Leserpost
Zum Pittentaler Hochwasserschutz
Nach der Infoveranstaltung zum Hochwasserschutz in Pitten möchten wir als Einwohner des Pittener Ortsteils Sautern einige Anmerkungen zu den aktuellen Ereignissen vorbringen und auch offene Fragen aufwerfen.
Vorab: Hochwasserschutz ist ein sensibles und absolut wichtiges Thema für die Bewohner von Pitten, aber in der Debatte werden Sicherheitsaspekte mit wirtschaftlichen Themen vermischt und genau das ist für uns nicht verständlich.
Wenn die Firma Hamburger als größter Arbeitgeber in Pitten unternehmerische Ziele auf dem Rücken der Anrainer austrägt und mit dem Argument "Hochwasserschutz oder potentielle Abwanderung" Angst erzeugt, ist das höchst manipulativ und einer sachlichen Bewertung der Lage nicht dienlich.
Warum wurden bei der Infoveranstaltung keine konkreten Zahlen über potentielle Kosten des Hochwasserschutzes kommuniziert? Knapp 3 Stunden Präsentation und Diskussion und eine der wichtigsten Fragen, nämlich die der Kosten, blieb unbeantwortet.
Warum wurde kein konkreter Zeitplan für die nächste Schritte präsentiert? Der Obmann des Wasserleitungsverbands Unteres Pitten- und Schwarzatal, Grimmensteins Bürgermeister Pichler, blieb konkrete Antworten schuldig und verwies auf ca. 15 Jahre bis zu einer potenziellen Fertigstellung.
Warum wurden die Besucher der Veranstaltung alternativlos mit nur einer Hochwasser-Lösung konfrontiert? Seriöse Planung eines derartig kontroversiellen, sensiblen und kostspieligen Themas muss doch mehrere Szenarien inkludieren – alles andere wäre wirtschaftlich und auch gesellschaftspolitisch furchtbar riskant. Ein anwesender Experte der TU Wien, zufällig Einwohner in Pitten, hat die vorgestellte Studie inhaltlich in Frage gestellt und auch die veröffentlichten technischen Berechnungen kritisiert. Welche Alternativen werden hier in konkret Betracht gezogen?
Warum hat sich der Pittener Bürgermeister während der Veranstaltung kein einziges Mal zu Wort gemeldet? Welche Meinung vertritt er zum Hochwasserschutz? Die Meinung der Anrainer, die der Wirtschaft oder die des Landes NÖ?
Warum ist die Bürgermeisterin der Anrainergemeinde Seebenstein gar nicht gekommen? Hochwasserschutz endet nicht an der Gemeindegrenze von Pitten. Welche Meinung vertritt Sie?
Warum artikuliert das Unternehmen Hamburger nicht klar seine, aus wirtschaftlicher Sicht sicherlich nachvollziehbaren Expansionspläne und die damit verbundenen notwendigen Schutzmaßnahmen für das Betriebsgelände? Das Ausspielen der Bevölkerung in ein „Pro oder Contra Hamburger“ ist üble Taktik und für eine sachliche Diskussion absolut hinderlich. Damit gießt Hamburger noch mehr Öl ins Feuer. Es geht bei diesem Thema nicht um Arbeitsplatz/Standortsicherung eines wichtigen Leitbetriebs, sondern um den Schutz vor Hochwasser der gesamten Bevölkerung. Hier spielt es auch überhaupt keine Rolle, wer wie lange in den betroffenen Ortschaften ansässig ist. Das Hochwasser unterscheidet hier nicht.
Warum wird eine offensichtlich geplante Zubringeranbindung direkt von der B54 durch das Ortsgebiet von Seebenstein zum Werksstandort lapidar in einem Nebensatz erwähnt? Wo sind die konkreten Pläne?
Dass ein erweiterter Betriebsstandort auch eine Erhöhung des Zubringerverkehrs bedingt und dadurch die Lebensqualität verschlechtert und die Lärmbelästigung stärker wird ist offensichtlich. Bewohner und Anrainer der Zubringerroute sind hier direkt und unmittelbar betroffen und sind genauso in Überlegungen einzubinden bzw. zu informieren.
Wir sind weder Mitglieder noch Sympathisanten der in Pitten agierenden politischen Parteien, sondern ausschließlich interessierte, besorgte Bürger, denen die Themen Hochwasserschutz und saubere Luft am Herzen liegen. Das sind wir uns und unseren Kindern schuldig. Als Bürger und Betroffene erwarten und verlangen wir von den verantwortlichen Stellen (Gemeindepolitik, WLV, Landespolitik), dass diese Verantwortung auch wahrgenommen wird und klare, objektive Informationen dargebracht werden und alle Bedenken, Meinungen und Kommentare einen Platz in diesem Diskurs haben.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Harald Wiesinger mit Familie
Mag. Wilfried Lechner mit Familie
beide wohnhaft in Sautern
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