Serie: Gute Impfung, schlechte Impfung
Serie Teil 4: Was das Impfen unseren Abwehrkräften antun kann
Als der dänische Wissenschaftler Peter Aaby Ende der 70er-Jahre in das bitterarme westafrikanische Land Guinea-Bissau aufbrach, hatte er ein großes Ziel: Er wollte verstehen, warum die Kindersterblichkeit dort so hoch ist.
Dafür gründete er das "Bandim Health Project", das kürzlich sein 40-jähriges Bestehen feierte. "Beinahe jeder Einwohner in unserem Bezirk nimmt an mindestens einer Studie teil", erklärt Aaby. "Die ersten Kinder, die wir aufgenommen haben, sind längst Großeltern."
Vorgefasste Meinungen
Mehr als 700 Studien haben Peter Aaby und sein Team mittlerweile in hochrangigen Fachjournalen veröffentlicht. Untersucht wurde alles, von der Ernährung über die Wohnverhältnisse bis hin zu medizinischen Interventionen. "Oft genug erwies sich das ,gesicherte Wissen‘, das wir an unseren Universitäten gelernt hatten, in der afrikanischen Realität als falsch."
So galt es als erwiesen, dass die Kindersterblichkeit deshalb so hoch ist, weil die Menschen in Afrika Hunger leiden und fehlernährt sind. "Wir fanden aber niemand der hungrig war – es gab hier jede Menge abwechslungsreiche Nahrung." Als großes Problem erwiesen sich stattdessen die Wohnverhältnisse. "Zehn bis 15 Personen schlafen in einem Raum, oft mehrere Kinder in einem Bett", erzählt Aaby. In der Regenzeit, wenn alles in Schlamm und Nässe versinkt, erwies sich dies als tödliche Falle. "Es starb nicht das Kind, das sich beim Nachbarn mit Masern oder einem sonstigen Infekt angesteckt hatte, sondern das Geschwisterkind, mit dem es in der Hängematte lag. Denn das wurde die ganze Nacht angehustet und bekam eine tödliche Virendosis ab."
Effekte von Impfungen
Während der letzten 20 Jahre gerieten immer mehr die Impfungen ins Zentrum von Aabys Forschung, speziell das Phänomen der "unspezifischen Effekte". Es wurde herausgefunden, dass z. B. die Masernimpfung nicht bloß "spezifisch" gegen Masern schützt, sondern darüber hinaus kräftige Auswirkungen auf die Abwehrkräfte hat. "Impfungen machen wesentlich mehr", erklärt dazu Peter Aaby. "Ich bin mir heute sicher, dass die unspezifischen Effekte der Impfungen wichtiger und bedeutsamer sind, als der spezifische Grund, aus dem die Impfungen eigentlich gegeben werden."
In diesen Studien ergaben sich zwei starke und einheitliche Trends:
* Lebendimpfungen (z. B. Masern, BCG, Polio Schluckimpfung) haben überwiegend positive Auswirkungen auf die Abwehrkräfte der Kinder und tragen dazu bei, dass die Kinder ein geringeres Risiko haben, an Malaria, Lungenentzündung oder Durchfall-Erkrankungen zu sterben.
* Totimpfungen mit inaktivierten Wirkstoffen (z. B. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten) haben negative Effekte auf die Abwehrkräfte. Sie erhöhen das Sterberisiko der Kinder – besonders jenes der Mädchen – um ein Vielfaches.
Ähnliche Resultate in Europa
Während der erste Teil dieser Resultate sofort angenommen wurde, ist der zweite Teil bis heute hoch umstritten. Wie sollten Impfungen, die von internationalen Organisationen wie der WHO empfohlen wurden, negative Auswirkungen haben können? Außerdem, so die Argumentation, seien das afrikanische Resultate – und die seien nicht auf Europa übertragbar.
Aaby und sein Team gingen dieser Frage nach. Und tatsächlich fanden sie ähnliche Effekte auch in Dänemark: Kinder, deren letzte Impfung eine Totimpfung war, hatten ein signifikant höheres Risiko, dass sie wegen Atemwegsinfekten ins Spital eingeliefert werden mussten.
Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Es braucht Mut statt Realitätsverweigerer
Alle Folgen der Serie finden Sie unter #impfen2019
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