3,4 Kilo Cannabis im Bezirk Neusiedl
Drogenprozess mit Überraschung und Kopfschütteln
„Ich kenne den Mann nicht. Mein Dealer hat anders ausgesehen!“, erklärte ein inhaftierter Drogenschmuggler, als er den Angeklagten im Verhandlungssaal sah. Erstaunliche Wendung, denn vor einigen Monaten hatte er in seinem eigenen Prozess den Burgenländer schwer belastet. Kopfschütteln bei der Richterin, Freude beim Beschuldigten.
BEZIRK NEUSIEDL/SEE. Laut Staatsanwaltschaft ging es um satte 3,4 Kilo Cannabis, mit denen der 33-jährige Kellner, arbeitslos, gehandelt haben soll. Im Zeitraum von August 2021 bis August 2023. Gab der Angeklagte im Landesgericht Eisenstadt zwar grundsätzlich seine Schuld zu, bestritt er jedoch vehement die Menge.
Waren es vor Kriminalisten noch Drogen-Einkäufe zweimal pro Monat, reduzierte er vor Richterin Mag. Birgit Falb auf einmalige „Shopping-Touren“ im Zweimonats-Rhythmus. „700 Gramm gebe ich zu. Ebenso fünf Freunde, denen ich das Cannabis weiterverkauft habe. Allerdings ohne Gewinnaufschlag!“
"Ofen" nach der Arbeit geraucht
Geständig war der Kellner auch dazu, dass er seit geraumer Zeit selbst große Mengen konsumiert hat. Bestätigt durch einen leicht positiven Drogentest, den er der Vorsitzenden vor Beginn des Prozesses vorgelegt hatte. „Ich bin schon in einer Suchtentwöhnungs-Therapie!“, zeigte sich der 33-Jährige geläutert. „Früher habe ich nach der Arbeit einen ‚Ofen‘ geraucht, so - wie andere eben ein Bier trinken!“
"Den kenne ich nicht...!"
Richterin Falb ließ dann jenen inhaftierten Dealer vorführen, der den Angeklagten der Weitergabe von 3,4 Kilo Cannabis beschuldigt hatte. Als der Zeuge den Saal 7 betrat und Richtung des Angeklagten blickte, folgte spontan: „Den kenne ich nicht, der da sitzt. Mein Drogenlieferant hat anders ausgesehen!“ Die Vorsitzende wies den Mann auf seine Wahrheitspflicht hin, zeigte auf, dass Namens- und Adressdaten ident mit jenen Angaben sind, die er in seiner Hauptverhandlung am 29.9.23 genannt und er diese Person als seinen Dealer bezeichnet hatte.
Cannabis und Anime-Serien
„Mein Dealer hat offenbar denselben Namen wie der Angeklagte. Aber mein Lieferant war kleiner, kräftiger und älter als der da. Den kenne ich nicht!“ Ehe folgte: „Also - ich kenne ihn schon, weil ich früher Essens-Zusteller und er einer meiner Kunden war!“ Dann meinte der „Zeuge“: „Wir haben auch hin und wieder gemeinsam einen Joint geraucht!“ Und weiter: „Gekauft habe ich nix von ihm. Wenn, dann nur ganz wenig und nur innerhalb weniger Wochen!“ Sonst wisse er nichts über den Angeklagten: „Wenn wir Cannabis geraucht haben, dann haben wir nur über Anime-Serien geredet. Sonst über nichts. Aber eigentlich kenne ich den Mann nicht und weiß überhaupt nichts über ihn...!“
Nachdem der „sehr spezielle Zeuge“ wieder in Richtung seiner Zelle abgeführt worden war, rechnete die Vorsitzende dem Beschuldigten vor, dass sie von einer Handelsmenge von mindestens 2 Kilo Cannabis ausgeht. Anhand der Ankaufs-Reduzierung durch den Angeklagten sei sie aber bereit, zugunsten des Beschuldigten auf 1 Kilo zu reduzieren. Urteilte, da der 33-Jährige bis dato unbescholten war, milde: Einstellung des Verfahrens mit einer Probezeit auf zwei Jahre. Nicht rechtskräftig.
"Hände weg von Drogen"
Abschließend fügte die Richterin mit klaren Worten hinzu: „Hände weg von Drogen. Kein Kiffen mehr. Wenn sie innerhalb der Probezeit wieder mit dem Suchtmittelgesetz in Konflikt kommen, wird der nächste Richterspruch ganz anders ausfallen!“ Mit Kopfnicken und artigen Antworten wie „Ja. Jawohl, Frau Rat!“, bedankte sich der Burgenländer für das Urteil und will ab nun seine Chance nützen, in dem er nie wieder mit Drogen in Kontakt kommt.
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