Gestatten, Otto M. Schwarz
Reportage über einen Komponisten aus Niederösterreich, der trotz Karriere am Boden geblieben ist.
Dank zwei bis drei Mal Power-Napping täglich ist Stress für Star-Komponist Otto M. Schwarz kein Thema.
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Sie kennen Otto M. Schwarz, bewusst oder unbewusst. Denn bei irgendeiner Fernseh-Produktion oder der Aufführung eines sinfonischen (Blas)Orchesterkonzerts haben Sie bestimmt schon einmal ein Stück aus der Feder des Komponisten gehört.
In der Bäckerei Schlief in Wimpassing ergab sich die Gelegenheit zum Plausch mit dem sympathischen 48-Jährigen Vater zweier Töchter (17+19). Nun wissen wir: Er trinkt am liebsten einen kleinen Mokka ohne Zucker, genießt sein Steak Medium Rare und schwärmt vom Tafelspitz. Otto M. gestand außerdem: "Ich bin ein Workoholic." Das erklärt auch, dass er bis dato 2.500 Nummern geschrieben hat. "Meine Stücke werden in 80 Ländern gespielt", erzählt Schwarz. Einen Erfolg, den er auch auf die Zusammenarbeit mit dem richtigen Verleger zurückführt: "Ich habe im sinfonischen Bereich mit dem größten Verleger der Welt, mit Hal Leonard, einen Vertrag. Das ist als wenn man einen Lotto-Sechser hätte."
Familien-Fixpunkt Mittagessen
Trotz musikalischem Lotto-Sechser ist Otto M. Schwarz Familienmensch durch und durch: "Ich bin immer mit meinen Kindern um 6 aufgestanden, egal wann ich heimgekommen bin. Ich bin auch 90 Prozent der Mittagessen da. Das Problem waren immer nur die Abendessen.“ So etwas wie Schreibblockaden kennt der Buchbacher nicht. Ob das an seinen zwei bis drei Mal täglichen Power-Napping-Einheiten liegt, die er sich gönnt, sei dahingestellt.
"Wenn nach dem Konzert einer raus geht und meine Nummer pfeift, dann habe ich mein Ziel erreicht"
Sein Ruhm hat klein, aber früh begonnen. Schwarz: "Ich komponiere, seit meinem 15. Lebensjahr. Meine erste Nummern war das „Pegasus Project“ für eine Band. Das war sogar in der Hitparade. Anfangs waren es Pop Songs und einfache Lieder. Ich war auch auf der Musikhochschule in Wien.“ Und doch hat für Schwarz das Learning by doing für seine musikalische Entwicklung einen besonders hohen Stellenwert: „Tausend Mal auf die Schnauze fallen, dann weiß man was man richtig macht." Auch das Lernen von den Besten, ohne deren Stil zu kopieren, sei wichtig. Gelegenheit dazu boten sich Schwarz bei seinen Reisen rund um den Globus.
"Wir spielen von Brasilien bis Japan überall. Die Menschen kaufen natürlich Stücke von mir, wenn sie meinen Stil mögen. Die Leute sagen, ich habe einen eigenen, sehr feinfühligen Stil. Das Allerwichtigste ist, dass die Hookline – die wirklichen Themen – drinnen bleiben müssen", so der 48-Jährige.
350 Seelen sind genug
Dem Ruf des Landes der unbegrenzen Möglichkeiten widerstand Schwarz wacker: "Das Dorf am Land spricht mich sehr an. Ich wohne in Buchbach, wir haben 350 Einwohner. Hier habe ich Ruhe. Ich habe mein Studio im Haus und produziere hier für die ganze Welt, auch sehr viel für den ORF." Bereut hat er seine Entscheidung für die Heimat nicht, aber: "Vielleicht wäre ich mit mehr Mut früher nach Amerika gegangen und wäre wirklich drüben geblieben. Aber nachdem ich das alles gesehen habe, ist der Ruhm da drüben – ich war in Los Angeles – auch nicht so ein Hero-Ding, was wir alle glauben. Und heute würde ich unter diesen Bedingungen wie die da drüben arbeiten nicht machen."
Musik für USA-Kinohit made by Schwarz?
Und obwohl Schwarz mit seinen Kompositionen für sinfonische Orchester und seinen Filmmusik-Melodien die Ohren in aller Welt verwöhnt, gebe es da noch einen kleinen Wunsch: "Sicher wäre es super, einmal einen Kinofilm in Amerika zu machen."
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