Theatersommer Parndorf: Der Diener zweier Herren

- hochgeladen von Dominic Horinek
Mehrere Jobs auf einmal? Und keiner, der zum Leben reicht? Anstrengende Chefs? 12-Stunden Tage? "Der Diener zweier Herren" ist 272 Jahre alt und immer noch aktuell! In Parndorf ist das immerhin lustig anzusehen!
PARNDORF (doho). Auf den ersten Blick ist Goldonis Komödienklassiker "Der Diener zweier Herren" im Jahr 2018 ein schönes Echo aus den Tagen der Commedia dell´Arte. Mancher denkt bei Goldoni vielleicht daran, dass es wieder an der Zeit für einen Venedigurlaub wäre, bevor die Stadt endgültig, Sie wissen schon, Touristen, Hochwasser, Teuer.
Für einen zweiten, besseren und lustigeren Blick auf den "Diener" empfiehlt es sich die heurige Parndorfer Aufführung zu besuchen.
Moderner und klassischer "Diener"
Intendant Christian Spatzek, der auch die Titelrolle des Truffaldino übernimmt, und sein Team haben Goldonis Text komplett neu übersetzt. "Wir waren mit der Reclam-Ausgabe nicht zufrieden. Da fehlten Szenen, wurde gekürzt und falsch übersetzt.", so Spatzek. Was in Parndorf nie fehlen darf, und man der vielen Nestroy-Aufführungen wegen vielleicht auch nicht ablegen mag, ist die Musik, sind die Lieder. Musikalischer Leiter Peter Uvira bedient sich bekannter Melodien, die er als Lieder geschickt und störfrei in die Handlung einwebt. Wer das Stück nicht kennt, könnte meinen Goldoni habe das so geschrieben.
Trotz der Modernisierungen bleibt dieser "Diener" nahe am Original. Das Bühnenbild, ein Klein-Venedig samt Osteria und Brückerl, funktioniert wunderbar. Die Kostüme, wie aus dem 18. jahrhundert. Ebenso harmonisch spielt das Ensemble! Anna-Sophie Krenn überzeugt in ihrer Hosenrolle! Der Neudorfer Georg Kusztrich gibt einen wunderbaren Pantalone! Spatzek legt seinen Truffaldino optisch und mimisch so an, wie er geschrieben wurde. Als albernen, aber auch listigen Harlekin.
Das bunte Kostüm verbirgt dabei nicht, dass Goldoni ein Kritiker seiner Zeit war, und auch der heutigen wäre.
In der Not frisst der Diener die Fliegen
Truffaldino dient Beatrice, die in den Kleidern ihres toten Bruders nach Venedig reist, um ihren Geliebten Florindo zu finden. Der wird beschuldigt ihren Bruder getötet zu haben. Da Truffaldino prekär beschäftigt ist, in einer Szene isst er eine Fliege, tritt er ohne Beatrices Wissen auch in Florindos Dienste. Um wenigstens einmal satt werden zu können. Dass die beiden auch noch im gleichen Wirtshaus Quartier beziehen, macht Truffaldinos Job zum lustigen Drahtseilakt. Mit seinem Schmäh könnte Truffaldino auch die heutige Arbeitswelt überstehen.
Es wäre aber keine Komödie, hätte diese Geschichte kein gutes Ende. Jeder findet jeden. Denn:"Wen der Himmel füreinander bestimmt hat, den kann niemand auseinanderhalten!"
Alles wird gut.
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