Ärztemangel
Gutachten soll Zugang für Medizinstudium erschweren

Der Ärztemangel nimmt in Österreich weiter zu. | Foto: pxhere/Edwintp
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Während viele Regionen und Spitäler in Österreich unter einem Ärzte-Mangel leiden, studieren deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Österreich Medizin, weil sie in ihrer Heimat aufgrund der Zulassungsbeschränkung (Numerus-Clausus) keinen Studienplatz bekommen.

NÖ. Ein Gutachten das vom Land Niederösterreich in Auftrag gegeben wurde, könnte das Ende der Numerus-Clausus-Flüchtlinge bringen. „Wir brauchen unsere Studienplätze für unseren Medizinernachwuchs in Österreich“, so LH Johanna Mikl-Leitner.

Am 7. Juli werden wieder tausende junge Erwachsene zum Aufnahmetest für einen Studienplatz in der Medizin antreten. | Foto: Andreas Röbl
  • Am 7. Juli werden wieder tausende junge Erwachsene zum Aufnahmetest für einen Studienplatz in der Medizin antreten.
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Ärztemangel verschärft sich immer weiter

Von den derzeit rund 15.380 Medizin-Studenten in Österreich kommen 35 Prozent aus dem Ausland. Mehr als drei Viertel der deutschen Medizinstudenten verlassen nach der Beendigung ihres Studiums Österreich. Die Folge ist: Der Ärztemangel verschärft sich immer weiter, weil Österreichs Universitäten de facto viele Mediziner für unsere deutschen Nachbarn ausbilden. Ein Gutachten des renommierten Europarechtsexperten Universitätsprofessors Walter Obwexer von der Universität Innsbruck kommt nun zum Ergebnis, dass die Zugangsbeschränkungen des Heimatlandes auf die ausländischen Medizinstudentinnen und Medizinstudenten in Österreich angewendet werden dürfen. Das würde den Numerus-Clausus-Flüchtlingen einen Riegel vorschieben.

„In Österreich finanzieren wir hunderten Numerus-Clausus-Flüchtlingen aus Deutschland das Medizinstudium, die dann mehrheitlich wieder nach Deutschland zurückkehren. Und das wohlgemerkt bei Kosten von mindesten 360.000 Euro per Studienplatz in Mindestzeit. Dabei brauchen wir unsere Studienplätze für unseren Mediziner-Nachwuchs mehr als dringend“,

erklärt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und fügt hinzu: „Wir stellen dem Bund das Gutachten zur Verfügung und erwarten uns, dass man daraus rasch die richtigen Schlüsse zieht. Damit kann aus meiner Sicht mit einer vernünftigen Portion politischen Willen, das Ende der Numerus-Clausus-Flüchtlinge bereits ab dem Wintersemester 2024/25 besiegelt werden.“ Sie meinte, das Gutachten könne einen Beitrag leisten, dass deutlich mehr junge Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, auch Medizin studieren können. „Das könnte uns den dringend benötigten Ärztenachwuchs sichern."

Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten LH Johanna Mikl-Leitner und Universitätsprofessor Walter Oberwexer über das neue Gutachten. | Foto: MeinBezirk.at
  • Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten LH Johanna Mikl-Leitner und Universitätsprofessor Walter Oberwexer über das neue Gutachten.
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In Niederösterreich zeichnet sich ein positiver Trend ab

28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in 27 Kliniken in NÖ. Davon sind 4.295 Ärztinnen beziehungsweise Ärzte. Positiv hält Mikl-Leitner fest, dass 148 Medizinerinnen und Mediziner in den letzten zwei Jahren in Niederösterreich aufgenommen wurden, was einem historischen Höchststand im Land entspricht. Sie hält aber auch fest, dass mit 53 Prozent mehr als die Hälfte des medizinischen Fachpersonals Teilzeit arbeitet. Bisher konnten so aber nur die Abgänge durch Pensionierung kompensiert werden. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um Mediziner auszubilden", sagt die Landeshauptfrau. Bei den Hochschulen könne man aber nicht eingreifen.

Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten LH Johanna Mikl-Leitner und Universitätsprofessor Walter Oberwexer über das neue Gutachten. | Foto: MeinBezirk.at
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Landeshauptfrau mit konkreten Vorschlägen

Während in Österreich 75 Prozent der Studienplätze für österreichische Staatsbürger, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Angehörige aus Drittstaaten vorgesehen sind, gilt in Deutschland die Zulassungsbeschränkung Nummerus-Clausus. An den Hochschulen befinden sich derzeit 15.380 Medizinstudenten.
Um den Ärztemangel entgegenzuwirken fordert die Landeshauptfrau daher:

  • Kassenstellen in ländlichen Regionen attraktiver zu machen. Denn je weiter Weg vom Ballungsgebiet sich der Arzt oder die Ärztin befindet, desto höher seien die Kassentarife.
  • Die Niederlassung eines Arztes oder einer Ärztin in einer Bedarfsregion soll von der ÖGK mit 100.000 Euro unterstützt werden. 

In NÖ hat sich zudem das Landarztstipendium etabliert. 923 Euro bekommen Ärztinnen und Ärzte für max. 4 Jahre, wenn sie sich verpflichten für mindestens fünf Jahre Dienst zu machen.

Ärztemangel: Wie sehr vertraust du unseren Ärztinnen und Ärzten?

Gleiche Zulassungsvoraussetzungen für Studierende aus dem Ausland 

Universitätsprofessor Walter Obwexer, der im Auftrag des Landes Niederösterreich besagtes Gutachten erstellt hat, unterstreicht:

„Die Ausgangslage hat sich geändert. Wir haben in Österreich einen akuten Ärztemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Gleichzeitig sehen wir, dass jene, die hier bei uns Medizin studieren, zum überwiegenden Teil nicht in Österreich bleiben, um zu arbeiten. Daher ist es legitim, wenn für Medizinstudenten aus dem Ausland bei uns die gleichen Zulassungsvoraussetzungen gelten wie in ihrem Heimatland. Nur auf diese Weise lässt sich nämlich in Österreich der Gesundheitsschutz auf hohem Niveau gewährleisten; die geltende Quotenregelung reicht dafür nachweislich nicht.“

Der Universitätsprofessor führte bei der Pressekonferenz am Dienstag aus, es brauche eine ganze Reihe von Maßnahmen, darunter 1.850 Studienplätze für Humanmedizin für Österreicher, die mit größter Wahrscheinlichkeit auch hier ihre Tätigkeit ausüben. Für das Studium der Humanmedizin könne zur sogenannten besonderen Universitätsreife zurückgekeht werden, was 270 Ausbildungsplätze mehr ermöglicht. Weiters wäre es möglich, Humanmedizinerinnen und Humanmediziner nach Abschluss ihrer Ausbildung dazu zu verpflichten innerhalb von zehn Jahren fünf Jahre in Österreich zu arbeiten.

Auch bei der kommenden Landtagssitzung wird der Ärztemangel Thema sein:

Ärztemangel, Pflege & leistbares Wohnen

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