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Schleritzko: "Ganz ohne Auto wird's nicht gehen, aber wir bauen Bus und Bahn massiv aus"

Landesrat Ludwig Schleritzko, zuständig für den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich | Foto: VOR/Bollwein
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Die Zukunft liegt im Öffentlichen Verkehr. Doch wie lässt sich das in einem Flächenbundesland wie Niederösterreich umsetzen? Und ist es wirklich sinnvoll, jedes kleine Dorf im Halbstundentakt mit dem Bus anzufahren? BEZIRKSBLÄTTER Chefredakteur Oswald Hicker spricht mit Landesrat Ludwig Schleritzko über die Herausforderung für den Öffi-Verkehr in Niederösterreich.

Niederösterreich hat den Ruf als Auto-Land. Wie hoch ist die Bedeutung des Öffi-Verkehrs?
LUDWIG SCHLERITZKO:
Dieser Ruf ist uns bekannt. Gerade in einem Flächenbundesland wie Niederösterreich kann man das Auto nicht wegdenken und darf man den Individualverkehr auch nicht schlechtreden. Aber Fakt ist: Wir sind auch Vize-Staatsmeister bei der Öffi-Nutzung. Fast 30 von 100 zurückgelegten Kilometer werden mit Bus oder Bahn gefahren.


Was tut das Land um diesen Anteil zu erhöhen?
Wir setzen auf noch bessere Angebote. Öffis sollen eine echte Alternative sein. Wer sie nutzt, soll sich in seiner Freiheit nicht eingeschränkt fühlen. Der Landtag hat gerade erst die Weichen für eine Öffi-Milliarde gestellt. Wir bauen mit diesen Geldern auf der Bahn die Angebote in den nächsten zehn Jahren um etwa 25 Prozent aus. Darüber hinaus wird der Busverkehr laufend verbessert. Hier planen wir Steigerungen um bis zu 30 Prozent.

Landesrat Ludwig Schleritzko, zuständig für den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich | Foto: VOR/Bollwein
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Was hat das Land mit dem Bahnverkehr zu tun? Die ÖBB sind ja ein Bundesunternehmen?
Viele wissen das nicht, aber Niederösterreich hat seit dem Fahrplan im Jahr 2000 alle Verbesserungen im Regionalverkehr der Bahn finanziert. Das hat uns auch viel Geld gekostet. Seit damals insgesamt 505 Millionen Euro für Angebote auf ÖBB-Strecken. Für die nächsten zehn Jahre nehmen wir 1,1 Milliarden Euro für ÖBB-Angebote in die Hand und bauen jetzt wieder gemeinsam mit dem Bund die Angebote aus.


Wieviel Geld gibt NÖ für den Öffi-Verkehr aus?
Nächstes Jahr werden es 131 Mio. Euro sein, die uns Bus- und Bahnangebote kosten. Das ist eine Steigerung von 40% im Vergleich zum heurigen Jahr 2019. Erstmals werden wir dann auch mehr Geld in die Öffi-Angebote investieren, als in den Straßenbau, wo es jedoch zu keinen Kürzungen deswegen kommt. Damit können auch dort weiterhin Sicherheitsprojekte und notwendige Ausbauten vorangetrieben werden.


Ist es sinnvoll jedes Dorf am Waldesrand im Halbstundentakt anzufahren?
Es ist aus meiner Sicht sinnvoll, wenn es sowohl in der Stadt als auch am Land ein attraktives Öffi-Angebot gibt. Das muss nicht immer ein Bus sein. Wir können hier auch andere Angebote andenken.


Was wären Alternativen?
Hier könnte etwa mit Anrufsammeltaxis gearbeitet werden. Wir haben schon jetzt im Land einige Projekte, die auch sehr gut funktionieren. Wichtig ist mir, dass wir zuverlässige Angebote brauchen. Wie wir diese abwickeln, muss vor Ort besprochen werden.

Das Land steht hier aber an der Seite der Gemeinden und hilft etwa mit den regionalen Mobilitätsmanagern bei der Suche nach individuellen Lösungen.
- Landesrat Ludwig Schleritzko

Was sind die größten Herausforderungen im Öffi-Verkehr in NÖ?
Das ist zum einen die Größe Niederösterreichs. Anders als etwa in alpinen Regionen müssen wir ein dichtes Netz bieten und können uns nicht auf Linien in und aus Tälern verlassen. Dazu braucht es ein gut ausgebautes Busnetz. Zum anderen braucht es hier auch gut ausgebaute Infrastruktur im Bereich der Bahn, denn sie bildet das leistungsstarke Rückgrat in unserer Mobilitätspolitik.

Welche Projekte sind am dringlichsten, wenn man die Verbindungen weiter verbessern will?
Wir haben auf vielen Strecken Investitionsbedarf. Das betrifft etwa die Laaer Ostbahn, die Nordwestbahn, Verbindungen in den Südraum Niederösterreichs oder auch Elektrifizierungen auf Regionalbahnstrecken. Eine der größten Herausforderungen der Zukunft ist aber mit Sicherheit der Weg nach Wien. Damit die Landesgrenze nicht zur Zugbremse wird, braucht es Investitionen in die bestehende Bahnverbindung in Wien. Wenn wir aber deutlich mehr Züge nach Wien und aus Wien heraus anbieten wollen, dann brauchen wir dort auch eine zusätzliche Stadtquerung, eine sogenannte Stammstrecke. Auf all das weisen wir auch immer wieder in Gesprächen mit dem Bund hin. Wir drängen auf ein Schienenpaket für die Ost-Region.


Was ist mit angekündigten Projekten wie der Beschleunigung der FJB, der Elektrifizierung und Ausbau STP-Krems oder Akkubetrieb im Kamptal?
Wir hoffen hier auf eine rasche Regierungsbildung, um ein Gegenüber zu haben, mit dem über derart langfristige Projekte auch auf politischer Ebene verhandelt werden kann.


Wann sind Sie zuletzt mit Öffis gefahren? Wie häufig nutzen Sie Öffis?
Erst vor kurzem habe ich den bayrischen Verkehrsminister getroffen und bin nach München selbstverständlich mit dem Zug angereist. Beruflich wird es sonst aufgrund der Termindichte schwierig mit der Öffi-Nutzung. Aber privat trifft man mich immer wieder im Zug und in meiner Jackentasche findet man fast immer ein aktuelles Ticket für die Wiener Linien. Ein wichtiger Wegbegleiter ist für mich aber auch unsere Öffi-App „AnachB“.

Landesrat Ludwig Schleritzko, zuständig für den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich | Foto: VOR/Bollwein
Landesrat Ludwig Schleritzko, zuständig für den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich | Foto: VOR/Bollwein

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