dass der Markt den Corona-Boom gerade abmildert. Die Experten von Remax erwarten für 2024 einen Rückgang der Nachfrage um 4,4 Prozent. Gemessen am Vorjahr, in dem die Nachfrage um 11,3 Prozent eingebrochen ist, eine vergleichsweise gute Nachricht. Allerdings ging man 2023 von einem hohen Niveau aus. In den Pandemiejahren war der Wunsch nach Eigentum deutlich spürbar. 2022 stieg die Nachfrage um 5,9 Prozent; 2021 um 4.
Auf der anderen Seite steigt das Angebot. Remax rechnet 2024 mit 8,4 Prozent mehr Immobilien am Markt. 2023 waren es 7,4 Prozent mehr. In den Pandemiejahren kam man kaum über ein Prozent.
Mit der nachlassenden Nachfrage bei gleichzeitig steigendem Angebot sinken die Preise. Wie schon im Vorjahr rechnet man mit einer Reduktion um sieben Prozent. „Käufer sind zurzeit aufgrund des großen Angebots klar im Vorteil. Für Verkäufer mit realistischem Blick auf die Wirtschaftssituation gibt es dennoch gute Chancen, etwas zu verkaufen“, erklärt Franz Hugl, Geschäftsstellenleiter von Remax Mistelbach.
Einfamilienhäuser
Niederösterreich zählt zum Land der Einfamilienhäusern. Nach dem Einbruch der Nachfrage im letzten Jahr um zehn Prozent rechnen die Remax-Experten mit einer Erholung des Marktes. Zwar wird die Nachfrage sinken, aber mit 2,4 Prozent nicht mehr so dramatisch. Das Angebot wird 2024 allerdings weiterhin größer und zwar um knapp sechs Prozent.
Bei gleichzeitig sinkenden Preisen – für 2024 rechnen die Immobilienmarkler mit einem Minus von 5,5 Prozent – wird der Traum vom Haus wieder realistischer.
Baugrundstücke
Bei Grundtücken kam es nach der Preisexplosion 2022 (10,9 Prozent) zu einer Trendumkehr. 2023 sanken die Preise um 5,7 Prozent und sie werden weiter sinken. Das Angebot wiederum wird nur minimal größer. Dementsprechend sinken auch die Preise um vermutlich drei Prozent.
Eigentumswohnungen
Egal ob im Zentrum oder in Randgebieten: der Einbruch der Nachfrage flacht deutlich ab, bei mehr Angeboten. In Landgemeinden fällt der Preis deutlich um minus 5,6 Prozent.
Mietwohnungen
Für neu abgeschlossene Mieten mit freier Mietzinsbildung steigt in zentralen Lagen die Nachfrage um +4,3 Prozent das ist in Niederösterreich die höchste Nachfrage unter allen Immobilientypen. Im Preis spiegelt sich dies mit einem Plus von 1,9 Prozent wider, nach einem leichten Rückgang von -0,4 Prozent im Jahr 2023.
Bei Mietwohnungen am Stadtrand steigt die Nachfrage von +0,2 Prozent für 2022 und -1,1 Prozent für 2023 um +2,0 Prozent für 2024. Der Preis bleibt im Wesentlichen stabil und soll nur um +1,0 Prozent steigen, bei einem ebenfalls gleichbleibenden Angebot von +0,4 Prozent.
In Landgemeinden halten sich sowohl die Nachfrage als auch das Angebot und Preis beinahe unverändert.
Speckgürtel vs. restliches Niederösterreich
Grundsätzlich ist der Nachfragerückgang im Speckgürtel (-4,2 %) etwas geringer als in den anderen Landesteilen. Aber auch der Preisrückgang – wohl aufgrund des höheren Ausgangsniveaus – wird im Speckgürtel mit minus 7,6 Prozent höher ausfallen als anderswo (-5,7 %).
Bei Eigentumswohnungen in zentralen Lagen ist der Unterschied im Nachfragerückgang mit minus 2,6 Prozent (Speckgürtel) gegenüber Minus 2,8 Prozent (Nichtspeckgürtel) gering, bei der Preisentwicklung dagegen besser sichtbar: -4,5 % zu -2,3 %. Stadtrand und Landgemeinden verhalten sich ähnlich, allerdings mit etwas pessimistischeren Aussichten.
Bei Mietwohnungen dagegen ist die Spreizung zwischen Agglomeration und flachem Land erheblich. 5,7 Prozent Nachfrageplus in zentralen Lagen des Speckgürtels versus plus 1,7 Prozent in den anderen Bezirken. Bei den neuen frei vereinbarten Mietpreisen soll das mit plus 2,7 Prozent im Speckgürtel und plus 0,4 Prozent im übrigen Gebiet durchschlagen.
Im Einfamilienhausland Nummer 1 sind die Entwicklungen der Einfamilienhauspreis immer ein Thema. Im Speckgürtel erwarten die Remax-Experten ein Nachfrageminus von 3,1 Prozent und eine Preisreduktion von 6,5 Prozent, in den anderen Landesteilen rechnen sie mit -1,1 % bei der Nachfrage und -3,7 % beim Preis, begründet mit der Leistbarkeit.
Franz Hugl sieht im Bezirk Mistelbach eine positive Veränderung durch den Bau der A 5: "Bis vor ein paar Jahren hat es in den kleineren Landgemeinden kaum Wohnungen gegeben. Das hat sich deutlich geändert, es gibt nun auch hier Wohnungen, weil sich viele junge Menschen keine Grundstücke mehr leisten können. In den letzten fünf bis sieben Jahren wurde in der Region viel gebaut, um das Aussterben kleinerer Ortschaften zu verhindern.“
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