Integrationsgespräche, die 10. Auflage
Ausländer-Inländer – na und? Diskussionen im Neunkirchner Veranstaltungszentrum.
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Wie wichtig Integration für beide – den neuen und den alteingesessenen Bürger – ist, was die Vorteile sind und wie sie funktionieren kann, darüber wurde am 24. Oktober in Neunkirchen im Beisein von Vizebürgermeister Martin Fasan (Grüne) geplaudert. Aber auch Birgit Ehold (Neos) und Walter Jeitler (AMS-Chef und SPÖ-Bürgermeister von Wimpassing) lauschten den Ausführungen.
Im Fokus der jüngsten Integrationsgespräche standen der Einfluss von Geld, Status und Gesetzen auf die aktuelle Integrationsarbeit. Rund 50 Zuhörer waren sehr interessiert an der vielschichtigen Thematik. Die Ohren waren gespitzt und die Blicke aufmerksam aufs Podium mit den ExpertInnen Eva Maria Bachinger, Christoph Riedl, Gerhard Grundtner und Bernhard Perchinig und der Moderatorin Nadja Lehner gerichtet, als über die ökonomischen und sozialen Voraussetzungen für eine gelungene Integration von Neuzugewanderten in Österreich referiert wurde.
Integration ab dem 1. Tag fördern
Politikwissenschafter Perchinig erklärte etwa, dass sich auf europäischer Ebene viele Staaten einig seien, dass Integration als Verpflichtung der Neuzugewanderten zu sehen sei, wobei jedoch kaum eine Verpflichtung seitens der jeweiligen Staaten formuliert werde. Gleichzeitig sei man sich mittlerweile einig, dass Integration ab dem ersten Tag gefördert werden sollte und man nicht, wie das früher der Fall war, erst auf die Statuszuerkennung warten sollte. Auch die Aufteilung der Agenda Integration auf zwei Ministerien in Österreich, nämlich dem Innen- und dem Außenministerium, erschwere durch deren unterschiedliche Schwerpunktsetzung einiges, waren sich Perchinig und Riedl einig.
Diskussionen in kleinen Gruppen
Nach den packenden Impulsstatements mit vertiefendem Einblick in die Materie verteilte sich das Publikum auf die runden Tische, wo sehr rege Fragen gestellt und diskutiert wurden. Asylexperte Riedl etwa stellte in Bezug auf die vielen Novellierungen des Asylgesetzes fest, dass sich in dem Gewirr schon niemand mehr auskenne, was sich auch an den Fragen an seinem Tisch abzeichnete: „Wie sieht die im Fremdenrechtsänderungsgesetz 2017 vorgesehene Gebietsbeschränkung für Geflüchtete in der Praxis aus? Betrifft sie auch Familien mit schulpflichtigen Kindern und wie funktioniert das dann?“, wollten die Gäste wissen. An anderen Tischen wurden Handlungsoptionen und Zukunftsvisionen formuliert und man ging etwa der Frage nach, was in der Gemeinde noch konkret getan werden könnte, um Integration zu fördern und möglich zu machen. Grundtner von der Initiative „Neunkirchen hilft“ etwa ermunterte das Publikum dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren, beispielsweise im Rahmen von Deutschkursen für Neuzugewanderte. Bachinger, freie Journalistin und Autorin, stellte in ihrem Impulsstatement einen wichtigen Punkt klar, nämlich dass der Begriff „Werte“ ursprünglich aus der Wirtschaft komme und eigentlich in der Verfassung verankerte und historisch etablierte Grundprinzipien gemeint seien, wenn heute von Werten gesprochen werde. An ihrem runden Tisch einigten sich die Gäste darauf, dass es einer Umbenennung der Begrifflichkeiten weg von „Wertevermittlung“ hin zu „Information und Orientierung“ brauche, um eine Entwertung Zugewanderter zu vermeiden und eine Begegnung und Orientierung auf Augenhöhe zu ermöglichen.
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