Die Bezirksblätter-KFOR-Reportage
Soldaten-Los im Kosovo
Dank täglichem Videotelefonieren bleibt das Heimweh erträglich; Omas Schweinsbraten ersetzt das aber nicht.
NIEDERÖSTERREICH/KOSOVO. Mehrere Monate stehen Österreichische Soldaten (und andere Nationen) als Kosovo Force (KFOR) im Einsatz. Mit 600 Linzerschnitten, gespendet von der Firma Ölz, im Gepäck besuchten die Bezirksblätter vier Tage lang die Truppe und baten Soldaten zum Gespräch. Eines haben alle gemeinsam: jedem fehlt ein Stück Heimat.
Essen wie von Oma gibt's leider nicht
Wachtmeister Michaela Hoisel (27) aus Wampersdorf ist das zweite Mal im Kosovo. Die Hundeführerin der Kampfmittelbeseitiger (EOD-Trupp): "Mein Freund ist selbst beim Bundesheer. Er und meine Familie verstehen, dass ich diesen Auslandseinsatz mache." Und doch fehlt der 27-Jährigen etwas: "Das Essen. Es ist hier doch Kantinenküche. So was wie einen Schweinsbraten von der Oma gibt's nicht."
Videotelefonieren für den Kontakt nachhause
Korporal Lukas Gesslbauer (23) aus Ternitz und Michael Sebesta (23) aus Wr. Neustadt sind Panzergrenadiere aus Großmittel und in Peć stationiert: "Das Spannendste ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung", so Gesslbauer, der via WhatsApp nahezu täglich mit seiner Mutter und seiner Freundin telefoniert: "Am meisten fehlt mir das Essen meiner Mutter und meiner Schwiegermutter – Selchroller oder Hendlschnitzel." Sorgen müsse sich die Familie nicht machen: "Ich bin gut bei meinen Kameraden aufgehoben. Wir schauen aufeinander", betont Gesslbauer.
Täglich führen die Soldaten Patrouillen im Einsatzgebiet durch. Dabei legen sie zwischen fünf und zehn Kilometer zu Fuß zurück. Im Wagen werden daraus 50 bis 100 km täglich. Korporal Sebesta fehlen seine Freunde von daheim: "Aber das lässt sich gut mit Videotelefonieren kompensieren." Ablenkung gibt es genug. "Wir haben sogar eine Kraftkammer und Filmabende, die für Zerstreuung sorgen."
"Die Familie fehlt mir"
Den Gesamtüberblick über 4.500 Soldaten aus 28 Staaten hat Brigadier Reinhard Ruckenstuhl. Der auslandserprobte Offizier aus Neulengbach ist stellvertretender NATO-Truppenkommandant: "Ich war schon 2001 hier. Jede Mission ist anders und hängt stark von der Funktion ab."
Ruckenstuhls Tag beginnt mit einem Treffen mit seinem Kernstab: "Und einen Ausblick auf die kommenden Stunden." Dabei werden mediale und militärische Ereignisse verfolgt. Dabei werden mediale und militärische Ereignisse verfolgt. „Sämtliche albanisch- als auch serbischsprachige Nachrichten werden beobachtet“, so Ruckenstuhl. Wie sich der Kosovo in den kommenden Jahren entwickeln wird, sei schwer abzuschätzen. Der Brigadier: "In den vergangenen Monaten zeichnen sich aber Entwicklungen im Pristina-Belgrad-Dialog hinsichtlich Gebietsabtausch ab."
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