Das lange Anstellen für Lebensmittel
Die Nachfrage im Sozialmarkt in der Neustiftgasse ist um rund 30 Prozent gestiegen.
NEUBAU. „Man muss rechtzeitig hier sein, sonst ist das Beste weg", sagt Rosa. Wie viele andere wartet auch die 77-Jährige in der Schlange vor dem Sozialmarkt in der Neustiftgasse. Und das schon eine Stunde vor dem Aufsperren. Früher sei das anders gewesen: größeres Angebot, mehr Auswahl und weniger Menschen.
Rosa lebt von der Mindestpension und kauft seit sieben Jahren hier ein. Dass die Nachfrage gestiegen ist, bestätigt auch Renate Peinbauer vom Hilfswerk, das den Sozialmarkt betreibt: „Wir hatten Ende 2015 rund 30 Prozent mehr Kundenfrequenz als im Jahr davor. Einerseits kommen die Leute öfter einkaufen und andererseits gibt es neue Kunden. Auch die Menschen aus den Notunterkünften im Bezirk dürfen hier einkaufen."
Mehr Nachfrage als Angebot
Doch gekämpft wird auch noch an ganz anderer Front: Es gehe darum, an Ware zu kommen. Das sei schwieriger geworden. „Wir müssen heute mehr Supermärkte anfahren als früher. Viele preisen ihre beschädigten Lebensmittel im eigenen Geschäft billig an und geben sie nicht mehr an uns weiter“, sagt Peinbauer. "Mehl, Reis, Zucker, Nudeln, Obst und Gemüse: Mit diesen Grundnahrungsmitteln versorgt zu sein, ist unsere größte Herausforderung."
Unterstützung verspricht der Bezirk. "Wir sind froh, dass wir in Neubau den SOMA haben, es gibt ein sehr gutes Einvernehmen mit dem Hilfswerk. Wenn es bei Kooperationen mit Lebensmittelhändlern Unterstützung braucht, stehen wir gerne vermittelnd zur Seite", sagt Grünen-Bezirkschef Thomas Blimlinger. Er sieht in den hohen Arbeitslosenzahlen und der schlechten Wirtschaftslage die Gründe dafür, warum es immer mehr Menschen mit Sozialpass gibt. "Die Menschen aus den beiden Notunterkünften fallen hier sicher nicht ins Gewicht."
Zur Sache:Für einen Einkauf im Sozialmarkt benötigt man einen Einkaufspass. Dieser wird im Markt oder in den Nachbarschaftszentren ausgestellt. Einkaufsberechtigt sind Menschen, die ein monatliches Nettoeinkommen bis 893 Euro haben. Für Paare gilt die Obergrenze von 1.340 Euro, pro Kind kommen noch 270 Euro dazu. Der wöchentliche Einkaufswert ist mit 30 Euro begrenzt. Die Waren sind hier um die Hälfte billiger als im normalen Handel.
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